Das Traumtor Band II (German Edition)
einem Mann der Leibwache betrügt? Was soll ich nur tun, Leston? Ich weiß keinen Ausweg!“
Nachdenklich sah der Alte Narin an. Dann sagte er langsam: „Willst du wirklich wi ssen, was ich dir raten würde?“
„Ja, das will ich!“ antwortete Narin. „Denn dein Rat war bisher immer gut.“
„Nun, so höre denn, wie ich über diese Sache denke!“ lächelte der Arzt. „Wenn deine Abneigung gegen diese Frau nicht deine männlichen Fähigkeiten beeinträchtigt, solltest du dich ihrem Wunsch fügen. Denkt sie nämlich, du seist ihr verfallen, wird sie dich zu ihrem Vertrauten machen und wir erfahren alles, was sie plant. Wenn du dazu bereit bist, lass König Rowin nur mein Problem sein! Ich werde ihm die Sache schon erklären. Ich glaube nicht, dass es ihn interessieren wird, mit wem Ilin schläft. Sie wird ihn sowieso betrügen, also wird es Rowin vorziehen, dass sie es mit jemandem tut, der auf seiner Seite steht und ihn über alle ihre Schritte informiert. Doch für dich könnte es gefährlich werden, und ich befürchte, dass du in Ilins Armen leicht vom Freund zum Feind werden könntest. Sie ist eine betörende Frau, und ein Mann ist nun einmal ein Mann. Du darfst also dieses Abenteuer nur dann wagen, wenn du dir deiner völlig sicher bist. Nur der Verstand darf dich leiten, wenn du sie zu deiner Geliebten machst. Verlierst du dein Herz und deinen Verstand an sie, wirst du zu einer großen Gefahr für unseren Herrscher und unser Land.“
„Hältst du mich für fähig, jemals meinen Herrn zu hintergehen?“ fuhr Narin entrüstet auf. „Wie könnte ich je vergessen, was er für mich tat? Und wie könnte ich das A ndenken der Herrin Athama beschmutzen, der ich mein Leben weihte?“
„Mein lieber Junge“, seufzte Leston, „ich bin ein alter Mann und habe in meinem la ngen Leben vieles erlebt. Mehr als einmal habe ich Männer gesehen, die in den Armen einer schönen Frau alles vergaßen, was jemals Bedeutung für sie hatte. Sogar Rowins Vater, König Forn, hat sich durch die schöne Larve und die falschen Tränen seines Weibes täuschen lassen. Verbannte er nicht unseren Prinzen Targil vom Hof, den Sohn seines besten Freundes, weil die Königin Targil verleumdete? Die Liebe hatte Forn blind gemacht für die Bosheit seines Weibes. Und hat nicht auch Rowin, verblendet durch sein Begehren, den wahren Charakter Ilins nicht erkennen wollen? Doch ich glaube, dass du Ilin nicht verfallen wirst, da du bereits unter den Folgen ihrer Bosheit leidest. Trotzdem, mein Freund, werde ich dich genau beobachten, wenn du dich auf dieses Wagnis einlässt. Entdecke ich an dir das geringste Anzeichen dafür, dass Ilins Gift bei dir seine Wirkung tut, werde ich dafür sorgen, dass du nie mehr in ihre Nähe gelangen kannst – in deinem eigenen Interesse! Ich werde nicht zulassen, dass diese Frau ein weiteres Leben zerstört.“
„Du bist zu mir wie ein Vater, Leston“, lächelte Narin, „und ich danke dir für deine Fürsorge. Aber wir reden hier, als sei ich schon Ilins Geliebter. Darüber weiß ich noch nicht einmal, ob ich mich dazu werde überwinden können, und wenn – ob ich ihren Ansprüchen überhaupt genügen werde und sie mir ihre Gunst für längere Zeit g ewähren wird.“
„Sie wird!“ grinste Leston. „Doch darfst du das dann nicht unbedingt als eine Folge deiner Qualitäten als Liebhaber werten, so leid es mir tut. Ich durchschaue Ilins Plan genau. Sie will durch dich zwei Dinge erreichen: erstens will sie Rowin eifersüchtig machen, denn sie kann nicht begreifen, dass er sie tatsächlich nicht will, und zwe itens sucht sie einen Menschen hier am Hof, der fast überall Zugang hat und sie daher mit Informationen versorgen kann. Bedenke, dass sie hier in Valamin nicht einen Menschen hat, der ihr wohlgesonnen ist. Die Leute am Hof begegnen ihr mit zurückhaltender Höflichkeit, und sie spürte deutlich, dass diese Höflichkeit nur der gekrönten Königin von Valamin gilt. Sie weiß genau, dass sie hier nicht willkommen ist. Glaube mir, ich habe meine Augen überall, auch wenn ich die meiste Zeit hier in meinem Laboratorium verbringe. So weiß ich längst, dass Ilin mit Geschenken versucht, die Leute für sich einzunehmen. Doch sie hat wenig Erfolg damit. Diejenigen, die für sie wirklich von Nutzen wären, lassen sich nicht kaufen, denn sie sind Rowin treu ergeben und haben die Herrin Athama sehr geschätzt. Und die anderen heucheln nur Sympathie für sie, um sie in Geberlaune zu halten. Doch glaube mir,
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