Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
einem lauten Seufzer antwortete und zu Boden sank. »Es ist nicht mehr weit, so komm doch, bitte!«, flehte Catlin.
»Ich kann nicht«, presste Mabel hervor und stöhnte. »Es tut so weh.« Tränen liefen ihr über das Gesicht.
»Aber es ist zu kalt. Du kannst hier nicht einfach liegen bleiben. Streng dich an, bitte, Mabel!« Catlin wollte ihr aufhelfen, doch Mabel schüttelte den Kopf.
»Ich kann nicht!«, wiederholte sie und keuchte. »Lauf los und hol Hilfe! Es ist das Kind, ich glaube, es kommt!«, rief sie voller Angst, krümmte sich vor Schmerzen zusammen und klammerte sich an den Stamm einer Eiche, die der Blitz gefällt hatte.
Die Freundin allein am Wegesrand liegen zu lassen behagte Catlin ganz und gar nicht, denn es war kalt, Schneeflocken trudelten bereits herab, andererseits konnte sie allein kaum etwas ausrichten. »Ich bin ganz schnell zurück!«, rief sie kurz entschlossen und stürmte los, um das Leben von Mabel und ihrem Kind zu retten. Rasch setzte sie die Füße voreinander und schwang die Arme, um schneller voranzukommen. Zweimal knickte sie um, und immer wieder drohten sie Steine und Äste zu Fall zu bringen. Angst schnürte ihr die Kehle zu, und die eisige Luft brannte ihr wie Feuer in der Brust.
»Alan, Elfreda, Winnie, helft mir!«, rief sie schon von Weitem. Hunter rannte ihr aufgeregt bellend und mit gesträubtem Nackenfell entgegen, so als ahne er, dass Gefahr im Verzug war. Der Erste, der Catlin rufen hörte, war Duncan. Offenbar hatte er sich hinter der Schmiede erleichtert, denn er richtete sich noch die Kleidung, während er auf Catlin zukam.
»Was ist?«, fragte er erschrocken. Der Überfall auf die Schmiede hatte deutliche Spuren in seiner Seele hinterlassen. Obwohl er inzwischen ein Mann war und stark wie ein Ochse, befürchtete er doch immer, dass etwas Schreckliches geschah.
»Mabel …«, versuchte Catlin atemlos zu erklären. »Ich glaube, das Kind kommt. Es ist viel zu früh!« Sie eilte bereits zum Haus. »Geh und hol Alan!«, schrie sie. »Ihr müsst sie herbringen, sie liegt am Wegesrand. Rasch!«
Duncan nickte und rannte los. »Sag Winnie und Elfreda Bescheid, wir tragen sie ins Haus!«, rief er, riss die Tür zur Schmiede auf und verschwand im Innern.
Es dauerte kaum länger als zwei Wimpernschläge, bis er und Alan herausstürzten und über den Hof liefen. Auch Winnie hatte den Aufruhr inzwischen mitbekommen und erschien an der geöffneten Haustür. »Wo ist Mabel?«, fragte sie sofort. Sie wusste, dass die beiden Freundinnen den Tag in der Schmiede hatten verbringen wollen und dass Catlin Mabel entgegengegangen war, damit sie unterwegs ungestört ein wenig plaudern konnten.
»Das Kind!« Catlin konnte die Tränen kaum zurückhalten. Sie rang nach Atem, und ihre Brust fühlte sich zum Ersticken eng an. »Ich glaube, es kommt.«
»Aber es ist viel zu früh!« Fassungslos riss Winnie die Augen auf. »Heilige Mutter Gottes …«, murmelte sie und zog Catlin ins Haus. »Wasser, wir brauchen heißes Wasser und frisches Leinen«, murmelte sie und wies auf die Feuerstelle.
Catlin nickte und schürte das Feuer, um Wasser zu erhitzen, und blickte bang zu Winnie hinüber, die mitten im Raum stehen geblieben war, um nachzudenken, bevor sie alles zusammensuchte, was gebraucht würde: saubere Tücher, eine Schüssel, Bindfaden, ein scharfes Messer und zwei Kerzenstummel.
Plötzlich waren vor dem Haus Stimmen zu hören. Catlin riss die Tür auf. »Legt sie auf mein Lager!«, rief sie, als die beiden Männer Mabel hereintrugen, und deutete auf den leinenbedeckten Strohhaufen in einer Ecke des Raumes. Erst jetzt entdeckte sie, dass Mabels Kleid mit Blut getränkt war, und erschrak. Hilfe suchend blickte sie von Mabel zu Winnie.
»O mein Gott, Elfreda!«, rief sie erleichtert, als die Witwe des Schmiedes hinter den Männern auf der Türschwelle erschien. Einer Erklärung bedurfte es nicht. Ein Blick auf Mabel reichte aus, um Elfreda ins Bild zu setzen. Sie schob die Ärmel ihres Kleides hoch und verbarg eine Haarsträhne unter ihrer Haube, dann sah sie sich um.
»Du hast alles gut vorbereitet«, sagte sie anerkennend zu Winnie und lächelte sie aufmunternd an. »Ich habe dir geholfen, deine Kinder auf die Welt zu bringen, nun ist es an dir, Mabel zu helfen. Du weißt, was sie durchmachen muss, und verstehst sie.« Sie nickte. »Halt ihre Hand, atme mit ihr, und gib ihr Kraft in dieser schweren Stunde.«
Die Männer hatten Mabel vorsichtig auf das Strohlager gebettet und den
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