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Das Trauma

Das Trauma

Titel: Das Trauma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Grebe
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drückend, elektrisch geladen. Jedes Geräusch klingt seltsam verstärkt. Das leise Surren der Lüftung, das gleichmäßige Ticken der Uhr. Der Regen, der gegen das Fenster schlägt. Keine sagt etwas. Wir alle scheinen auf Sirkkas nächste Worte zu warten. Als wüssten wir, dass dort etwas liegt. Etwas, das herauswill.
    »Es war ein Dienstag. Ich hatte im Krankenhaus Nachtdienst und kochte gerade für uns. Wie immer. Wir wollten zusammen essen, und dann musste ich zur Arbeit. Timo saß auf dem Sofa und sah sich so einen Dokumentationssender an, wie immer, er prahlte ja gern mit seinem Wissen. Er fühlte sich seit zwei Tagen nicht ganz wohl. War nicht zur Arbeit gegangen. Und jetzt saß er da auf dem Sofa und rief mich. Zuerst dachte ich, er wollte etwas. Dass ich ihm etwas bringen sollte, aber dann … Mir war klar, dass etwas nicht stimmte. Seine Stimme klang so komisch. Als ich ins Wohnzimmer kam, hatte er sich die Arme um den Leib geschlungen. Es sah so seltsam aus. So merkwürdig. Sein Gesicht war ganz grau, grauweiß und schweißnass. Er hatte Schmerzen im Arm und in der Brust. Sagte, ich sollte einen Krankenwagen holen. Ich arbeite seit endlos vielen Jahren als Krankenpflegerin. Ich sehe sofort, wenn das Herz Schwierigkeiten macht. Und ich wusste ja, dass er hohen Blutdruck hatte und ein wenig übergewichtig war. Und außerdem rauchte er. Da stand ich und sah Timo an und begriff, dass es schlimm sein könnte. Richtig schlimm. Und plötzlich war es, als ob … alle Jahre … Alle Jahre, die wir geteilt hatten, gingen mir durch den Kopf. Alle Schläge, alle Beschimpfungen. Und der Hohn. Jetzt war er plötzlich der Schwache, und ich war die Starke. Und ich wusste, ich müsste zum Telefon laufen und Hilfe holen. Herrgott, ich sah doch, dass er krank war. Aber ich brachte es nicht über mich. Er hatte mir alles genommen. Mein ganzes Leben. Und jetzt saß er da auf dem Sofa und verlangte Hilfe von mir. Und ich, ich sah ihn an und nickte, flüsterte, dass ich anrufen würde. Dann ging ich in die Küche. Drehte die Kochplatte aus, zog den Topf mit den Kartoffeln zur Seite. Legte die Koteletts wieder in den Kühlschrank. Stellte Teller und Gläser in den Schrank. Es war wie ein Film, der rückwärts lief. Ich tilgte die Spuren eines Essens, das wir nie verzehrt hatten. Dann ging ich in die Diele, zog meinen Mantel an, griff zu meiner Handtasche. Und dann nahm ich das Telefon, wir hatten so ein schnurloses. Ich steckte es in die Handtasche und ging. Ich ging zum Dienst. Als ich am nächsten Tag nach Hause kam, saß er noch auf dem Sofa. An derselben Stelle, in fast derselben Haltung. Aber er war tot. Und als ich sah, dass er nicht mehr da war, setzte ich mich auf den Boden und weinte. Vor Erleichterung«.

In der Nacht träume ich wieder von Stefan.
    Immer Stefan.
    Wir lieben uns im Dunkeln, und sein kalter, nasser Körper bewegt sich energisch auf meinem. Ich weiß, dass er jetzt dem Meer gehört, dass er in den Wellen ruht, aber ich will ihn nicht loslassen. Will ihn noch einen kleinen Moment behalten. Ihn ein letztes Mal in mir spüren.
    Und ich denke, dass das hier stärker ist. Stärker, besser und lebendiger als mit Markus Liebe zu machen.
    Obwohl er tot ist.
    Also, ich liebe meinen toten Mann. Und ich genieße es. Umklammere seine knochigen Hüften, koste das Meerwasser, das von seinem Rücken tropft, über meine Schultern und in meinen Mund.
    Danach legt er sich neben mich in das Bett, mit der Hand auf meinem Bauch. Ich sehe, wie sein Brustkorb sich im Dunkeln hebt und senkt, als atmete er, sehe seine schwarzen Augen, die im Dunkeln funkeln.
    »So«, sagt er leise und streicht vorsichtig mit seiner feuchten kalten Hand über meinen Bauch. »Jetzt ist das auch mein Kind.«
    Als ich gerade antworten will, spüre ich Hände, die mich schütteln. Mich in die Wirklichkeit zurückholen. Stefans Körper verschwimmt, löst sich auf, bis nur ein feuchter Windhauch übrig ist.
    Ich begreife, dass Markus mich weckt, und fürchte plötzlich, ich könnte im Schlaf gesprochen haben. Vielleicht Stefans Namen geschrien haben oder etwas anderes.
    Etwas Schlimmeres.
    »Siri, aufwachen!«
    Ich sehe ihn an. Den Mann, der mir gehört. Den, den ich wirklich lieben müsste. Ihn, der meine Liebe verdient und braucht.
    Das Schlafzimmer ist dunkel, aber das schwache gelbe Licht des Kamins im Wohnzimmer leuchtet in sein Gesicht. Die Haare stehen ihm zu Berge, und ich kann sehen, wie der Schweiß auf seiner Stirn perlt.
    »Siri, sie ist

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