Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
sattelte, Erde auf die Glut streute, damit kein Brand entstand, falls Wind aufkam, und ihre Decke zusammenrollte, folgte ihr Eadric auf Schritt und Tritt und machte zu allem Zeichen.
»Pferd?«, fragte sie so, dass er ihren Mund sehen konnte. Er nickte und machte ihr vor, wie das Wort mit den Fingern zu beschreiben war. Catlin wiederholte die Geste, dann wies sie auf den Sattel. Eadric lief zum Feuer, zeigte auf die Decke, ging zu einem Baum, deutete auf einen Stein und rannte umher, zeigte auf alles und machte das entsprechende Zeichen dazu, bis Catlin ihn am Arm festhielt und ihm Einhalt gebot. »Zu viel!«, rief sie lachend und streckte die Arme nach beiden Seiten weit aus. Eadric sah sie mit großen Augen an, dann lachte auch er.
Als sie drei Tage später vor der Schmiede eintrafen, bellte Hunter und rannte schwanzwedelnd auf sie zu, dann entdeckten sie auch Aedwyna und Winnies Söhne, Shorty und Klein Henry, die im Hof Nachlaufen spielten. Aedwyna rannte auf Catlin zu und sprang ihr in die Arme, während Shorty seine Mutter und Elfreda holte. Catlin erklärte erst Aedwyna und dann den anderen, wer Eadric war und dass er nicht hören konnte. Dann ließ sie Aedwyna zu Boden gleiten und nahm Winnie Klein John ab. Aedwyna lächelte Eadric an, nahm ihn an der Hand und zog ihn mit sich ins Haus. Niemand störte sich daran, dass Eadric anders war, keiner musterte ihn merkwürdig oder behandelte ihn, als sei er tumb. Elfreda lächelte ihn freundlich an, nahm ihn bei den Schultern, als er im Weg stand, und zeigte ihm, dass er sich setzen sollte. Am Tisch ging es wie immer munter zu, es wurde viel geredet und gelacht, bis Aedwyna sich die Ohren zuhielt und plötzlich zu weinen anfing.
»Was ist denn?«, fragte Catlin besorgt und strich ihrer Tochter liebevoll über das Haar.
»Ich kann euch nicht hören. Alle lachen, und ich weiß nicht, warum!«, rief Aedwyna, die Fingerchen noch immer tief in den Ohren.
Das Gelächter erstarb, und alle sahen sich betreten an.
»Sie hat recht«, gab Elfreda zu, wandte sich an Eadric und nahm seine Hand. »Eadric versteht uns nicht.«
Catlin zeigte mit vier wackelnden Fingern der linken Hand nach unten. »Pferd«, sagte sie. Alle am Tisch machten es begeistert nach.
»Pferd!«, riefen auch sie.
Eadric zeigte auf Alans Finger, schüttelte den Kopf und hieb lachend mit der flachen Hand auf den Tisch. Es krachte so laut, dass alle erschraken.
Aedwyna nahm die Finger aus den Ohren. »Du zeigst ihm nicht Pferd, sondern Tisch, Alan!«, rief sie lachend. »Beim Pferd musst du die Finger bewegen, so! Siehst du?«
Eadric nickte und klatschte in die Hände. Aedwyna hatte richtig beobachtet.
»Eadric scheint ein guter Junge zu sein«, sagte Alan, als sie zwei Tage später aufbrachen. Er lächelte Catlin an. »Ich habe das Pony gesattelt, damit auch Eadric reiten kann.«
»Aber ihr braucht es doch sicher.«
»Eine Weile kommen wir ohne das brave Tier aus, aber du solltest es bald zurückbringen. Sobald du kannst …«, sagte er und stand dabei so dicht vor ihr, dass ihr der Atem stockte.
»Hier, ich habe euch Proviant zusammengepackt. Das dürfte bis London reichen«, sagte Winnie und gesellte sich zu ihnen. Ein Schmunzeln erhellte ihr Gesicht, als sie die beiden so eng beieinanderstehen sah. Catlin bemerkte es und errötete.
»Danke!« Sie umarmte Winnie, Duncan und Elfreda und verabschiedete sich von den beiden Jungen sowie den Schmiedhelfern.
»Wenn du das Pony nicht bald zurückbringst, dann hole ich es«, raunte Alan ihr zu, als sie ihr Pferd bestieg. Dann setzte er Aedwyna vor ihr in den Sattel und küsste sie. »Bis bald, kleine Herzensbrecherin«, sagte er, und Aedwyna schlang ihm die Arme um den Hals. »Bis bald, Onkel Alan!« Er wartete, bis Eadric auf dem Pony aufgesessen war, bedachte Catlin mit traurigen Blicken und winkte zum Abschied. Hunter begleitete die Reisenden bellend bis zur Wegbiegung, dann kehrte er um und lief zurück zur Schmiede.
Eadric sah Catlin mit großen Augen an und legte die flache Hand auf das Herz.
»Ja.« Catlin nickte und versuchte ihre Tränen zu verbergen. Der Abschied von Alan fiel ihr von Mal zu Mal schwerer, aber auch Winnie und ihre Kinder, Elfreda und sogar der schweigsame Duncan würden ihr fehlen.
Randal verschlug es den Atem, als die Meisterin den jungen Mann mitbrachte. Er hatte ihn nur zweimal und stets von Weitem gesehen, und doch wusste er, dass John seinetwegen in Binham gewesen war. Johns Sohn! Randal spürte Übelkeit in sich
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