Das Tor nach Andoran (German Edition)
nichts Ungewöhnliches entdecken. * Narrten ihn die Schatten der Dämmerung, oder schlich da draußen ein Tier herum? *
Gandulf überlegte. Auf keinen Fall wollte er unnötig Schrecken verbreiten aber nachsehen wollte er trotzdem. »Ich sehe mich um, wo ich mein Pferd unterstellen kann, ihr könnt euch schon für die Nacht einrichten,« sagte er zum Troll. Mit schnellen Schritten ging er nach unten, trat aus der Schenke und beobachtete unauffällig die Häuser der anderen Seite.
Ganz besonders beobachtete er das Fenster, in dem er die Bewegung gesehen hatte. An der Haltestange angekommen löste die Zügel vom Holm und führte das Pony zu dem angebauten Schuppen neben der Schenke. Mit einiger Mühe gelang es ihm das Tor in den verrosteten Angeln zu bewegen, und in das dämmrige Innere zu sehen.
Der Schuppen schien früher dem Zweck gedient zu haben, für den ihn Gandulf brauchte, als Pferdestall für die Gäste die im „Goldklumpen“ übernachten wollten. Durch die Ritzen der grob zusammengezimmerten Bretter fiel noch genügend Licht, um das Innere in schemenhaftes Licht zu tauchen.
Gandulf ging auf eine Box zu und führte sein Pferd hinein, da vernahm er ein Rascheln, das von der Rückwand des Schuppens herkam. Ein dunkler Schatten bewegte sich rasend schnell auf das Tor zu und war verschwunden, noch ehe Gandulf reagieren konnte. Nur das leise Trippeln von Stiefel verlor sich in der Dämmerung.
Gandulf band rasch das Pferd an einem verrosteten Eisenring fest und hastete zum Tor. Er kam gerade noch rechtzeitig, um den Schatten zwischen den Häusern gegenüber verschwinden zu sehen. Als er auf den Boden sah, erblickte er die Abdrücke kleiner Stiefel, dessen Besitzer er auf die Größe von Granak oder einem Jäger einschätzte.
»Wir sind nicht alleine.« Gandulf betrat aufgeregt den Raum in dem Granak und die anderen auf ihn warteten. Erschrocken sahen ihn Julian Riana und der Troll an.
»Sind es die Jäger des Barons,« fragte Riana aufgeregt und sah Gandulf beunruhigt an. Granak schüttelte energisch den Kopf. »Das kann nicht sein sonst hätte es Dragan mir mitgeteilt. Er sieht auch nachts wie eine Eule und hätte sofort Alarm geschlagen. Du musst dich irren Gandulf.«
Gandulf antwortete mit einer Gegenfrage. »Hinterlassen Geister Spuren?« Granak sah Gandulf verständnislos an und lachte. »Willst du mich auf den Arm nehmen, hier gibt es keine Geister, die herumspuken.«
»Genau,« ereiferte sich Gandulf. »Wie erklärst du dir dann die Spuren, die ich vor dem Schuppen fand. Diese Abdrücke könnten von deinen Schuhen stammen, aber du warst die ganze Zeit hier oben. Es können als nur Kishos Jäger sein, die uns suchen, oder kennst du noch jemand, der so kleine Füße hat.«
Der Troll verneinte Gandulfs Frage.
»Zwerge …, vielleicht sind es Zwerge, in deren Gebiet wir eingedrungen sind,« mischte sich Julian ein. Gandulf vollführte eine genervte Handbewegung, ehe er heftig entgegnete. »Verschon uns mit deinen Märchengestalten Junge. Zwerge …, wenn ich nur daran denke, schüttle ich mich vor Lachen. Fällt dir nichts Vernünftiges ein?« Julian lief rot vor Zorn an. Noch nie hatte Gandulf ihn wie einen dummen Jungen behandelt und seine Worte verletzten ihn zutiefst, noch dazu im Beisein Rianas. Wütend sprang Julian auf und stapfte aus dem Raum.
»Wo willst du hin? Ich halte es angesichts der Bedrohung für das Beste, wenn wir zusammenbleiben,« rief Gandulf ihm nach.
Doch Julian hörte ihn auf dem Weg nach unten nicht mehr. Riana erhob sich vom Sofa, um Julian zu folgen.
»Das war unnötig Julian zu beleidigen, er wollte nur helfen und du machst ihn lächerlich.«
Als Riana nun ebenfalls den Raum verließ, erhob sich Trina von dem Platz, wo sie gelegen hatte, und folgte ihr schwanzwedelnd nach unten.
Verwundert sah Gandulf Granak an. »Was hat sie,« fragte er mit einer hilflosen Geste, wobei er den Troll ratlos ansah. Granak hob die Schultern und meinte, »Riana hat recht, du solltest dich bei ihm entschuldigen.« Dann verschwand auch er und ließ einen völlig verdutzten Gandulf zurück.
»Warte Julian, ich bitte dich lauf jetzt nicht weg. Wir müssen zusammenbleiben.« Rianas Stimme erreichte Julian auf der Schwelle der Schenke nach draußen. Julian blieb stehen und drehte sich zu Riana um, die in der Mitte der Treppe stand.
Hier in der beginnenden Dunkelheit konnte Julian ganz deutlich den leichten Schimmer erkennen, der Riana umgab. * Wie schön sie doch war, * ging es ihm durch
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