Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
Vom Netzwerk:
Freundin um die Wette die Treppe hinauf.
    »Die Lavendelblüten und die Rosmarinzweige scheinen die Motten tatsächlich ferngehalten zu haben«, freute sich Mabel, als sie das Kleid aus der Truhe zog und aufs Bett legte. »Ich entdecke kein einziges Loch, du etwa?«
    »Nein, aber …«
    »Nun probier es schon an!«, drängte Mabel. »Vielleicht passt es doch noch.«
    Catlin gab nach. »Meinetwegen.« Sie zog ihr einfaches Leinenkleid aus und schlüpfte in das edle Seidengewand wie in eine andere Haut. Plötzlich fühlte sie die Unbeschwertheit von damals wieder und glaubte fast, Richards Schritte auf der Treppe zu hören. Als die Tür aufflog und Flint mit gerunzelter Stirn auf der Schwelle der Kammer erschien, war sie enttäuscht, und der Zauber des Augenblickes verflog.
    »Was treibt ihr da?«, knurrte er, als hätte er keine Augen im Kopf.
    »Wonach sieht es für dich denn aus?«, antwortete Mabel forsch.
    Flint beachtete sie nicht. »Wo hast du das her?«, fragte er Catlin. »Hat sicher eine Menge Geld gekostet. Bring es zurück!«
    »Richard hat es mir gekauft, vor vielen Jahren.« Catlin sah ihn flehentlich an. »Ich wollte es nur anprobieren, für die Hochzeit.« Immerhin passte es, war sauber und ungeflickt. Mit Blumen im Haar würde sie noch einmal wie eine Edelfrau aussehen.
    »Albern, so etwas«, brummte Flint. »Ich ziehe meinen Kittel an und sehe dann aus wie der arme Tölpel, der eine reiche Witwe heiratet. Nichts da!« Er fuchtelte mit den Armen. »Setzt meiner Braut keine solche Flausen in den Kopf, Mistress Königsliebchen!«, wandte er sich an Mabel, bedachte sie mit einem geringschätzigen Blick, machte wortlos kehrt und warf die Tür hinter sich zu.
    »Das muss ich mir nicht …«, hob Mabel an.
    »Bitte nicht!« Catlin legte der Freundin begütigend eine Hand auf den Arm. »Er meint es nicht so. Johns Tod geht ihm näher, als er zugibt.«
    Mabel schüttelte missbilligend den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht, was du an ihm findest. Er ist grob und lieblos.«
    »Er ist schüchtern. Vor anderen seine Liebe zu zeigen ist nicht seine Art. Immerhin hat er mehr als zwei Jahre lang verbergen müssen, was er für mich empfindet. Er wird es lernen. Mit der Zeit, du wirst sehen. Wenn wir allein sind …« Catlin errötete. »Dann flüstert er mir wunderbare Worte ins Ohr.« Sie senkte den Blick und zog das Kleid wieder aus. »Es ist zu eng, ich kann kaum darin atmen. Ich ziehe mein Sonntagskleid an, wie immer, wenn ich zur Messe gehe.« Catlin gab sich alle Mühe, zufrieden und glücklich auszusehen. Trotzdem konnte sie Mabel nicht so leicht davon überzeugen, dass sie ihrer Sache sicher war und sich die Heirat mit Flint wohl überlegt hatte. »Die Kinder brauchen einen Vater, und ich sehne mich nach Flints Liebe. Außerdem ist es besser, wenn ein Meister in der Werkstatt arbeitet. Der Klerus ist es nicht gewohnt, mit Frauen zu verhandeln. Glaub mir, es ist wird alles gut. Flint liebt mich, und unter seiner rauen Schale steckt ein weicher Kern.«
    »Sicher«, stimmte Mabel ohne große Überzeugung bei. »Aber wenn ich bedenke, dass du mit Alan verheiratet sein könntest …« Sie schüttelte verständnislos mit dem Kopf. »Man müsste blind sein, um nicht zu bemerken, dass ihr füreinander wie geschaffen seid.«
    »Bitte, Mabel«, bat Catlin, »fang nicht wieder davon an!« Dass sie in letzter Zeit häufig an Alan dachte, davon erwähnte sie kein Wort. Sobald sein Name fiel, schlug ihr Herz schneller, und sie bekam feuchte Hände. Darüber ging sie jedoch hinweg und verscheuchte die Gedanken an die wunderbaren Abende mit ihm, während sie über Gott und die Welt gesprochen hatten, über das Schmieden ebenso wie über das Glockengießen. Alan war von der gleichen Begeisterung erfüllt wie sie, was sich von Flint nicht sagen ließ. Ein gutes Würfelspiel, ein gut gefüllter Magen, ein Weib und frisches Ale, so viel er wollte, das reichte ihm, um mit seinem Leben zufrieden zu sein. Eine größere, tiefer klingende Glocke, eine neue Technik, endlich eine Lösung für ein altes Problem zu finden – diesen Zielen konnte er nur wenig abgewinnen. Leidenschaft kannte er nur in der Liebe.

    Als es plötzlich donnerte, hob Alan den Kopf und lauschte. Gleich würde es in Strömen regnen. Das Rauschen war in der Schmiede nur zu hören, wenn der Blasebalg ruhte und niemand am Amboss stand. Ein Frühlingsgewitter hatte etwas Frisches, zutiefst Reines und schien Zorn und schlechte Gedanken ebenso fortzuspülen wie Unrat

Weitere Kostenlose Bücher