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Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Das Tor zur Hölle - Hellraiser

Titel: Das Tor zur Hölle - Hellraiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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ihre Absätze an den Kleidern der Leiche auf dem Boden. Dann wurde sie in das Zimmer geschleppt, aus dem der Lebende und der Tote gekommen waren. Es roch nach saurer Milch und frischem Fleisch. Sie wurde auf den Boden geworfen. Die Dielenbretter unter ihr waren feucht und warm.
    Ihr Magen wollte sich umdrehen, und sie bekämpfte diese Reaktion nicht, sondern würgte seinen gesamten Inhalt heraus. Verwirrung, Übelkeit, Schrecken setzten ihr so zu, daß sie sich nicht sicher war, was als nächstes geschah. Sie sah wirklich noch jemand anderen (Julia?) auf dem Flur stehen, als die Tür zugeschlagen wurde, oder war es nur ein Schatten? Doch egal wie, es war zu spät, um ihre Hilfe zu erflehen. Sie war mit diesem Alptraum allein.
    Sie wischte sich die Galle vom Mund und sprang auf. Tageslicht drang hier und dort durch die Zeitungen am Fenster wie Sonnenschein durch Geäst. Und inmitten dieser unwirklichen Szenerie pirschte sich das Ding an sie heran.
    »Komm zu Daddy«, sagte es.
    In ihren sechsundzwanzig Jahren hatte sie noch nie eine Einladung gehört, die sie leichter hätte abschlagen können.
    »Faß mich nicht an!« schrie sie.
    Es legte seinen Kopf leicht zur Seite, als würde ihn diese Anstandsdemonstration rühren. Dann war es auch schon bei ihr, ganz Gestank und Lachen und – Gott steh ihr bei – Verlangen.
    Sie wich verzweifelt in eine Zimmerecke zurück, bis sie nicht weiter konnte.
    »Erkennst du mich denn nicht wieder?« sagte es.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Frank«, kam die Antwort. »Ich bin Bruder Frank …«
    Sie hatte Frank nur einmal getroffen, in der Alexandra Road. Er war eines Nachmittags auf Besuch vorbeigekommen, direkt vor der Hochzeit, an mehr konnte sie sich nicht erinnern. Außer, daß sie ihn vom ersten Augenblick an gehaßt hatte.
    »Laß mich in Ruhe«, sagte sie, als es nach ihr griff. Eine abscheuliche Raffinesse lag in der Art, wie seine verschmierten Finger ihre Brust berührten.
    »Laß das!« kreischte sie. »Sonst werde ich …«
    »Was?« sagte Rorys Stimme. »Was wirst du sonst tun?«
    Die Antwort war natürlich, nichts. Sie war hilflos, wie sie es bisher nur aus ihren Träumen gekannt hatte; jenen Träumen von Verfolgung und Überfall, die ihr Unterbewußtsein immer auf einer Slumstraße in irgendeiner ewigen Nacht inszenierte. Niemals – nicht einmal in ihren verrücktesten Fantasien – hatte sie vorausgesehen, daß die wirkliche Arena ein Zimmer sein würde, an dem sie wohl ein Dutzendmal vorbeigegangen war, in einem Haus, in dem sie sich glücklich gefühlt hatte – während draußen der Tag weiterging, als wäre nichts geschehen, grau in grau.
    Mit einer nutzlosen Geste des Ekels stieß sie die fordernde Hand fort.
    »Sei doch nicht grausam«, sagte das Ding, und seine Finger fanden abermals ihre Haut, ebenso unverscheuchbar wie Wespen. »Wovor hast du denn Angst?«
    »Draußen …«, begann sie und dachte dabei an das Grauen auf dem Flur.
    »Jeder Mensch muß essen«, erwiderte Frank. »Das kannst du mir doch sicher nicht übelnehmen?«
    Warum spürte sie seine Berührung überhaupt? fragte sie sich. Warum wurden ihre Nerven vor Ekel nicht gelähmt und erstarrten unter seinen Zärtlichkeiten?
    »Das geschieht gar nicht wirklich«, erklärte sie sich selbst laut, doch die Bestie lachte nur.
    »Das habe ich mir auch immer gesagt«, bemerkte das Wesen, das sich Frank nannte. »Tagein, tagaus. Hab' versucht, die Todesqualen fortzuträumen. Aber das geht nicht. Glaub's mir. Es geht nicht. Man muß sie erdulden.«
    Sie wußte, daß er die Wahrheit sagte; jene Art von unangenehmer Wahrheit, die nur Monstren verkünden konnten. Er hatte keinen Grund zu schmeicheln oder zu beschönigen; er hatte keine Philosophie vorzubringen oder eine Predigt anzubieten. Seine Demonstration des Schreckens war verwurzelt in Bereichen, die jenseits der Lügen des Glaubens lagen.
    Sie wußte aber auch, daß sie es nicht einfach erdulden konnte. Daß sie, wenn ihr Flehen um Gnade ungehört blieb und wenn Frank sie für welche Schändlichkeit auch immer benutzen sollte – daß sie dann einen solchen Schrei ausstoßen würde, der sie zerspringen ließe.
    Ihr Verstand stand jetzt auf dem Spiel; sie hatte keine andere Wahl, als sich zu wehren, und zwar schnell.
    Bevor Frank Gelegenheit hatte, seinem Anliegen noch mehr Nachdruck zu verleihen, riß sie ihre Hände zu seinem Gesicht hoch und bohrte ihre Finger in seine Augenhöhlen und seinen Mund. Das Fleisch unter den Mullbinden hatte die

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