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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Catlin stimmte ihr zu.

    Randal hatte beobachtet, dass die Frau des Meisters mit ihrem Vetter fortgeritten war. Nun wartete er darauf, dass auch Flint das Haus verließ. Der Geselle spielte und trank zu gern, als dass er sich die Gelegenheit entgehen ließ, seinen Feierabend in der Schenke zu verbringen. Nur wenn der Meister nicht da war und er mit der Meisterin das Bett teilen konnte, blieb er nach seinem Tagwerk zu Hause, das hatte er selbst erzählt. Ein Grinsen huschte über Randals Gesicht. Bald schon würde er Quickhands an den König ausliefern und die Glockengießerei als Belohnung für seinen Verrat fordern. Doch zuvor musste er noch das Geheimnis der Glockenrippe lüften.
    Als die Tür zur Gießerei endlich aufflog, Flint auf die Straße trat und sich sogleich auf den Weg machte, lief Randal los, um ihn einzuholen.
    »Wo ist sie hin?«, fragte er, ohne Flint anzusehen, und schritt neben ihm her, als hätten sie das gleiche Ziel.
    »Nach Hause, zu ihrem Vater«, antwortete der Geselle einsilbig.
    »Wird dir wohl fehlen«, schloss Randal aus seiner Wortkargheit.
    »Weiber gibt’s wie Sand am Meer«, antwortete Flint herablassend. »Abwechslung hat noch keinem geschadet. Werde mich schon trösten lassen heute Nacht.«
    Randal nickte, obwohl er keineswegs Flints Meinung war. Niemals hätte er Merilda hintergangen. Sie war es, die ihm Kinder geschenkt hatte, die ihm Halt und Zuversicht gab, nur für sie hatten sein Tun, seine Arbeit und sein Leben einen Sinn.
    »Ich warte noch immer auf die Glockenrippe«, erinnerte er Flint ungehalten.
    »Wenn der Meister das nächste Mal fortgeht. Da die Meisterin nicht da ist, wäre die Gelegenheit trefflich.«
    Diesmal war Randal einer Meinung mit Flint. »Wenn sie beide weg sind, könnte ich in die Werkstatt kommen und mir in aller Ruhe die Formeln und Berechnungen ansehen, ohne dass du die Glockenrippen außer Haus bringen musst.«
    »Abgemacht.«
    »Am besten hinterlässt du eine Nachricht im Roten Löwen für mich. Aber spute dich, ich muss bald zurück nach Oxford. Es wartet Arbeit auf mich.«
    Flint nickte. »Sicher.«
    Randal hob die Hand zum Gruß. »Bis dann.« Sie trennten sich wie zwei alte Bekannte, die sich zufällig getroffen hatten und nun ihrer Wege gingen.
    Randal war durchaus zufrieden mit dem Ergebnis der Unterredung. Sobald er Johns Geheimnis gelüftet hatte, würde er dafür sorgen, dass der junge Kaufmann am Galgen endete. Er kratzte sich nachdenklich das Kinn. Wenn ihm der Glockengießer bis dahin nur nicht in die Quere kam und dem Kaufmann die Werkstatt womöglich abkaufte! Randal hatte sie schon einmal verloren und mochte eine solche Niederlage nicht noch einmal erdulden. Wenn er jedoch in Johns Fußstapfen treten wollte, dann musste er nicht nur dessen Geheimnis aufdecken, sondern ihn auch für alle Zeiten loswerden. Er runzelte die Stirn. Wie er das anstellen sollte, wusste er noch nicht, doch ihm fiel bestimmt etwas ein, wenn er nur gründlich darüber nachdachte.

    Weihnachten und die zwölf Nächte bis zum Dreikönigstag waren eine wunderbare Zeit. Wer immer es sich leisten konnte, arbeitete im Voraus und ließ zum Christfest sein Tagwerk ruhen. Auch in der Schmiede blieb die Esse kalt, denn mit Familie und Freunden zu feiern, innere Einkehr zu halten und zu beten war in diesen Tagen wichtiger. Der üppig gedeckte Tisch mit herzhaften und süßen Köstlichkeiten, die es nur zum Christfest gab, das ausgedehnte gemeinsame Essen und Trinken, die Geschichten von Rittern, Heiligen und Wundern, die man sich erzählte, all das war eine höchst willkommene Abwechslung an den langen dunklen Winterabenden. Schon Wochen zuvor waren alle aufgeregt und bereiteten sich voller Vorfreude auf die Festtage vor. Elfreda und Winnie kochten und buken, sotten und brieten, denn das Haus versprach voll zu werden. Die Gesellen und Lehrlinge würden an einigen Tagen mit ihnen feiern, Mabel hatte versprochen, hin und wieder vorbeizukommen, und auch mit Nachbarn sowie Freunden musste gerechnet werden. Sich gegenseitig zu besuchen war eine treffliche Gelegenheit, Neuigkeiten auszutauschen, von fortgegangenen Freunden und Familienangehörigen, von den Ereignissen in den Dörfern und Städten der nächsten Umgebung, in der Grafschaft, ja, im ganzen Land, vom König und den Adligen, von Kriegen, Verstorbenen und geplanten Hochzeiten, Gutes wie Schlechtes, alles eben, was zum Leben dazugehörte. Tagsüber, wenn der Nordwind blies und die ersten Schneeflocken herantrug, zog

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