Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Alan sich zuweilen in die Schmiede zurück. Nicht um zu arbeiten, wie er betonte, sondern um ein wenig aufzuräumen und nachzudenken.
»Erlaubst du?«, fragte Catlin und steckte den Kopf durch den Türspalt.
»Gewiss doch, komm herein!« Alan lächelte. Er hielt ein Werkzeug und einen Lappen in der Hand. »Die Feile hat einmal deiner Großmutter gehört«, erklärte er. »Sie hat sie meinem Großvater geschenkt, als er mit seiner Familie nach Orford zog. War schwer für ihn, denn er liebte diesen Ort.« Er sah sich in der Werkstatt um und nickte zur Bekräftigung. »Aber die Schmiede in Orford brauchte einen zuverlässigen Schmied, und seine Söhne – mein Vater und mein Onkel – konnten schließlich nicht ewig mit deinem Vater hier arbeiten. Für drei Schmiede und mehrere Helfer ist die Werkstatt in der Tat zu klein.« Er lächelte. »Für einen allein aber ist sie viel zu groß«, stellte er bekümmert fest. »Dein Vater wird nicht mehr lange arbeiten können«, fügte er leise hinzu.
»Dann solltest du ans Heiraten denken«, riet Catlin. Sie wunderte sich über die Enge in ihrer Brust und die Kälte in ihrer Stimme, ohne zu ahnen, was sie bedeuteten.
Alan stimmte ihr zu, ohne sie anzusehen. »Das sollte ich wohl.« Er wischte mit dem Tuch über die Feile und legte sie beiseite. »Ich sollte mir Söhne wünschen, denen ich das Schmieden beibringen kann.« Er lächelte verlegen. »Aber ich würde mich genauso über Töchter freuen, wenn ich sie nur mit der Frau haben könnte, die ich liebe.« Ein kurzer, weicher Blick streifte Catlin. Blut schoss ihr in den Kopf. Rasch senkte sie ihn und schämte sich, weil die Frage in ihr bohrte, wer diese Frau wohl sein mochte. Doch nach allem, was sie Alan angetan hatte, stand ihr Neugierde nicht zu. Ob die Frau aus Orford stammte? Alan schien sich nach ihr zu verzehren. Zuweilen wirkte er nachdenklich, beinahe traurig, so als sei es ihm verwehrt, jemals zu lieben. Wenn Catlin es allerdings recht bedachte, wollte sie die Wahrheit gar nicht erfahren. Sie fürchtete die Antwort, die sie zu hören bekäme, und zog es vor, ihn nicht nach der Frau zu fragen, sondern nur stumm zu nicken.
»Dein Vetter hat zwei neue Schwerter bei mir in Auftrag gegeben«, sagte Alan mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Dein jüngerer Vetter.«
»Knightly?« Catlins Miene hellte sich auf. »Ich habe ihn seit einer halben Ewigkeit nicht gesehen.«
Alan wandte sich ab. »Komm, ich zeige sie dir!« Er winkte ihr, holte den Schlüssel hervor, den er um den Hals trug, und öffnete das schmiedeeiserne Schloss einer großen Holzkiste. Catlin runzelte die Stirn.
»Ist das der Schlüssel meines Vaters?«, fragte sie argwöhnisch. Henry trug ihn um den Hals, solange sie denken konnte, und hatte ihn noch nie aus der Hand gegeben.
Alan schüttelte belustigt den Kopf. »Der Herr bewahre, nein! Die Schwerter in dieser Truhe habe ich gefertigt, darum ist es mein Schlüssel. Dein Vater trägt den seinen noch immer um den Hals.«
Catlin war erleichtert. Warum, konnte sie nicht sagen. Alan schien durchaus vertrauenswürdig, wieso hätte ihr Vater ihm seinen Schlüssel also nicht geben sollen? Schließlich schätzte er ihn offenbar genug, um ihm seine besten Kunden zu überlassen. Früher hatte er die Schwerter für den Maréchal stets selbst gefertigt und nicht die winzigste Kleinigkeit einem anderen überlassen. Doch nach dem Überfall auf die Schmiede hatte sich vieles geändert, und so war Catlin froh, dass ihr Vater seinen Schlüssel nach wie vor bei sich trug. So konnte sie sicher sein, dass er die Verantwortung bisher nicht gänzlich aus der Hand gegeben hatte. Catlin rief sich zur Ordnung. Alan würde die Schmiede übernehmen, wenn Henry eines Tages zu alt war, um sie zu führen, oder wenn er starb. Dass der junge Schmied das Handwerk fortführen würde, war tröstlich. Trotzdem schmerzte es Catlin, dass die Werkstatt nicht länger in Familienbesitz bleiben sollte. Selbst schuld, dumme Gans!, schalt sie sich stumm. Du hättest ihn ja heiraten können. Ihr Herz geriet ins Stolpern, und um sich abzulenken, ließ sie sich das Schwert zeigen, das Alan inzwischen von einer schützenden Leinenhülle befreit hatte. Die Arbeit war gut. Sehr gut sogar. Kein Wunder, dass Henry nach seinem alten Freund Raymond mittlerweile auch dessen Sohn hoch achtete. Doch es war nicht nur seine Arbeit, die er schätzte. Der Schmied liebte Alan wie einen Sohn. Einen Sohn, den er nie bekommen hatte.
»Knightly ist ein netter
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