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Das Totenhaus

Das Totenhaus

Titel: Das Totenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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wir um eins fertig sein werden. Und Tina muss etwas essen, bevor wir anfangen. Wenn sie nicht regelmäßig isst, beeinträchtigen die Medikamente sie erheblich.«
    »Ich habe auch eine Nachricht für Sie, Ms. Cooper. Detective Chapman sagte, dass er Sie, falls er von Ihnen nichts Gegenteiliges hört, nach der Voruntersuchung treffen kann.«
    Eine Stunde später betrat ich das Kunsthandwerkszimmer der psychiatrischen Abteilung. Ähnlich wie in einem Kindergarten hingen an den Wänden Bilder und Kreidezeichnungen der erwachsenen Patienten und Patientinnen. Man hatte aus einigen Tischen einen provisorischen Richtertisch gemacht, und das kräftige Schwarz der Richterrobe stand in starkem Kontrast zu den farbenfrohen, kindlichen Illustrationen, die den Hintergrund für dieses traurige Verfahren bildeten.
    »Ms. Cooper? Ich hatte Staatsanwältin Dashfer erwartet.«
    »Und ich Richter Hayes, Euer Ehren.« Wir zwangen uns beide zu einem Lächeln.
    Der Richter war wahrscheinlich ebenso enttäuscht wie ich. Statt Roger Hayes, einem der intelligentesten und sensibelsten Richter in unserem Zuständigkeitsbereich, war ich mit Bentley Vexter geschlagen. Ich wusste, dass es für Tina schwieriger werden würde, da er als Richter weder besonders geduldig noch verständnisvoll war.
    Mein Gegner war ein junger Pflichtverteidiger. Er hatte seinen Mandanten gerade vor einigen Minuten, als er im Krankenhaus angekommen war, das erste Mal getroffen. Sie berieten sich kurz miteinander, während wir auf Sandie Herron warteten.
    »Ist die Staatsanwaltschaft bereit?«
    »Ja, Euer Ehren.«
    »Rufen Sie Ihre erste Zeugin auf.« Er hielt sich die Strafanzeige vor die Nase und hob seine Brille an, um das getippte Schreiben zu entziffern.
    »Bevor ich das tue, würde ich gerne einen Antrag stellen.«
    Der Richter rückte die Brille wieder zurecht und quittierte meine Aussage mit einem Stirnrunzeln. »Wir haben bereits einen halben Tag vertan, während Sie Ihre Zeugin vorbereitet haben. Was wollen Sie denn noch?«
    Ich beschrieb Tinas Krankheitsbild, während sie und Dr. Herron auf dem Gang warteten. »Ich ersuche daher das Gericht, die Ärztin des Opfers mit vor Gericht erscheinen zu lassen, um als Vermittlerin zu fungieren, falls dies im Verlaufe der Zeugenaussage nötig sein sollte.«
    »Einspruch, Euer Ehren.«
    »Einen Augenblick, Mr. Shirker. Was, diese Frau spricht die Sprache nicht? Welche Art Dolmetscher brauchen Sie? Niemand sagte meinem Assistenten, dass wir -«
    »Keinen Fremdsprachendolmetscher, Sir.« Ich wiederholte meine Beschreibung von Tinas Schwierigkeiten und schilderte Dr. Herrons Beziehung zu ihr.
    »Einspruch.«
    »Mit welcher Begründung, Herr Verteidiger?« Es war offensichtlich, dass der Richter keine Ahnung hatte, ob er meinem etwas ungewöhnlichen Gesuch stattgeben sollte, also hoffte er, dass ihm der Verteidiger ein rechtskräftiges Argument liefern würde, um es Tina schwerer zu machen.
    Mr. Shirker hatte rein instinktiv und automatisch reagiert. »Hm, äh - ordentliches Gerichtsverfahren, Euer Ehren.«
    »Er hat Recht, Ms. Cooper. Sie verlangen da etwas sehr Außergewöhnliches.«
    »Die Tatsache, dass es unkonventionell ist, heißt nicht, dass es in einem Gerichtsverfahren keinen gültigen Zweck erfüllt. Unsere Gerichte sollen für alle zugänglich sein. Die Tatsache, dass diese Zeugin eine schwere Behinderung hat, sollte ihr nicht das Recht auf eine faire Verhandlung verwehren.«
    Der Richter streckte seinen Arm aus, um mich zum Schweigen zu bringen. Dann ließ er ihn sinken und zeigte mit dem Finger auf die Protokollführerin. »Das hier wird nicht ins Protokoll aufgenommen, verstanden?«
    Ich stand auf, um Einspruch einzulegen. Vexter war am schlimmsten, wenn er die offizielle Niederschrift seiner Voruntersuchungen säubern wollte. Sein Finger zeigte wieder auf mich, als Warnung, ihn nicht zu unterbrechen. »Alex, hören Sie. Sie haben hier eine geistig Zurückgebliebene, die nichts dagegen hat, mit jemandem in die Kiste zu steigen. Sie hüpft mit Jose ins Bett, also warum sollte Chester nicht auch seinen Spaß haben?«
    »Ich hätte gern, dass alles, was Sie sagen, ins Protokoll aufgenommen wird, Euer Ehren. Ich hätte gern die Gelegenheit, darauf zu antworten.« Ich wollte seine Ignoranz schwarz auf weiß dokumentiert haben, sodass sie einem Revisionsgericht und Rechtsausschuss vorgelegt werden konnte. Vexters Ansichten waren ebenso beschränkt wie seine Intelligenz.
    Die Protokollantin hielt ihre Hände über

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