Das Traumtor Band II (German Edition)
wir brauchen nur einen Grund, der diese Reise für Rowin unerlässlich macht. Leston wird schon Rat wissen. Ich gehe gleich zu ihm. Je eher etwas geschieht, desto besser!“
Ehe Targil sie aufhalten konnte, war sie schon aus dem Zimmer gerannt. Sie fand den alten Leston wie immer in seinem Laboratorium. Doch als sie eintrat, hantierte er nicht wie gewöhnlich mit Flaschen und Tiegeln, sondern saß melancholisch am Tisch und starte in einen Becher seines vorzüglichen Kräuterlikörs.
„Aber Leston, so verdrießlich?“ fragte sie heiter. „Wo fehlt es denn? Klappen Eure Experimente heute nicht?“
„Nichts klappt mehr so richtig, edle Herrin, seid uns unser größter Schatz genommen wurde“, klagte Leston. „Sie hat mir immer Mut gemacht, wenn etwas nicht gelang, und sie gab mir Rat, wenn ich nicht weiter wusste. Seit sie fort ist, habe ich nichts Rechtes mehr zu Stande gebracht.“
„Aber sie würde nicht wollen, dass wir aufgeben, Leston“, sagte Deina leise. „Das ist auch der Grund, warum ich zu Euch kam. Wir dürfen Rowin nicht aufgeben!“
„Oh, Prinzessin, was ist mit dem König?“ fragte Leston erschrocken. „Er ist doch nicht etwa krank?“
„Doch, er ist krank“, antwortete Deina ernst, „nicht an seinem Körper, seine Seele ist verwundet, das ist es. Und ich fürchte, dass er nach und nach aufgeben wird, gegen diese Krankheit anzukämpfen, wenn wir ihm nicht helfen.“ Sie setzte sich auf einen Schemel neben Leston und legte die Hand auf seinen Arm. „Darum erbitte ich Eure Hilfe“, sagte sie eindringlich. „Rowin muss zu Tustron gehen, denn nur der Weise kann vielleicht sein Herz heilen oder ihm zumindest die Gabe des Vergessens schenken. Aber dazu müssen wir Rowin erst einmal dorthin bekommen. Ich weiß aber, dass ich allein ihn nie dazu überreden kann, und bis er selbst vielleicht auf die Idee kommt, nach Euribia zu gehen, wird sich sein Zustand weiter verschlechtern. Daher brauche ich Eure Unterstützung, um das Geschehen zu beschleunigen. Sagt, werdet Ihr mir helfen?“
Leston schaute Deina zunächst verständnislos an. Er konnte sich nicht vorstellen, welche Hilfe sie von ihm erwartete. Gewiss, der König war in Bezug auf Ilin seinem Plan gefolgt, aber das hieß nicht, dass der König den alten Medicus zu seinem Ra tgeber erhoben hätte. Im Gegenteil, der König schien in der letzten Zeit sogar seinen Hofrat fast völlig zu ignorieren. Leston sah nicht, wie ausgerechnet er Rowin zu einer Reise überreden können sollte, von deren Erfolg er selbst nicht überzeugt war. Doch der Alte mochte auch Deina, die stets freundlich zu ihm war, und so sagte er:
„Wenn Euch meine Dienste irgendwie von Nutzen sein können, so verfügt über mich! Wie gern würde ich helfen, unseren Herrn wieder froh zu machen. Doch ehrlich g esagt wüsste ich nicht, was ich dazu tun könnte.“
„Hört mich an, Leston!“ antwortete Deina beschwörend. „Es gibt wohl in ganz Valamin keinen Menschen, der Rowin besser kennt als ich. Und so weiß ich genau, wie er auf bestimmte Situationen reagiert. Was ich vorhabe, kann uns seinen Zorn, aber wohl eher seine Dankbarkeit einbringen. Mein Plan ist nicht ganz ungefährlich für Euch, doch ich verspreche Euch, dass sowohl ich als auch mein Gatte die volle Verantwortung gegenüber Rowin für Euer Handeln übernehmen werden. Was ich auch an Einfluss auf meinen Bruder geltend machen kann, würde ich in die Waagschale werfen, um Euch zu schützen, sollte mein Plan misslingen. Sagt, wollt Ihr trotzdem riskieren, vielleicht seinen Groll auf Euch zu ziehen, wenn andererseits dadurch alles zum Guten gewendet werden kann?“
Leston überlegte nicht lange. „Ich bin ein alter Mann, Prinzessin“, sagte er, „und ich habe dank der Güte unseres Herrn ein erfülltes Leben in Frieden und Wohlstand g ehabt. Der kleine Dienst, den ich König Rowin gegen die muranische Hexe erweisen konnte, hat meine Dankesschuld gegen ihn nicht abgetragen. Selbst wenn ich jetzt seinen Zorn auf mich laden würde, bin ich daher bereit, meine ganze Kraft einzusetzen, wenn für ihn auch nur ein kleines bisschen Frieden dabei herauskommt. Sagt mir daher Euren Plan und erklärt mir, was ich tun soll.“
„Danke, Leston!“ Deina schaute den Alten mit warmem Lächeln an. „Ich wusste, dass Ihr mich nicht im Stich lassen würdet. Doch nun hört: Ich glaube, wie ich Euch schon sagte, dass der Magier Tustron der Einzige ist, der Rowin Hilfe bringen kann. Doch wie Ihr selbst wisst, würde
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