Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)
Helfer, Brüder aus Kent, die arbeitswillig waren, stark und zuverlässig. »In zwei Tagen werde ich aufbrechen.«
Seit Langem saß auch Flint wieder einmal mit am Tisch. »Lass bloß die Bälger nicht hier, sie sind bei der Arbeit nur im Weg, es könnte ihnen etwas zustoßen.« Aus Flints Mund klangen diese Worte nicht nach Besorgnis, sondern wie eine Drohung. »Und den Tauben nimmst du am besten auch gleich mit.«
Catlin sah ihren Ehemann ungläubig an, unfähig, etwas zu antworten. Aedwyna und Klein John waren seine Kinder, doch das schien ihm nichts zu bedeuten.
»Gewiss«, presste sie hervor, legte unter dem Tisch die Hand auf Corvinus’ Knie, damit er nicht aufsprang und Flint an die Gurgel ging.
»Was ist das überhaupt für ein Fraß, den du mir hier vorsetzt? Hab ich als Meister nicht ein ordentliches Stück Fleisch verdient?«
Ein ganzes Huhn war in dem Eintopf mitgekocht worden, und allen anderen schien er zu schmecken. Catlin biss sich auf die Zunge und atmete erst auf, als Flint den Teller von sich geschoben hatte, aufgestanden und ohne ein weiteres Wort hinausgegangen war.
Am nächsten Tag schnürte Catlin ein Bündel mit allem, was sie und die Kinder während der Reise benötigten. Auch für Proviant hatte sie schon vorgesorgt. Einen geräucherten Schinken hatte sie noch in der Speisekammer hängen, dazu würde sie Brot und den kleinen Laib Käse mitnehmen, den sie in einem großen Tontopf aufbewahrte, damit er frisch blieb. Sie holte ihren Wollmantel aus der Truhe, bürstete ihn aus und hängte ihn an den Haken. Nachts wurde es manchmal recht kühl, obwohl die Tage noch angenehm warm waren. Für die Kinder hatte sie Decken vorgesehen. Zwei Pferde aus dem Mietstall mussten sie sich noch besorgen, schließlich hatte Flint das Pony verkauft. Während Eadric den kleinen John nehmen würde, gedachte Catlin, Aedwyna vor sich in den Sattel zu setzen. Unwillkürlich musste sie an ihre letzte Reise nach St. Edmundsbury denken. Mehr als ein Jahr war seitdem vergangen. Knightly hatte unterdessen einmal kurz vorbeigeschaut, sie und die Kinder geküsst und war wie ein Wirbelwind wieder auf davon gewesen. Grüße werde er in der Schmiede ausrichten, hatte er versprochen und ihr erzählt, dass Adam inzwischen mit seiner Schwester, ihrer Base, vermählt war und nun endgültig zur Familie gehörte. Catlin lächelte wehmütig. Auch Richard war kürzlich zu Besuch gekommen. Ein wenig länger als sein Bruder, aber ebenfalls in Eile. »Du siehst müde aus«, hatte er festgestellt, jedoch versprochen, Alan nichts davon zu sagen. Kein Grund also für Alan, sich Sorgen zu machen. Richard hatte ihm gewiss ausgerichtet, dass es dem Pony gut bei ihr ging, so wie sie es ihm aufgetragen hatte. Schließlich hatte es seinerzeit noch wohlbehütet in ihrem Hof gestanden. Alan würde nicht kommen, um es abzuholen. Catlin schluckte. Sie hätte es nicht ertragen, wenn Flint ihn von oben herab behandelt hätte. Und eine Schlägerei zwischen den beiden hätte sie auch kaum verhindern können, wenn Flint sich ihr gegenüber so aufgeführt hätte, wie es in letzter Zeit immer wieder vorkam. Niemals hätte Alan zugelassen, dass er sie anschrie, stieß oder gar schlug. Catlin spürte, dass ihr eine Träne über die Wange lief, und wischte sie rasch ab, als die Glocke der Werkstatttür ertönte.
»Meisterin!«, rief Randal.
»Ich komme!« Catlin fuhr sich noch einmal mit dem Ärmel über das Gesicht und zwang sich zu einem Lächeln, dann lief sie die Treppe hinab.
Ihr Blick verfinsterte sich, als sie eine junge Frau an der Tür stehen sah. Ihre Kleidung war aus feinem Stoff gefertigt. Die Tochter eines Kaufmannes, vermutete Catlin. Sie hatte die Hand in den Rücken gelegt, und ohne ein Wort wusste Catlin, dass sie guter Hoffnung war.
»Seid Ihr Flints Eheweib?« Die junge Frau, fast noch ein Kind, vermutlich kaum älter als vierzehn Jahre, schien besorgt.
Catlin nickte.
»Wo ist er?« Als Catlin nicht antwortete, sah sich die Besucherin um, als wolle sie verhindern, dass jemand zuhörte. »Ich bin gekommen, um ihn zu warnen. Ihr müsst ihm sagen, dass mein Vater ihm den Büttel auf den Hals hetzt. Er wird behaupten, dass er ihn bestohlen hat.«
»Bestohlen?« Catlin starrte die junge Frau ungläubig an. »Worum geht es, um Stoff oder Seife? Gewürze?« Catlins Stimme wurde laut vor Hohn. »Ich glaube kaum, dass sich Flint an so etwas vergreift.«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Die Jungfräulichkeit hat er mir geraubt«,
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