Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
Deswegen bleibt sie heute auch so reserviert. Sie ruft nur zwischendurch kurz an, während angeblich der nigerianische Präsident da ist. Ebenso angeblich heißt der Mann Goodluck Jonathan. Er zumindest singt mir irgendwas Afrikanisches ins Telefon, was sowohl ein Glückwunsch sein kann als auch eine Verwünschung. Vermutlich war es eh die Baumann, die ihre Stimme verstellt hat und sich nachher mit Angela abklatscht. Goodluck Jonathan. Und ich falle auch noch darauf rein!
Am Abend schenkt mir Angela einen Nassrasierer. Ich schätze, sie war noch kurz am Bahnhof und hat da nichts anderes mehr bekommen. Ich rasiere mich eigentlich mit Elektrorasierer. Der Scherkopf passt sich automatisch meinem Gesicht an. Ich finde Klingen technisch überholt. Angela benutzt ja auch keine Schreibmaschine, um SMS zu schicken. Ich lasse mir meine Enttäuschung aber nicht anmerken, denn Heidrun und Kalle sind vorbeigekommen. Sie haben mir ein großes Saunahandtuch geschenkt, auf dem Hammer und Sichel gestickt sind. Aber ironisch. Das zeigt, dass sie sich mehr Mühe und Gedanken gemacht haben als Angela.
Trinke aus Frust mehrfach Brüderschaft mit einem guten Roten aus dem Keller. Als der Besuch weg ist, gehe ich irritiert und traurig ins Bett, ohne mir die Zähne zu putzen. Das hat sie jetzt davon.
Dann kommt sie dazu, trägt den Frottee-Anzug, den ich an ihr so mag, und hat noch etwas vorbereitet. Mein eigentliches Geschenk. Verpackt in einer Art Scharade. Sie legt eine Rosinenschnecke auf ein Lineal und flitscht es gegen die Wand. Ich muss lange nachdenken, komme dann am Ende auf »Teilchenbeschleuniger«, und in der Tat hat sie für mich organisiert, dass wir in die Schweiz fahren können, zur Europäischen Organisation für Kernforschung, wo ich mir den größten jemals gebauten Beschleuniger angucken kann. Inklusive Führung, Hotel, Fahrt, Taschengeld und Diskussion mit den Kollegen vor Ort. Ein Traum für einen Naturwissenschaftler.
Der Rasierer war nur ein Witz. Sie ist und bleibt meine Traumfrau. Meine Frotteefee. Angela.
21. April Die Sozen aus NRW wollen offenbar demnächst wieder eine CD aus der Schweiz kaufen, auf der die Daten von deutschen Steuerhinterziehern sind. Die Schweizer sind für Schweizer Verhältnisse völlig aus dem Häuschen. Der Schweizer Botschafter hat sich am Telefon gegenüber Angela mehrfach laut geräuspert, was ungefähr so ist, als würde Putin mehrfach Pussy Riot sagen. Es ist eine halbe Kriegserklärung. Ich sehe schwarz für unseren Besuch in der Schweiz … am Ende bleibt es vermutlich doch bloß beim Nassrasierer. Ich bin so enttäuscht, dass ich doch nicht zum Sport gehe, obwohl ich fast schon die Turnschuhe anhatte.
22. April Heute muss Angela nach Hannover zur Hannover Messe. Die Chinesen sind auch wieder da, und Angela hofft, dass sie sie dieses Mal auseinanderhalten kann. Sie baut sich kleine Eselsbrücken. »Der mit der Brille, den ich kenn, der heißt Jiabao Wen.« Bei den Chinesen muss sie immer doppelt vorsichtig sein. Frauen in Führungspositionen sind die noch weniger gewöhnt als der Vatikan. Gleichzeitig sind sie aber auch immer so sehr um ihr Gesicht besorgt, das sie jederzeit verlieren können.
Als Westerwelle noch neu im Amt war, hat er seinen chinesischen Amtskollegen gefragt, wo er denn den Kontrabass habe, und ob nicht gleich die Polizei käme, beziehungsweise die Pilizii oder die Polozoo oder die Palazaa, und schwupps hatte eine ganze chinesische Delegation ihre verwechselbaren Gesichter verloren. Das passiert Angela sicher nicht, auch wenn sie heute Morgen mit ihrem lustigen Bein aufgestanden ist, denn noch aus dem Auto schickt sie mir eine SMS: »Wenn ich schon mal in Hannover bin, kann ich bei Wulffs auch noch schnell einen Kranz niederlegen :-) :-) :-)«
23. April Angespannte Situation. Wir müssen im Institut jetzt Kaffee und Getränke selber zahlen. Es gab wohl Budgetkürzungen im Etat, und es ist klar, wem man das wieder ankreidet. Mir. Beziehungsweise meiner Frau. Ein Kollege stand heute schon in meiner Tür, um für die Kaffeekasse zu sammeln. Ich wusste nicht, wie viel ich geben sollte.
Das Dilemma hab ich auch immer beim Trinkgeld, wenn Angela und ich mal essen gehen. Gibt man zu wenig, heißt es »geizig«, gibt man zu viel, heißt es, »kein Wunder, das Politpack stopft sich ja auch überall die Taschen voll!« Meist heißt es eh bloß, dass klar ist, wer bei uns die Hose anhat, was mich immer wütend macht, weil wir erstens beide Hosen tragen
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