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Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Tor zur Ewigkeit: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katia Fox
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trugen die Geschichten des Königs und der Ritter seiner Tafelrunde von Grafschaft zu Grafschaft und von Königshof zu Königshof. Lancelot war einer von König Artus’ Männern gewesen, vor allem aber sein Freund. So wie Richard Henrys Freund war. Doch Lancelot war auch ein Verräter gewesen, denn Ginevra hatte nicht nur dem König den Kopf verdreht, sondern auch ihm. Richard rang nach Atem. Mabel war nicht Ginevra, und er war nicht Lancelot. Trotzdem konnte er nicht umhin, an die traurige Geschichte zu denken. Der berühmte Ritter hatte die Frau seines Königs nicht nur aus der Ferne bewundert und geliebt. Er hatte mit ihr die Ehe gebrochen und seinen Freund zutiefst enttäuscht.
    »Niemals werde ich meinen König betrügen«, flüsterte er. »Niemals brächte ich fertig, wozu sich Lancelot hinreißen ließ. Ganz gleich, ob Eheweib oder Geliebte. Mabel gehört Henry.«
    »Bruderherz!« Richard erhielt einen kräftigen Schlag auf den Rücken und zuckte zusammen. »Milo meinte, dass ich dich hier finde.« Knightlys Lachen war unverkennbar. Richard sprang auf, errötete kurz, weil er nicht wusste, ob der Bruder seine Worte über Mabel und den König gehört hatte, und schloss Knightly in die Arme.
    »Meine Güte, wie lang ist’s her? Wir haben uns eine Ewigkeit nicht gesehen.«
    »Seit der Hochzeit meines Herrn«, bestätigte Knightly schmunzelnd. »Lass dich betrachten!« Er hielt Richard noch immer bei den Schultern, als wäre dieser der Jüngere von ihnen beiden. »Du hast schon einmal besser ausgesehen«, brummte er. »Zu wenig Schlaf?«
    Richard nickte.
    »Du bist verliebt!« Knightly grinste von einem Ohr zum anderen, und Richard spürte, wie ihm das Blut in den Kopf schoss. Schon als Kind hatte er nichts vor seinem Bruder geheim halten können. Wenn der Vater ihm versprochen hatte, ihn zur Jagd mitzunehmen, und Knightly es nicht hatte erfahren sollen, weil er noch zu jung gewesen war, hatte Richard stets ein schlechtes Gewissen gehabt. Sein Bruder indes hatte ihm an der Nasenspitze angesehen, dass etwas nicht stimmte. So war es auch diesmal. Leugnen schien zwecklos. »Vertreten wir uns ein wenig die Füße, dann erzähle ich dir von meinem Herzeleid.«
    Knightly schmunzelte nicht mehr, sondern schenkte dem Bruder ein aufmerksames Ohr und war nur allzu bereit, ihm wie stets Mut zuzusprechen. Nach vorn blicken und das Beste aus jeder Lebenslage machen – darin war er Richard überlegen. Statt sich wie jener ständig Sorgen zu machen, zu rechnen und zu planen, sein Gewissen zu befragen und sich Vorwürfe zu machen, wenn er etwas versäumt hatte oder ihm etwas misslungen war, lebte Knightly nur für den Augenblick. Er nutzte jede Gelegenheit beim schönen Geschlecht, ganz gleich, ob jungfräulich, versprochen oder gar verheiratet. Er spielte und trank, wie es ihm gefiel, kämpfte ohne Angst um sein Leben und genoss jeden Tag ohne Sorge, was am nächsten oder darauffolgenden geschehen mochte. Doch obgleich sie so verschieden waren, verstanden sich Richard und Knightly wie kaum zwei andere Brüder. Niemandem vertrauten sie mehr als einander. Keinem Freund öffneten sie ihr Herz so rückhaltlos.
    »Du bist zu bedauern«, sagte Knightly, als Richard geendet hatte. »Andererseits wäre es noch schlimmer, würde sie dir mehr Aufmerksamkeit schenken. Stell dir nur vor, sie behandelte dich wie einen Freund, einen Vertrauten gar, erzählte dir von ihrem Glück und wollte den Kummer jeder Trennung von ihrem Geliebten mit dir teilen.« Er lächelte aufmunternd. »Es ist gut, dass sie in dir nicht mehr sieht als einen Freund des Königs, dem dieser so sehr vertraut, dass er ihr Leben in seine Hände legt.« Dann musterte er Richard mit geneigtem Kopf. »Du scheinst deine Gefühle gut vor ihm zu verbergen. Würde Henry merken, wie du für Mabel empfindest, würde er dich nicht mit ihr fortschicken. Es spricht für dich, mein Bruder, dass du deine Seele wenn schon nicht vor mir, so doch vor anderen zu verbergen weißt. Im König einen Freund zu haben ist ein wertvolles Geschenk, das man nicht aufs Spiel setzt. Ein Konkurrent des Königs zu sein ist gewiss kein Honiglecken.« Er hob die Brauen.
    Richard bemühte sich um ein Lächeln und nickte zustimmend. Wie brachte es Henry nur fertig, nicht die leiseste Ahnung zu haben, wie es um das Herz seines Freundes bestellt war, obwohl es diesem offenbar an der Nasenspitze anzusehen war? Doch wichtig war nur, dass der König seine Arglosigkeit niemals bedauern musste. »Wie gut, dass

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