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Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen

Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen

Titel: Das Traumcafé einer Pragerin - Erzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lenka Reinerová
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zurückgekommen? Ist sie krank?
    Gewachsen ist das Kind, aber auch sehr mager. Kein Knopf an dem Blüschen paßt zum anderen.
    »Guten Tag«, sagte die Kleine schließlich artig, so wie zur Frau im Milchladen oder zum Lehrer in der Schule. Sie stand immer noch an der Schwelle.
    »Tag Petruschka. Du hast eine sehr schöne Spange im Haar.« Nur nicht verschrecken, das arme Vögelchen.
    »Die haben wir noch in Prag gekauft«, schaltete sich Pavel ein und legte dem Töchterchen den Arm um die Schultern. Dankbar schmiegte es sich an ihn und ließ sich bis zur Mutter führen.
    »Ich habe auch einen neuen Rock«, bemerkte sie, um ihren guten Willen zu zeigen, »willst du ihn sehen?«
    »Selbstverständlich. Wo ist er denn?«
    Erleichtert lief die Kleine zum Schrank.
    »Sie wird sich bald gewöhnen«, flüsterte Pavel seiner Frau zu und strich ihr dabei übers Haar. Das hätte er nicht tun sollen. Sie konnte ohnehin kaum an sich halten.
    »Hier. Ich habe gleich alles gebracht.«
    Petruschka schleppte ihre ganze Garderobe herbei. Die Mutter setzte sich zu ihr auf den Fußboden, und sie nahmen gemeinsam Stück für Stück durch.
    »Da werde ich dir einen anderen Knopf annähen, und diesen Kragen überbügeln wir ein bißchen. Wie gefällt es dir im Schulhort?«
    »Fein«, sagte Petruschka und dachte dabei an den Vanillepudding mit der Himbeere auf der Spitze, den das bravste Kind der Woche am Sonnabend zur Belohnung bekam. »Aber der Toník ärgert mich immer.«
    »Den zeigst du mir mal, ja? Damit ich weiß, wie er aussieht.«
    Petruschka blickte sie prüfend an. In diesem Augenblick begriff sie, daß sie nun wieder eine Mutter hatte, die sie vielleicht am Nachmittag vom Hort abholen wirdwie andere Mütter ihre Kinder, und daß sie möglicherweise nicht mehr allein zum Bäcker gehen mußte, der sie immer vor allen Leuten lächerlich machte. »Na, was will die Mücke heute?« oder so ähnlich.
    »Du bist meine Mutti, nicht?« sagte sie auf einmal und berührte dabei ihre Hand. »Wo warst du so lange, und warum hast du uns nur so selten geschrieben?«
    »Mutti war krank«, antwortete Pavel Starek schnell, »das habe ich dir doch gesagt.«
    »Na, ganz weiß und ziemlich zusammengeschrumpft bist du ja«, stellte Petruschka sachlich fest, »sooo klein.«
    »Aber meine Haare sind lang. Soll ich mir einen Zopf flechten?«
    »Ich«, jauchzte Petruschka, »ich will ihn dir flechten. Darf ich?«
    Das Eis war gebrochen.
    Ihr eigenes Kind wird sich Ihrer schämen.
    Ihr eigenes Kind schlief an diesem Abend ein Stündchen später als gewöhnlich ein, und ehe es sich unter die Decke verkroch, sagte es noch mit einem kleinen Seufzer der Erleichterung in der schläfrigen Stimme: »Ihr beide seid meine Eltern, nicht wahr?«
    Einige Tage später begriff die Heimgekehrte, daß sie zu dritt von Pavels Gehalt nicht leben konnten. Seine Kollegen hatten festgestellt, daß ihr nichts Besonderes fehlte, sie war bloß ziemlich schwach und nervlich völlig erschöpft. »Ordentlich essen, junge Frau«, rieten sie, »essen, schlafen und an die frische Luft gehen. Und sich keine unnötigen Sorgen machen. Das ist die Hauptsache, und in einigen Wochen sind Sie wieder obenauf.«
    Sie mußte aber vor allem zur Polizei gehen, um dortihre Ankunft und ihren vorläufigen Aufenthalt in dieser Stadt zu melden. Das war die Hauptsache.
    »Ich komme mit«, erbot sich Pavel. Das lehnte sie ab. »Laß mich mitgehen«, drängte er. »Wer weiß, wie dir dort zumute sein wird.«
    Sie ging allein.
    Ein großes Gebäude, ein kahles Treppenhaus mit vielen Türen. Jede trug eine Nummer, keine hatte ein Namensschild. In dem düsteren Korridor dieses Amtsgebäudes überfiel sie panische Angst. Warum war sie bloß nicht Pavel gefolgt? Hinter jeder Tür vernahm sie Stimmen, wußte sie einen Schreibtisch und eine Schreibmaschine . . .
    Wie heißen Sie? Geburtsdatum, Wohnort, genaue Adresse. Aber ein bißchen Tempo, ja?
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sie zuckte zusammen. Hinter ihr stand ein breitschultriger Beamter in Uniform, weder freundlich noch unfreundlich, einfach amtlich korrekt. Sie holte aus ihrer Handtasche einen schmalen Streifen Papier hervor, mit der Bestätigung, daß sie sich von . . . bis . . . in Untersuchungshaft befunden hatte. Kein Wort mehr. Daß es ein Irrtum war, stand nicht darauf.
    »Ich möchte mich anmelden«, sagte sie, und es war ihr unangenehm, daß ihre Stimme dabei ein wenig schwankte. Sie hielt ihm den Papierstreifen hin.
    »Aha«, die

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