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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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fertig war, trugen sie erneut ein Trennmittel auf, um anschließend den Glockenmantel aufzubauen, verstärkt mit Eisenreifen und weiteren Schichten aus Lehm und Hanf. Die Trockenzeit nutzte Corvinus und formte derweil die Glockenkrone. Sie bestand ebenfalls aus Wachs, wurde in Lehm gebettet und dann mit dem Glockenmantel verbunden. An ihrem Bogen würde die fertige Glocke später aufgehängt. Sowohl die Öffnung für den Guss als auch die Kanäle für das Entweichen von Luft und Gasen, die man Windpfeifen nannte, führten zu der Krone.
    Mit einem starken Feuer im gemauerten hohlen Glockenkern wurden nun auch Mantel und Krone gebrannt. Die Hitze machte das winterkalte Haus wohlig warm und brachte das Wachs der Krone ebenso zum Schmelzen wie die Beschriftung auf der falschen Glocke und schaffte so den für die Bronze benötigten Hohlraum.
    Nach dem Abkühlen ließ sich der fertig gebrannte Glockenmantel dank des flüssigen Talges, der zwischen falscher Glocke und Mantel aufgetragen worden war, mit einem einfachen Flaschenzug abheben. Catlin stand mit Eadric weit genug entfernt, um außer Gefahr zu sein, doch plötzlich schwenkte der Arm zur Seite, und der Glockenmantel raste auf sie zu. Hätte Eadric ihn nicht kommen gesehen und Catlin beizeiten zur Seite gerissen, wäre wohl ein Unglück geschehen. Die Knie wurden ihr weich, als sie begriff, wie übel das Ganze hätte ausgehen können, und ihr Herz schlug so schnell und heftig, dass es schmerzte.
    »Catlin? Bist du wohlauf?« Corvinus war aus der Grube herausgeklettert und versuchte der noch immer hin und her schwingenden Form Einhalt zu gebieten. »Randal, was, in Gottes Namen, ist geschehen?«, brüllte er, nachdem es ihm gelungen war, das Schwingen zu verlangsamen.
    »Ein Seil ist gerissen!«
    »Aber es war in Ordnung, Catlin, ganz sicher, ich habe es heute morgen überprüft!« Corvinus sah aus wie das schlechte Gewissen selbst. »Ich schwöre, es war in Ordnung«, beharrte er.
    Catlin nickte, das Herz trommelte noch immer, als wolle es ihr aus der Brust springen. »Schon gut, es ist nichts geschehen, lasst uns weitermachen! Und seht zu, dass ihr den Schaden am Flaschenzug behebt!«, befahl sie. Eadric winkte sie herbei und wandte sich so, dass niemand sah, welche Zeichen er mit den Händen machte.
    »Randal?«, vergewisserte sich Catlin. »Messer? Du hast Randal mit einem Messer gesehen?« Sie schüttelte den Kopf. »Warum?«, deutete sie. »Warum sollte er das tun?« Eadric hob die Schultern. »Sicher hat er das Messer für etwas anderes gebraucht«, artikulierte Catlin deutlich mit dem Mund und machte die Zeichen dazu. Warum sollte Randal ihr oder Eadric nach dem Leben trachten? Er verdiente sein Brot bei ihr. Seit sein Weib im Kindbett gestorben war, brauchte er die Arbeit dringender denn je, hatte er doch nun nicht nur für sich und seine Kinder, sondern auch für deren Großmutter und eine Tante zu sorgen. Schließlich musste sich jemand um seine beiden kleinen Söhne kümmern. Randal mochte seit dem Tod seines Weibes zuweilen unaufmerksam und einsilbig sein, doch für bösartig hielt Catlin ihn nicht. Erstaunlicherweise tauchte Flint plötzlich in der Werkstatt auf. Dem Vorfall mit dem Glockenmantel, von dem man ihm sofort erzählte, zollte er kaum Aufmerksamkeit. »Ist ja niemand verletzt worden«, wiegelte er ab, und als er sah, dass alles seinen gewohnten Verlauf nahm, brummte er etwas Unverständliches und verschwand wieder, ohne zu helfen.
    Die falsche Glocke, die unter dem Mantel zum Vorschein gekommen war, hatte ihren Zweck nun endgültig erfüllt, darum zerschlugen Randal und Corvinus sie behutsam und entfernten sie vom Glockenkern. Passgenau wieder zusammengefügt, ergaben Kern und Mantel die Gussform. Als sie alle falschen Glocken entfernt hatten und die Mäntel mit dem ausgebesserten Flaschenzug wieder über die Kerne gestülpt hatten, füllten sie die Grube mit Erde. Immer wieder klopften sie den Boden mit hölzernen Stampfern fest und fügten nach und nach die kleineren Glockenformen hinzu, bis alle fünf Glocken so weit bedeckt waren, dass nur noch die Einfülllöcher in der Krone zu sehen waren. Die festgestampfte Erde würde nicht nur ein Brechen der Formen verhindern, wenn die heiße Glockenspeise einschoss, sondern auch ein langsames Abkühlen des fertigen Gusses ermöglichen, denn bei zu raschem Erkalten konnte die Bronze reißen. In den so entstandenen neuen Boden setzten sie aus Ziegelsteinen und Lehm die Gießrinnen und führten sie

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