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Das Traumtor Band II (German Edition)

Das Traumtor Band II (German Edition)

Titel: Das Traumtor Band II (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Rowin nie zu ihm gehen, weil er jede Hoffnung verloren hat. Nur durch eine List können wir ihn daher zu dieser Reise bewegen. Ich hatte schon erwogen, Boten nach Euribia zu schicken, damit man Rowin an den dortigen Hof einlädt. Aber ich verwarf diesen Gedanken, denn ich weiß genau, dass er irgen deinen Vorwand finden würde, um Targil an seiner Stelle dorthin zu senden. Doch dann erzählte mir Targil, dass Rowin begonnen hat, alle Orte aufzusuchen, an denen er einst mit Athama weilte. Er versucht nicht zu vergessen – im Gegenteil, er stachelt seinen Schmerz selbstquälerisch immer wieder an, indem er an diesen Orten die Begegnung mit der Vergangenheit sucht. Daher glaube ich, dass er wie an Fäden gezogen der Route folgen wird, die er damals mit Athama zog, wenn wir ihn erst einmal auf diesen Weg gebracht haben. Und dieser Weg wird ihn zum Schluss auch zu Tustron führen. Ich bin gewiss, dass der Magier ahnen wird, was wir von ihm erbitten, indem wir ihm Rowin senden. Doch um Rowin auf den Weg zu bringen, müsste man für eine kurze Zeit seinen Willen beeinflussen können. Man müsste ein Mittel haben, dass ihn ohne Widerspruch einen Befehl ausführen lässt, und sei es auch nur für wenige Stunden. Dieser Befehl müsste so lange für ihn wirksam sein, bis er weit genug von hier fort ist, um sich mehr der Erinnerung an seine Reise mit Athama als seinem Zorn über die Täuschung zu widmen. Leston, gibt es solch ein Mittel, und wenn, könnt Ihr es herstellen?“
    Trotz seines Zutrauens zu Deina erschrak Leston. „Prinzessin! Das ist nicht Euer Ernst!“ rief er entsetzt. „Verlangt Ihr von mir, dass ich meinen Herrn willenlos mache – und nicht nur das – ihn auch noch einem fremden Willen unterwerfe? Ihr Götter, was könnte dabei alles geschehen!“
    „Nicht einem fremden Willen sollt Ihr Rowin unterwerfen“, antwortete Deina sanft, „nur für kurze Zeit dem Willen seiner eigenen Schwester, die ihn mehr liebt als jeder andere in Valamin und die sich um ihn sorgt. Könnt Ihr wirklich annehmen, Leston, dass ich Rowin zu irgendetwas zwingen würde, das im schaden könnte?“
    Leston schaute Deina stumm an und erkannte in ihren Augen die Liebe und die So rge, die sie für Rowin empfand. „Nein, Ihr würdet dem König niemals schaden, das ist gewiss“, sagte er dann ruhig. „Ich vertraue Euch!“
    „Dann sagt, gibt es denn ein solches Mittel und könnt Ihr es besorgen?“ fragte Deina nun lebhaft.
    Leston lächelte nicht ohne Stolz. „Ja, es gibt einen solchen Trank, aber er ist schwer herzustellen. Und nicht nur das! Man muss ihn auch mit höchster Sorgfalt anwenden.“ Er runzelte die Stirn. „Das bereitet mir noch mehr Kopfschmerzen als die Herstellung selbst, denn man muss viel dabei beachten, wenn man ihn jemandem verabreicht. Geschieht auch nur ein kleiner Fehler, kann es sein, dass die Person lange Zeit bewusstlos bleibt und vielleicht sogar Schaden in seinem Kopf nimmt.“
    „Oh, Leston, ist das wahr?“ fragte Deina erschrocken. „Gibt es denn nichts, was harmloser ist?“
    „Nein, Prinzessin, ich kenne nur dieses eine Mittel. Ich bin Arzt, kein Magier, der auf viele Arten die Menschen unter seinen Willen bringen kann. Ich kann das nicht durch die Kraft meiner Gedanken, sondern nur durch die Gaben der Natur erreichen. Aber die Natur verübelt es einem schnell, wenn man nicht sorgsam mit dem umgeht, was sie uns schenkt. Hier, schaut!“ Leston hob eine kleine hölzerne Dose hoch. „Das Pulver in diesem Gefäß ist von einer hochgiftigen Pflanze, die man Fingerhut nennt. In winzigen Mengen kann es jedoch ein schwaches Herz stärken. Und dies hier“, er ergriff eine kleine Phiole, „ist der Saft jener hübschen, aber tödlich giftigen Frucht, die Tollkirsche heißt. Mit dieser Menge hier könnte man den ganzen Hof vergiften. Aber ein Tropfen in einen großen Eimer Wasser ergibt ein Heilmittel für Krampfhusten oder schlimme Magenkrämpfe. Und genauso ist es auch mit jenem Mittel. Es besänftigt einen Tobenden, macht ihn ruhig und willig und vertreibt die Dämonen aus seinem Leib, wenn man weiß, wie und in welcher Menge man es verabreicht. Doch gibt man zu viel und beachtet nicht die Regeln, erhebt sich nach tagelangem, todesähnlichem Schlaf nur noch ein geifernder Idiot. Ihr seht, Prinzessin, dies ist ein gefährliches Unterfangen!“
    Deina blieb eine Weile stumm. Dann schaute sie auf und fragte: „Können wir es w agen, Leston? Glaubt Ihr, ich könnte die Regeln erlernen? Denn es ist

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