Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
blind, will nicht sehen, was mir doch offensichtlich scheint. Kaum sind sie nach der Trauung aus der Kirche gekommen, hat sich Flints Ton bereits verschärft. Zwei Tage nur bin ich noch geblieben, dann hat er mich zum Gehen aufgefordert. Ein neuer Geselle ist auch im Haus. Angeblich ein Lehrling von John, von dem jener jedoch nie ein Sterbenswort erwähnte. Flint hat so getan, als würde er ihn nicht kennen, doch ich habe durch Zufall gehört, wie die beiden miteinander gesprochen haben.« Sie zog Alan am Ärmel. »Über John haben sie geredet und darüber, dass sein Tod kein Zufall war.«
»Ach, Mabel!«, seufzte Alan. »Das ist doch Unsinn. Du magst ihren Gemahl nicht, aber ihn zu beschuldigen, einen Mörder gedungen zu haben …«
»Das habe ich nicht behauptet.«
»Was dann?«
»Dass Johns Tod kein Zufall war.«
»Gewiss war er kein Zufall. Die Wege des Herrn sind unergründlich, und niemand weiß, warum das Schicksal plötzlich die eine oder andere Wendung nimmt. Als frommer Christ glaube ich, dass der Herr John zu sich rief, weil er es so wollte. Warum auch immer.«
»Der Wille des Herrn mag unergründlich sein, doch bin ich sicher, dass hier ein anderer die Finger im Spiel hatte. Aber gut. Ich habe mich in dir getäuscht. Ich dachte, du seist ein Mann der Tat, der Einzige, auf den Catlin zählen kann. Aber ich hätte besser Sir Richard aufgesucht.«
»Was hat Richard damit zu tun?« Alan runzelte die Stirn.
»Nichts, gar nicht. Aber er ist ihr Vetter und stets bereit, ihr zu Hilfe zu eilen«, antwortete Mabel trotzig.
»Dazu bin ich ebenso bereit, aber sie braucht doch gar keine Hilfe!«, fuhr Alan auf. »Hat sie dich geschickt und gebeten, dass ich komme? Nein. Wenn es so wäre, ich ließe alles stehen und liegen. Nichts könnte mich aufhalten. Aber sie denkt gar nicht an mich. Sie braucht weder mich noch meine Hilfe.«
Mabel schüttelte den Kopf. »Das ist nicht wahr, Alan. Vielleicht ist es heute noch zu früh, doch sie wird schon bald Beistand benötigen, da bin ich ganz sicher.«
»Kommst du mit hinein zum Essen?«, fragte Alan, räumte noch ein Werkzeug weg und ließ ihr den Vortritt beim Verlassen der Schmiede.
»Nein danke, ich muss nach Hause, ich habe zu tun. Außerdem bin ich ganz nass, mir wird kalt.« Mabel sah Alan tief in die Augen. »Ich musste einfach kommen. Ich weiß, dass du …« Sie hielt kurz inne. »Niemand hätte gedacht, dass ich einmal die Geliebte des Königs sein würde. Aber ich gehöre zu ihm, und er gehört zu mir. Ihr beiden, du und Catlin, ihr seid ebenfalls füreinander bestimmt. Ganz gleich, was geschehen ist. Manchmal ist ein Umweg nötig, um das Ziel zu erreichen.« Sie lächelte. »Das jedenfalls sagt Henry, und er muss es wissen, ist er doch unser König. Leb wohl, Alan.« Sie hob die Hand, winkte ihm zu. Nach wenigen Schritten wandte sie sich noch einmal um. »Du bist ein guter Mensch, Alan, darum musste ich kommen.« Sie winkte erneut und verschwand hinter der nächsten Wegbiegung.
Alan stand noch eine ganze Weile nachdenklich an der Tür und blickte ihr nach, obwohl sie längst nicht mehr zu sehen war.
Der Herr musste Randal gnädig gesinnt sein. Hatte er ihm doch Gelegenheit gegeben, die Meisterin allein anzutreffen und ihre Aufmerksamkeit zu wecken, indem er eine Andeutung zum häufigen Verschwinden ihres verstorbenen Ehemannes gemacht hatte. Als Flint schließlich dazukam, erwähnte er die Bekanntschaft mit Randal mit keinem Wort, verbarg jedoch nur mühsam seinen Ärger darüber, dass Catlin eigenmächtig über die Anstellung eines neuen Gesellen entschieden hatte. Randal war es dennoch zufrieden. Immerhin gelang es ihm, Flint, unter vier Augen, doch noch die Vorteile ihrer Übereinkunft schmackhaft zu machen. Er sei nun einmal ebenso versessen auf das Glockengießen wie die Meisterin, erklärte er ihm und wiegte Flint so in Sicherheit. Während sich der neue Hausherr mit liederlichen Weibern, Würfelspielen und Saufgelagen vergnügte, dachte Randal Tag und Nacht darüber nach, wie er die Meisterin aus der Werkstatt vertreiben konnte, sobald Flint gänzlich verkommen war. Des Nachts knirschte Randal mit den Zähnen und malmte damit, als müsse er Getreide zerkleinern. Bis Merilda ihn schließlich weckte.
»Liebster, was träumst du nur?«, flüsterte sie ihm ins Ohr. »Angst und bange wird mir dabei.« Dann küsste sie seinen Hals, saugte an seinem Ohrläppchen und sorgte dafür, dass er für eine Weile alle Sorgen vergaß.
Am nächsten Morgen
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