Das total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel (German Edition)
und sie zweitens eben mehr verdient als ich, weswegen sie halt meistens bezahlt, und zwar mit der Bundeskanzler-Card, auch wenn wir darauf keine Rabatt-Punkte kriegen. Wenn man bedenkt, dass Brüderle zum Beispiel überall anschreiben lässt. Der hat doch einen Deckel in jeder Berliner Kneipe, die Riesling auf der Karte hat. Zu Kalle hab ich beim letzten Saunaabend mal scherzhaft gesagt, dass der Brüderle auch das Letzte Abendmahl noch als Arbeitsessen abgesetzt hätte.
Es nervt mich, dass ich immer gefragt werde, ob es »für einen Mann« nicht merkwürdig ist, immer im Schatten seiner Frau zu stehen. Zweihundertachtzig Jahre nach Katharina der Großen fragt man mich so was. Man fragt ja auch den Mann von Westerwelle nicht, ob es für ihn merkwürdig ist, immer im Schatten eines Mannes zu stehen. Aber warum rege ich mich auf?! Es bringt ja nichts.
Aber ich könnte hochgehen wie ein Springteufel, wenn die Kollegen schon wieder über Angela lästern. Wendekönigin. Überzeugungen aus Weichgummi. Angela Wetterfähnchen. Solche Sachen werden vor meinem Rücken über sie gesagt. Weil sie die Atomkraftwerke abschalten will. Weil sie letztes Jahr die Wehrpflicht abgeschafft hat und den Mindestlohn gefordert hat. Und weil wir deswegen jetzt den Kaffee selbst bezahlen müssen. Mir ist dann rausgerutscht: Sie ist Physikerin, sie kann Widerstände berechnen. Aber das war den Kollegen natürlich auch wieder zu hoch …
28. April Angela hat am Wochenende überraschend Zeit! Eigentlich sollte sie gestern einen Offshore-Windpark einweihen. Dann stellte sich aber heraus, dass Altmaier das wohl verbockt hat. Er hat eine E-Mail aus Nigeria bekommen, in der ihm jemand ein günstiges Angebot für einen »echt guten Windpark« gemacht hat. Und da hat er mal eben 30 Millionen per Western Union nach Afrika verschickt. Der Nigerianer hat sich aber nicht mehr gemeldet. Jetzt fürchtet Altmaier, dass vielleicht auch das riesige Erbe von NS-Opfern, das er demnächst antreten soll, vielleicht gar nicht existiert.
Aber statt dass Angela sich über die plötzliche Freizeit freut, schimpft sie die ganze Zeit nur auf den »Umweltklops« und darüber, dass gutes Personal in der CDU heute noch seltener zu finden ist als Wale in der Ostsee. Bei jemandem wie Altmaier sei es ja kein Wunder, dass sie am Ende lieber alles selber machen will. Klingt nicht so, als würde sie die freie Zeit mit mir verbringen wollen. Ziehe meinen Sauerflunsch und warte mal ab, was passiert.
29. April Der Sauerflunsch hat Früchte getragen. Überraschend hat Angela nämlich das aktuelle Kinoprogramm aus dem Kanzleramt mitgebracht. Wir wollen aber weder »Hairy Potter und der Ständer des Todes« sehen, noch »Vollversaute Schlümpfe in Doppel D«, noch »Transen Formers III«. Wir entscheiden uns am Ende für »Black Swan«. Der hat immerhin dieses Jahr den Oscar gewonnen. Ich werde aber stutzig, als ich sehe, dass der im Untertitel »Der schwarze Schwan und alle seine geilen Entchen« heißt. Irgendwann stellen wir fest, dass Angela die aktuelle Index-Liste jugendgefährdender Medien von der Bundesprüfstelle mitgebracht hat. Mit der Diskussion haben wir aber so viel Zeit verplempert, dass wir es am Ende nur noch in »Winnie Puuh« schaffen.
Wie sich herausstellt, ist das ein Zeichentrickfilm für Kinder, aber Angela hat dennoch Spaß. Die kleine, faule und immer hungrige Figur erinnert sie an Altmaier.
Sie muss sogar lachen, als ein Kind aus dem Zuschauerraum im Dunkeln die Treppe herunterfällt und anfängt zu weinen. Sie nennt es »Rösler« und will es trösten. Sie hebt das Kind unvermittelt hoch und hält es sich dicht vors Gesicht, worauf es noch mehr weint. Daraufhin lässt Angela das Kind wieder fallen, weswegen es noch mehr weint. Sie kann wirklich nicht so gut mit Kindern.
Als es im Film grad spannend wird, klingelt ihr Handy. Obama ist dran. Die anwesenden Eltern zischen, dass man im Kino nicht telefoniert, die Kinder bewerfen sie mit Popcorn, die Sicherheitsbeamten verletzen einen Platzanweiser und ein dickes Kind, das sich auf Angela stürzen wollte, und damit ist das Thema Kino vermutlich auch erst mal für längere Zeit gestorben …
30. April Unser alter Golf ist versteigert worden. Muttis erster. Sie hatte damals eigentlich einen Trabant bestellt, aber der hatte ja 12 Jahre Lieferzeit. Die DDR war untergegangen, bevor das Auto kam.
Auch Versteigerungen macht man heute im Internet, aber dieser modernen Technik kann man natürlich nicht
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