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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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Weise persönlich war, dass die Tritte auf das Gesicht gerichtet waren, weist darauf hin. Naja, sicher, aus meiner sehr begrenzten Kenntnis des Falls heraus nehme ich an, er könnte es gewesen sein, dieser Henrik.«
    »Henrik hat doch ein Alibi«, sagt Markus.
    »Ja …« Wieder zögert Vijay. »Aber wie war das noch, haben ihm nicht seine Angestellten das Alibi gegeben?«
    »Ja, die arbeiten in seiner Baufirma. Wieso?«
    »Sie sind doch von ihm abhängig. Es könnte sein, dass sie lügen, um ihm zu helfen. Es wäre nicht das erste Mal. Und dass Henrik die Frau da in eurer Gruppe erschossen hat, beweist doch, dass er zu einem Mord in der Lage ist. Tatsache ist, dass es ziemlich unwahrscheinlich ist, dass ein anderer als Henrik der Mörder ist, rein statistisch gesehen, meine ich. Unwahrscheinlich, aber nicht unvorstellbar.«
    »Wieso unwahrscheinlich?«, fragt Markus.
    »Ach, aus dem einfachen Grund, dass dann zwei Mörder durch die Gegend laufen, was statistisch gesehen weniger glaubhaft ist, wenn auch absolut vorstellbar. Es ist absolut … vorstellbar.« Abermals zögert Vijay einige Sekunden, ehe er weiterspricht. »Es wäre durchaus möglich, dass ein wildfremder Mensch diese Susanne umgebracht hat. Und dann denkt euch in Henriks Lage hinein: Jemand ermordet deine Freundin. Dann wirst du des Mordes angeklagt. Das Kind – das zwar nicht von dir ist, das dir aber dennoch sehr nahesteht – wird dir weggenommen. Schon weniger schwerwiegende Traumata können zum Psychosendurchbruch führen. Das könnte jedenfalls den Mord bei euch in der Praxis erklären. Es ist in dieser Hinsicht … überaus wichtig, dass die Polizei nicht von Henrik als Täter ausgeht, ehe es bewiesen ist. Die Sache erinnert mich an einen Fall in Gävle im Jahre 2005. Ein neunundzwanzig Jahre alter Mann, der in einem Schuppen im Garten seiner Adoptiveltern wohnte, tötete innerhalb einiger Monate zwei seiner Pflegegeschwister. Polizei und Staatsanwaltschaft waren so sicher, dass der erste Mord vom Lebensgefährten des ersten Opfers begangen worden war, dass sie gar nicht auf die Idee kamen, dass es einen anderen Täter geben könnte, obwohl etliche Beweise in diese Richtung deuteten. Wenn sie sich anders verhalten hätten, wäre die andere Frau vielleicht noch am Leben.«
    »Du meinst also, dass es nicht Henrik war?«, fragt Markus.
    Wieder seufzt Vijay. Noch tiefer diesmal. Frustriert, weil er noch immer nicht richtig verstanden worden ist.
    »Nein, das sage ich nicht. Ich sage nur, dass es ein anderer gewesen sein kann. Aber rein statistisch gesehen ist es natürlich am wahrscheinlichsten, dass er es war.«
    »Das, was du vorhin gesagt hast«, sage ich langsam. »Das mit der reaktiven und instrumentellen Gewalt. Wenn es nun geplant war, wenn es instrumentell war, was könnte dann das Motiv sein?«
    »Tja, bei instrumenteller Gewalt ist jedes Motiv möglich, Geld, Rache, sexuelle Vorlieben. Aber in diesem Fall weist nichts auf sexuelle Gewalt hin, deshalb vermute ich, dass es darum jedenfalls nicht geht. Was hat Henrik bei der Vernehmung gesagt, sie müssen doch mit ihm gesprochen haben, ehe er die Frau in eurer Gruppe umgebracht hat und verschwunden ist?«
    »Er sagt, dass er unschuldig ist. Dass er weder Kattis noch seine neue Freundin, Susanne, je geschlagen hat. Dass Kattis lügt, dass sie ihm nur alles kaputtmachen will. Und dass er an dem Mordabend in der Kneipe war, wofür es Zeugen gibt.«
    »Es war vielleicht doch jemand Fremdes«, schlägt Aina vor. »Ein Stalker. Jemand, der sie ausgesucht und verfolgt hat? Der sich da draußen in Gustavsberg herumgeschlichen hat?«
    »Im Moment ist schrecklich viel die Rede von Stalkern. Wie sieht der typische Stalker eigentlich aus?«
    »Wir sollten vielleicht zuerst definieren, was ein Stalker ist.«
    Vijay lächelt triumphierend und schiebt sich noch eine Gabel voll Boeuf Bourguignon in den Mund. Markus nickt überrascht.
    »Okay, gibt es also eine Definition?«
    Vijay lächelt nachsichtig, als wäre Markus einer seiner weniger begabten Studierenden.
    »Es gibt viele Definitionen, aber ich halte Meloys von 1998 für die beste. Er hat im Prinzip gesagt, dass es sich bei Stalking um eine bewusste, bösartige und wiederholte Verfolgung und Schikanierung eines anderen Menschen handelt. Wenn wir uns die Täter ansehen, sind das fast immer Männer, oft mit aktenkundiger krimineller Vergangenheit und psychischen Problemen oder Drogenmissbrauch. Sie sind im Schnitt von höherer Intelligenz als andere

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