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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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Augen.
    »Das wird er, mein Freund, darauf hast du mein Wort.« Das war Raymond, und er sprach im Brustton der Überzeugung.
    Was weißt du schon? Du bist sein Vater, dachte Catlin. Womöglich ist er ein Unmensch und schlägt mich. Bei dem Gedanken erschrak sie. Ihr Vater hatte nicht darüber gesprochen, wann er sie verheiraten wollte. Wie viel Zeit bleibt mir noch?, fragte sich Catlin bang. Plötzlich fielen ihr Mabel und ihre Unkerei vom Sommer ein. Wie recht ihre Freundin doch gehabt hatte! Am liebsten wäre Catlin sofort zu ihr gerannt, um sich mit ihr zu beraten, doch sie musste ins Haus zurück. Winnie fieberte und konnte derzeit nicht im Haushalt helfen. Darum brauchte Elfreda ihre Hilfe.
    Als Catlin beim Gemüseputzen fragte, ob sie mehr über die Hochzeit mit Raymonds Sohn wisse, druckste die Haushälterin herum. »Du weißt schon, dass es ungehörig ist, deinen Vater zu belauschen, nicht wahr?«, erwiderte sie statt einer Antwort.
    »Gewiss weiß ich das«, murrte Catlin. »Ich wollte ja auch gar nicht lauschen, aber als ich meinen Namen hörte …« Sie sah Elfreda bettelnd an. »Bitte, sag mir, was du weißt!«
    »Ich kann nicht, Kind. Du wirst bis heute Abend warten müssen.«
    »Aber ich kann Vater doch unmöglich danach fragen …« Catlin lief rot an. »Was soll er von mir denken, wenn er erfährt, dass ich ihm und Raymond heimlich zugehört habe?«
    »Sorge dich nicht, mein Herz! Er wird sicher von sich aus mit dir sprechen. Soweit ich weiß, wollte er nur zuvor mit deinem künftigen Schwiegervater reden …«
    »Also weißt du doch mehr!« Catlin schüttelte ungläubig den Kopf. Sie wusste, dass Elfreda in letzter Zeit fast jede Nacht zu ihrem Vater aufs Lager kroch. Seit dem Überfall waren die beiden sich plötzlich nähergekommen, als hätte die Angst ihnen bewusst gemacht, wie viel sie sich bedeuteten. Auch die kleinen Zeichen, eine kurze Berührung, ein Zwinkern zwischen dem Schmied und Elfreda, waren Catlin nicht entgangen. »Warum heiratet ihr nicht lieber?«, rief sie erbost. »Oder glaubst du, ich hätte nichts bemerkt? Schenk ihm den Sohn, den er sich so sehr wünscht, dann muss ich diesen Alan … oder wie er heißt … nicht heiraten!«
    »Fürs Kinderkriegen bin ich zu alt, aber was eine Ehe mit deinem Vater angeht …«
    Catlin starrte Elfreda erschrocken an.
    »Auch darüber will Henry mit dir sprechen.«
    »Du? Ihr?«, stotterte Catlin. Elfreda lebte, solange sie denken konnte, im Haus und war wie eine Mutter zu ihr. Dass sie dem Vater hin und wieder das Lager wärmte, war Catlin darum gar nicht so seltsam vorgekommen. Dass die beiden nun aber heiraten wollten, versetzte ihr einen Stich.
    Catlin floh sprachlos nach draußen. Die Luft war feucht und entwich ihrem halb geöffneten Mund in kurzen Nebelstößen. Alles ringsum drehte sich. War sie noch Tochter und Kind oder schon Frau? Ehefrau bald, wenn es nach ihrem Vater ging! Die Bäume, der Schuppen, Stall und Werkstatt, alles war ihr vertraut und schien doch mit einem Mal fremd. Sogar das Hämmern aus der Schmiede klang plötzlich bedrohlich. Catlin lief los, schneller und schneller, rannte, ohne sich umzusehen. Selbst als das Stechen in der Brust kaum noch auszuhalten war und die Beine brannten, blieb sie nicht stehen. An nichts denken, nur fort!
    Irgendwann wurde sie schließlich doch langsamer. Sie rang nach Luft, presste die Hände auf die Oberschenkel, den Körper ein wenig nach vorn gebeugt, die Augen geschlossen. Übelkeit brannte sauer in ihrem Magen. Sie konnte doch nicht einfach darauf warten, dass der Vater sie mit einem völlig fremden Mann vermählte! Trotz der Kälte stand ihr der Schweiß auf der Stirn, lief ihr den Rücken hinab und hinterließ ein Frösteln. Als das Stechen in der Brust nachließ, rannte sie weiter, den Kopf angefüllt und leer zugleich, unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Die nassen Spuren, die ihre Tränen auf den Wangen hinterließen, wischte sie trotzig mit dem Ärmel fort und eilte weiter, bis sie keuchend vor Mabels Haustür stand. Verwundert, dass ihre Füße sie ganz von allein hierhergetragen hatten, wollte sie schon anklopfen, als die Tür wie von Geisterhand geöffnet wurde. Catlin erschrak und wich einen Schritt zurück.
    »Catlin!« Es war Mabels Vater, der soeben aus dem Haus trat. Er lächelte sie freundlich an. »Willst wohl zu Mabel«, sagte er mit gedämpfter Stimme und warf einen prüfenden Blick über die Schulter. »Sie ist in der Werkstatt. Geh nur, ihre Mutter kocht«,

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