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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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ihre Männer die ausgekühlten Bronzereste aus den Gussrinnen und hackten sie in ziegelsteingroße Stücke, die sie beim nächsten Guss wieder verwenden konnten. Dann mussten sie die gemauerten, gebrannten Rinnen abschlagen, um endlich am achten Tag mit dem Ausgraben der Glocken beginnen zu können.
    »Hat einer von euch Flint gesehen?« Catlin brachte es nicht fertig, ihn Meister zu nennen, obwohl es sich vor Randal und Corvinus so gehört hätte. Doch Flint war seiner Aufgabe als Meister nicht gewachsen, übernahm keinerlei Verantwortung, überließ Catlin sowohl die Suche nach Aufträgen als auch den Einkauf der Werkstoffe sowie Aufbau, Planung und Durchführung des Gusses. Kurzum, Flint tat nichts. Erbost, weil er auch an diesem wichtigen Tag nicht in der Werkstatt erschien, machte sich Catlin auf die Suche nach ihm und entdeckte ihn schließlich im Hof mit einem Fremden.
    »Einverstanden«, hörte sie Flint sagen, sah, wie er eine Handvoll Münzen erhielt und dem Mann die Zügel des Ponys überließ, das Alan ihr mitgegeben hatte. Noch ehe Catlin begriff, was Flint getan hatte, war der Mann gegangen und hatte das Pferd mit sich geführt.
    »Was bedeutet das?«, fragte Catlin außer sich und hatte Mühe, Luft zu holen. »Was ist mit dem Pony?«
    »Was ist mit dem Pony?«, äffte Flint sie nach. »Was glaubst du wohl? Ich habe es verkauft. Es ist kein Geld mehr im Haus. Ich habe Schulden gemacht – soll ich mir etwa die Daumen abschneiden lassen?«
    »Aber das Pferd gehört in die Schmiede!«
    »Und die Schmiede gehört dir, also ist es auch dein Pony, und weil du mein Weib bist, ist mein, was dein ist.« Flint hob die Schultern. »Sieh zu, dass du mehr Aufträge bekommst und dich nicht wieder so im Preis drücken lässt!« Er musterte Catlin voller Herablassung. »Wir könnten in Saus und Braus leben, wenn du nur eintreiben würdest, was dir zusteht. Ich verzichte ganz sicher nicht auf mein wohlverdientes Bier und das eine oder andere Spielchen.«
    Catlin sah ihn an wie einen Fremden. Was war aus dem anziehenden jungen Mann geworden, der sie einst verführt hatte? War sie zu blind gewesen, um sein wahres Wesen zu erkennen, oder hatte er seine Gesinnung nur gut zu verbergen gewusst? Was dein ist, ist auch mein , hatte er gesagt. Als Witwer würde ihm alles gehören, die Werkstatt und die Schmieden. Mit abwesendem Blick stand sie noch immer da wie angewurzelt, als Flint längst auf und davon war.
    »Früher hat er wenigstens noch hart gearbeitet«, murrte Corvinus, legte ihr die Hände auf die Schultern und zog sie mit sich. »Komm, wir können anfangen.«
    Zwei Tage lang schaufelten sie die Erde aus der Grube. Auch Catlin arbeitete, bis sie abends kaum noch die Arme heben konnte. Je härter die Arbeit, desto weniger Zeit blieb ihr, um nachzudenken, darum schuftete sie von früh bis spät. Am dritten Tag endlich konnten sie mit Hammer und Meißel die Glockenmäntel entzweischlagen, die Eisenringe herausnehmen, die sie für den nächsten Guss aufhoben, und schließlich das Äußere der Glocken säubern. Jeden Zoll untersuchten sie auf Einschlüsse und Risse. Catlin war unbeschreiblich erleichtert, als sie sah, dass alle Glocken vollkommen schienen. Nun mussten sie noch die Backsteine der Glockenkerne aus dem Innern der Glocken entfernen, bevor sie prüfen konnten, wie die Glocken klangen.
    Catlin hatte es lange nicht wahrhaben wollen, doch sie erwartete aufs Neue ein Kind. Waren Aedwyna und Klein John noch Kinder der Liebe gewesen, so war dieses die Frucht von Gleichgültigkeit und Gewalt. Flint war nie mehr so zärtlich gewesen wie vor der Hochzeit. Zu betrunken war er meist und voller Wut, weil Catlin ihm nicht mehr Geld zum Verprassen gab. So ließ er seinen Unmut an ihr aus, sobald er im Spiel verlor oder aufgeben musste, weil ihm die Mittel fehlten.
    Immerhin hatte Catlin neue Aufträge bekommen, denn die Glocken, die sie zum letzten Osterfest in der Werkstatt gegossen hatten, waren allesamt gelungen. So hatten sie gut zu tun. Die Glocke für Canterbury aber, die John so gern hatte fertigen wollen, ging ihr einfach nicht aus dem Sinn.
    »Ich werde nach Canterbury reiten und bei Thomas nachfragen, ob der Auftrag für die geplante Glocke noch zu haben ist«, erklärte sie eines Abends beim Nachtmahl. »Durch die Wirrungen bei der Wahl des Erzbischofs ist der Auftrag vielleicht noch nicht erteilt worden, darum muss ich es wenigstens versuchen.« Sie trank einen Schluck. Seit einigen Wochen hatte sie zwei neue

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