Das Traumtor Band II (German Edition)
könnt.“
Da zog ein höhnisches Lächeln über Ilins Lippen und dann lachte sie los, laut und tr iumphierend. Sie trat einen Schritt auf Rowin zu und rief:
„ Das ist das Urteil, das du über mich verhängst, du Narr? Ich weiß, dass du dein Wort nicht brechen wirst, mir mein Leben zu lassen. Doch das wird das deine kosten! Bring mich nur nach Muran, und in einem Jahr werde ich zurück sein an der Spitze meines Heeres und als Königin in Varnhag einziehen – aber ohne dich!“
Rowin antwortete nicht, nur ein leichtes, geringschätziges Lächeln kräuselte seine Lippen.
„Ihr solltet nicht zu früh triumphieren, Ilin“, ließ sich Targil da wieder vernehmen, „denn noch kennt Ihr die Botschaft nicht, die uns vor einer knappen Stunde aus Muran erreichte!“
Ilin fuhr herum. „Was für eine Botschaft, redet!“ schrie sie.
Targil lächelte fein und schwieg ein Weilchen, um Ilin zu provozieren. Dann sagte er: „Ein herber Schlag traf Euch und Euer Land, Prinzessin, denn vor etwa vier Wochen starb König Geran. Doch da es ein glückliches Land ist, so hat es bereits einen neuen Herrscher. Sein Name ist Mero, und er ist Euch wohl bekannt.“
Ilin taumelte zurück, als habe sie einen Schlag erhalten. Sie wurde kreidebleich und ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
„Was? Was sagt Ihr da?“ röchelte sie. „Mein Vater ist tot? Mein Vater ist ……. und mein Bruder ist ……..“ Für einen Augenblick schien es, als würde Ilin zusammenbrechen. Dann aber stieg ein Wutschrei aus ihrer Brust und sie stürzte die Stufen zum Thron hoch, ehe die Wachen sie ergreifen konnten.
„Du Hund!“ kreischte sie und warf sich mit gespreizten Krallen auf den hochfahre nden Rowin. „Du elender Bastard! Hätte ich dich nur nie in meinem Leben gesehen. Ich bringe dich um mit meinen eigenen Händen!“
Doch Rowin hatte mit einer solchen Attacke gerechnet. Ehe ihm Ilin mit den Nägeln ins Gesicht fahren konnte, hatte er ihre Handgelenke ergriffen und hielt die Tobende von sich ab. Ilin trat und biss nach ihm, doch schon wurde sie von Targil und den Wachen fortgezerrt.
„Schafft sie mir aus den Augen!“ befahl Rowin ruhig. „Kettet sie im Kerker an, bis die Delegation aufbricht. Auf dem Weg nach Muran dürfen ihre Ketten nicht abgenommen werden und sie soll rund um die Uhr von je zwei zuverlässigen Männern bewacht werden, die weder auf ihre Bestechungs- noch auf ihre Verführungsversuche hereinfallen. Und überliefert sie auch ihrem Bruder Mero in Ketten. Er mag dann zusehen, wie er sie bändigt.“ Er wandte sich ab und verließ mit schweren Schritten den Thronsaal.
Kapitel VI
Ein Jahr war vergangen, seit man Ilin aus Valamin fortgeschafft hatte. Mero war wenig erfreut gewesen, dass man ihm die ungeliebte Schwester zurückbrachte, die er froh war, losgeworden zu sein. Aber aufgrund der Tatsachen konnte er sich nicht weigern, sie den Gesandten abzunehmen, zumal sein eigener Bote Zeuge von Ilins Raserei geworden war. Er bezweifelte jedoch keinen Augenblick die gegen Ilin vorgebrachten Beschuldigungen, denn er kannte seine Schwester nur zu gut. Es gab aber immer noch Anhänger Ilins am Hof zu Muran, und so konnte er sich Ilins nicht einfach entledigen, da die Rechtsprechung Murans eine Bestrafung von Vergehen in anderen Ländern nicht vorsah und sie außerdem der königlichen Familie entstammte, die der normalen Gerichtsbarkeit nicht unterstand. Doch Mero hatte Rowin versichern lassen, dass er ein wachsames Auge auf seine Schwester haben würde. Wie gut das war, sollte sich schon bald erweisen. Kaum hatte sich Ilin wieder am Hof zu Muran eingelebt, begann sie erneut, Ränke zu schmieden. In ihr brannte nun nicht nur der Hass auf Rowin, sondern auch auf Mero, der ihren Plänen und ihrer Machtgier im Wege war. So sammelte sie im Geheimen eine Schar Unzufriedener um sich mit dem Ziel, ihren Bruder zu stürzen und dann als Herrscherin von Muran Rowin mit Krieg zu überziehen. Doch ihr Hass und ihre Sucht nach Vergeltung trieben sie zu übereiltem Handeln. Sie schlug zu, ehe sie stark genug war, und so scheiterte ihre Revolte an der Vorsicht ihres Bruders, der mit einer solchen Möglichkeit gerechnet hatte. Nun hatte Mero einen Grund, sich der gefährlichen Schwester zu entledigen.
Ilin wurde enthauptet. Sie starb durch das Schwert des Henkers am 17. Tag des G ewittermondes – genau zwei Jahre nach jenem Tag, an dem sich hinter Athama das Tor zu ihrer Welt für immer geschlossen hatte.
Rowin schauderte
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