Das Totenhaus
der Maschine. Sie wartete darauf, dass ihr der Richter signalisierte, weiterzutippen, während sie mit einem Achselzucken zu mir herübersah. Wir wussten beide, dass sie meiner Bitte nicht nachkommen konnte. Vexter bestimmte, was im Gerichtssaal passierte.
Vexter schob seine Brille auf die Nasenspitze und signalisierte mir und meinem Gegner mit dem Zeigefinger, zu ihm zu kommen. »Würden Sie bitte näher treten?«
»Nein, danke, Sir. Ich möchte, dass alles zu Protokoll genommen wird. Meine Zeugin hat schwere Entwicklungsstörungen und geistige und körperliche Behinderungen. Aber sie weiß, was mit ihr passiert ist, und sie hat das Recht darauf, diesem Gericht ihre Geschichte zu erzählen.«
Chester Rubiera grub seine Finger in die Handflächen, während er das ganze Prozedere verfolgte. Ich erwartete, dass er jeden Augenblick ausrasten würde.
»Und ich sage Ihnen, dass diese ganze Angelegenheit eine verdammte Zeitverschwendung ist.«
»Ist es das, was Sie und Mr. Shirker unter einem ordentlichen Gerichtsverfahren verstehen, Euer Ehren? Soll ich Sie über die Rechtsprechung in diesem Punkt aufklären, oder interessiert Sie das nicht sonderlich?« Vexter wusste ungefähr genauso viel über Beweisregeln wie ich über die NASA.
»Gibt es dafür Präzedenzfälle?«
Catherine hatte die entsprechenden Akten zu Jakes Wohnung geschickt. Sie hatte das Thema recherchiert, und ich hatte letzte Nacht die Urteilsbegründungen gelesen. Ich nickte dem Richter zu und fing an, Urteile zu zitieren. »Es gibt einen Fall in der zweiten Berufungsinstanz, In Sachen Luz P.« Ich gab dem Gerichtspolizisten Kopien des Urteils, damit er sie dem Richter und dem Verteidiger weiterreichte. »Und Das Volk gegen Dorothy Miller.« Ich beschrieb hektisch die Fakten und richterlichen Entscheidungen, bis mich die Protokollantin bat, langsamer zu sprechen.
»Ja, ich weiß Bescheid«, sagte Vexter und warf die Blätter beiseite, ohne sie gelesen zu haben.
»Die Aussage dieser Zeugin ist wahrscheinlich bedeutungslos, wenn Dr. Herron nicht ihre Antworten übersetzen kann. Der Herr Verteidiger kann sie gerne ins Kreuzverhör nehmen und alle angemessenen Fragen seiner Wahl stellen. In früheren Gerichtsverfahren wurde entschieden, dass das einfach eine pragmatische, keine juristische oder wissenschaftliche Frage ist.«
Während wir drei uns stritten, wurde der Angeklagte immer gereizter und meine Zeugin draußen auf dem Gang zweifellos immer nervöser. Als der Richter endlich seine Meinung revidierte und uns fortfahren ließ, führte Dr. Herron Tina herein und setzte sich neben sie. Das angenehme Lächeln der Patientin verschwand, als sie Chester am entgegengesetzten Ende des langen Arbeitstisches sitzen sah. Sie klammerte sich an Herrons Hand und rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
Fast zwei Stunden sprachen wir die Interaktion zwischen Chester und Tina Schritt für Schritt durch, wobei Herron Tinas Aussagen erläuterte, wenn diese unverständlich waren. Am Ende des Kreuzverhörs war die Patientin völlig erschöpft, da es sie große Anstrengung kostete, die Geschichte noch einmal zu erzählen, und weil sie sich fürchtete, Chester so nahe zu sein.
Nachdem Vexter entschieden hatte, dass die Beweislage ausreichte, um die Angelegenheit der Grand Jury vorzulegen, gestattete er Tina, den Raum zu verlassen, und kümmerte sich darum, einen angemessenen Ort zu finden, in dem der Angeklagte, abseits vom Coler Hospital, inhaftiert werden konnte.
Um Viertel nach vier dankte ich der Ärztin und ging zurück in die Eingangshalle, wo Chapman auf mich wartete. »Bist du stolz auf dich, Blondie? Wird Chester, der Belästiger, woandershin verlegt? Ich kann nicht glauben, dass diese Psychoschwätzer tatsächlich einen Namen und ein Krankheitsbild für ein reizbares Temperament kreiert haben.«
»Ja. Intermittierende explosible Störung - Wutausbrüche, die der Täter nicht unter Kontrolle hat.«
»Und gibt's Medikamente, die da helfen?« Ich nickte.
»Besorg eine doppelte Dosis, und ich tu sie mir in die Schreibtischschublade, damit ich sie parat habe für die Tage, an denen du ausflippst. Jetzt aber los. Die Studentin, die dich treffen sollte, musste schon weg. Zwei Kerle vom hundertvierzehnten Revier werden uns zehn Minuten rumkutschieren. Genügt das?«
Wir gingen nach draußen, wo sich der Himmel bereits verdunkelte und es wieder windiger geworden war. Ein blauweißer Streifenwagen stand vor dem Krankenhaus. Die zwei uniformierten
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