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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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verfügte er doch nicht nur über die Macht, großzügig zu geben, nein, er konnte ihm und seiner Familie auch jeglichen Besitz nehmen. Richard glaubte nicht, dass dies geschehen würde, denn Henry war kein schlechter Mensch. Im Gegenteil, er war zutiefst gläubig und versuchte ein gottgefälliges Leben zu führen, was ihm bis auf die nicht eheliche Liebschaft mit Mabel auch recht gut gelang, trotzdem war es gewiss besser, ihn nicht gegen sich aufzubringen.
    Richard schnaufte ungläubig. Warum musste das ausgerechnet ihm widerfahren? Warum konnte der König von keinem anderen seiner Männer diesen Freundschaftsdienst einfordern? Lancelot fiel ihm wieder ein, darum schüttelte er heftig den Kopf.
    »Bitte, mein Freund, denkt darüber nach! Ich brauche Euch. Ohne Mabel kann ich nicht leben.«
    Sobald Richard allein war, folgte er dem Rat seines Freundes und Königs und dachte über dessen ungewöhnlichen Wunsch nach. Rastlos wanderte er auf und ab, raufte sich die Haare und seufzte immer wieder auf.
    Es fiel ihm nicht schwer, sich auszumalen, wie es wäre, mit Mabel verheiratet zu sein, Zeit mit ihr zu verbringen, ein gemeinsames Leben zu planen. Als sich Kinder in seine Wunschvorstellung schoben, zwei Söhne und zwei Töchter, vielleicht mehr, lächelte er, und sein Herz begann zu rasen. Kinder, die aussahen wie Mabel. Töchter, so schön wie sie, und Söhne, mit denen er auf Beizjagd gehen konnte. Ein wunderbarer Gedanke war das, der schönste, den er sich vorstellen konnte, doch verflog die Vision rasch wieder. Auf Wunsch des Königs, so machte sich Richard klar und kam allmählich zur Besinnung, sollte er Mabel zwar heiraten, die Ehe mit ihr jedoch niemals vollziehen. Wie Geschwister sollten sie leben, nicht wie Eheleute. Wie aber sollte Richard die geliebte Frau heiraten, ohne sie je in den Armen halten zu dürfen, ohne Kinder mit ihr zu zeugen? Während der vergangenen Jahre hatte er Höllenqualen gelitten. Wann auch immer der König auf Richards Gesellschaft bestanden und in seiner Anwesenheit ganz offen mit Mabel geturtelt hatte, hatte Richard fast den Verstand und die Fassung verloren. Konnte Henry wirklich so blind sein und nicht bemerken, wie sehr sein Freund litt? Oder war es ihm gleichgültig, dass er ganz und gar Unmenschliches von ihm verlangte? Wie sollte Richard mit Mabel verheiratet sein, mit ihr unter einem Dach leben und dulden, dass der König sie besuchte, wann immer ihn danach gelüstete? Wie ertragen, dass Henry sein Weib für sich einforderte, ihm vor aller Augen Hörner aufsetzte und zugleich bewies, dass er, der König, Mabel glücklich machen konnte, während Richard nichts weiter war als ein Narr? Richard bekam kaum noch Luft. Nein, es war zu hart, was der König von ihm forderte. Dass er Henry die Bitte nicht einfach abschlagen konnte, lag auf der Hand, doch er musste einen Ausweg finden. Verzweifelt überlegte er, welche Wahl ihm blieb. Und wenn er außer Landes floh? Er lachte ungläubig. Der treueste Freund des Königs. Ein solcher Vertrauter stahl sich nicht einfach davon wie ein gemeiner Dieb. Wie hätte sein Großvater, der Maréchal, gehandelt? Als Berater und Freund seines Königs hatte er stets das eigene Glück hintangestellt, doch die Frau, die er liebte, hatte er niemals verraten. Die Heirat mit Mabel aber wäre Verrat gewesen, Verrat an ihr und am König.

    Tief beeindruckt sah sich Randal unter den Männern um, die im Hof in Grüppchen zusammenstanden, und für einen Augenblick drohte ihm der Mut zu sinken. Was hatte ein Mann wie er im königlichen Palast zu suchen? Ein einfacher Handwerker, der gekommen war, um einen Dieb an den Henker auszuliefern! Dann aber entdeckte er in einer Ecke des Hofes weitere Männer und Frauen aus dem Volk, Handwerker, Bauern, sogar Waschweiber. Sie alle schienen ebenso wie er darauf zu warten, zum König vorgelassen zu werden. Neugierig gesellte er sich zu ihnen. Sie konnten unmöglich alle wissen, wer Quickhands war, mussten also andere Gründe haben, dem König ihre Aufwartung machen zu wollen. Gespannt spitzte Randal die Ohren und lauschte den Gesprächen.
    »Der König soll das Schwein zum Tode verurteilen«, schloss eine aufgebrachte Bäuerin ihre Erzählung, deren Anfang Randal verpasst hatte. Die anderen nickten und brummten zustimmend. Nur ihr Mann fuchtelte mit dem Zeigefinger herum. »So einfach lasse ich John Hooknose nicht davonkommen!«, erregte er sich. »Sein ältester Sohn soll meine Tochter heiraten, wenn sie alt genug ist, oder

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