Das Traumprinzen Casting
Kriegst du das mit den Karten hin?“
„Wow!“, Nina ist beeindruckt. „Nicht schlecht die Idee! Du wirst ja immer besser. Ich werde mal sehen, was ich wegen der Karten machen kann, aber ich denke, das kriege ich hin. Wir haben immer einige Karten in der Hinterhand, falls unsere Kunden sich spontan entscheiden. Ich kläre das gleich mal.“
Nina zückt ihr Handy und wandert über den Parkplatz. Sie muss sich immer bewegen, wenn sie telefoniert. Ich bin eher der gemütliche Telefontyp. Ich kuschele mich beim Telefonieren viel lieber auf eine schöne Couch und mache es mir bequem.
In dem Karton in meinen Händen rumort es plötzlich. Herkules hat sich scheinbar von dem Schrecken der eingehenden ärztlichen Untersuchung erholt und beginnt wieder mit dem Stroh zu rascheln.
„Wie nenne ich dich jetzt bloß?“, überlege ich. „Herkules ist ja kein Name für eine Dame. Da müssen wir wohl ein WG-Meeting machen und zusammen überlegen!“
Während ich noch über mögliche Mäusenamen nachdenke, kommt Nina von ihrem Telfonwalk wieder. „Gute Nachrichten“, verkündet sie. „Ich habe zwei Karten für dich organisiert. Wir können jetzt gleich zu meinem Büro fahren und sie abholen!“
Das Fußballspiel
E inige Stunden später stehe ich mit den Karten in der Hand vor dem Stadion. Hier ist die Hölle los. Das Spiel scheint restlos ausverkauft zu sein. Wieder einmal bewundere ich Nina für ihr Organisationstalent. Wie hat sie es bloß so schnell geschafft, noch Karten zu bekommen?
Ich stehe eingekeilt zwischen Fahnen schwenkenden Fans, die lauthals eine Fußballhymne grölen und warte auf Alexander. Ob er überhaupt kommen wird? Ich werde mich wohl überraschen lassen müssen, denn ich habe noch nicht mal eine Handynummer von ihm.
Und auch wenn er kommen sollte, heute bin ich völlig auf mich allein gestellt. Keiner meiner Freunde ist dabei und kann mich coachen.
Nina hat mir noch ein paar gutgemeinte Tipps mit auf den Weg gegeben: „Ihr werdet sowieso nicht viel reden. Im Stadion ist es ziemlich laut. Freu dich einfach mit, wenn ein Tor fällt und lass ein paar Buh-Rufe los, wenn die Gegner am Ball sind. Wird schon schiefgehen!“
In Wirklichkeit habe ich überhaupt keine Ahnung von Fußball und ich war auch noch nie in einem Stadion. Vor grölenden Menschenmassen habe ich schon immer einen Riesenrespekt gehabt. Ich fühle mich einfach unwohl, wenn zu viele Menschen um mich herum sind.
Erleichtert atme ich auf, als ich Alexanders blonden Haarschopf in der Masse erkennen kann. Er hat mich gesehen und winkt mir zu. Ich gehe ihm entgegen.
„Entschuldigung. Ist etwas später geworden. Wir hatten noch einen Notfall. Eine Dalmatiner Hündin hatte Probleme bei der Geburt ihrer Welpen. Da musste ich noch hin. Aber alle zwölf Welpen sind gesund und munter!“
„Kein Problem! Ich bin auch noch nicht lange da“, antworte ich. „Wollen wir reingehen?“
„Ja, gerne. Geht ja schon gleich los. Echt nett von dir, dass du mich mitnimmst. Ich darf doch DU sagen, oder? Ich bin Alexander!“
„Klar darfst du, ich heiße Lola“, stelle ich mich noch einmal vor.
„Wie kommt es denn, dass du Karten hattest und keine Begleitung?“, will Alexander auf dem Weg zu unseren Sitzplätzen wissen.
„Längere Geschichte. Ich wollte eigentlich mit meinem Mitbewohner gehen, aber der hat sich den Fuß verknackst!“, erkläre ich. Das ist noch nicht einmal ganz gelogen, denn einen Mitbewohner mit verstauchtem Fuß habe ich ja wirklich.
„Mitbewohner? Wohnst du in einer Männer-WG? So wie diese Frau in dieser neuen Serie im Fernsehen?“
„Nee, nee. Ich wohne nur mit Olgér zusammen. Den kenne ich noch aus Studienzeiten. Und er ist auch ungefährlich für mich. Er steht auf Männer. Und Herkules, meinen anderen Mitbewohner, hast DU ja heute zur Frau gemacht!“
„Haha“, lacht Alexander. „Du bist echt lustig! Hast du denn schon einen neuen Namen für Herkules?“
„Noch nicht. Olgér weiß das alles noch gar nicht. Und da Herkules ja auch sein Mitbewohner oder besser seine Mitbewohnerin ist, werden wir WG-demokratisch abstimmen.“
„Was sagt denn dein Freund dazu, dass du mit einem Mann in einer WG wohnst?“, erkundigt sich Alexander.
„Ich habe keinen Freund. Sonst hätte der bestimmt auch was dagegen, dass ich mit wildfremden Männern ins Stadion gehe“, pariere ich.
„Na ganz wildfremd bin ich ja nicht. Immerhin bin ich der Tierarzt deiner Maus“, erwidert Alexander schmunzelnd.
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