Das Traumtor Band II (German Edition)
zusammen, als er die Botschaft erhielt. Wieder und wieder fragte er sich, was die Götter mit all dem hatten bezwecken wollen. Wo nur lag der Sinn in dem, was geschehen war?
In der vergangenen Zeit war die Trauer in Rowins Herzen nicht geringer geworden, ja, es schien so, als bräche sie erst jetzt umso stärker hervor, nachdem Ilin das Land verlassen hatte und Valamins Frieden gesichert war. Deinas und Targils Sorgen um Rowin wuchsen, denn je mehr Zeit verging, desto düsterer wurde er und umso mehr zog er sich in sich zurück. Er vernachlässigte nie seine Pflichten, doch manchmal war er stundenlang verschwunden und unauffindbar. Nur Deina und Targil wussten, wo er sich dann aufhielt. Targil war ihm eines Tages heimlich voll Sorge gefolgt, da ihn Rowins tiefe Melancholie Schlimmes fürchten ließ. So entdeckte er, dass Rowin zu den Gemächern ging, die er einst mit Athama bewohnt hatte und zu denen der Zutritt für jedermann verboten war. Als er durch einen Türspalt blickte, sah er Rowin auf dem Bett sitzen, die leere Phiole des Zaubertranks in der Hand, der Athama in ihre Welt zurückgerissen hatte. Leise entfernte sich Targil, doch als er Stunden später wieder nach Rowin sah, saß dieser noch genauso dort und schien sich nicht gerührt zu haben.
„Was können wir nur tun?“ fragte Deina verzweifelt, als Targil ihr davon berichtete. „Wir können doch nicht tatenlos zusehen, dass er womöglich an seinem gebrochenen Herzen zu Grunde geht!“
Deina war voller Kummer, denn sie liebt ihren Bruder und hätte gern gesehen, dass er wieder heiterer geworden wäre. Doch nur, wenn Rowin mit seinem kleinen Neffen spielte, zeigte sich hier und da ein Lächeln auf seinem Gesicht. Doch niemand hatte den König seit Athamas Verschwinden je wieder lachen hören.
„Ich weiß keinen Ausweg!“ Targil zuckte resignierend mit den Schultern. „Ich glaube, nur die Götter oder Athama selbst können die Trauer in seinem Herzen besiegen. Zu tief sind die seelischen Wunden, die ihm das Schicksal geschlagen hat, und ich befürchte, dass er wirklich eines Tages daran sterben wird. Und ich kann nichts tun als zusehen, wie er sich mehr und mehr aufgibt.“ Targil ballte die Fäuste. „Welch eine sinnlose Verschwendung!“ rief er wütend. „Ein Mann wie Rowin, klug, tapfer, stark und großmütig ……. und er soll so enden! Das kann ich nicht mit ansehen! Es muss etwas geschehen!“ Er sprang auf. „Ich werde zu Tustron reisen, vielleicht weiß er ja Rat.“
Deiner blickte ihn nachdenklich an. „Ich weiß nicht, aber ich glaube nicht, dass es Sinn hat, dass du zu Tustron gehst“, sagte sie dann zögernd. „Rowin müsste gehen, denn nur sein Wunsch, seine Lage zu ändern, wird im Zutritt zu dem Weisen ve rschaffen, nicht der deine.“
„Vielleicht hast du Recht“, meinte Targil, „doch ich bezweifle sehr, dass wir ihn zu dieser Reise bewegen können. Er hat alle Hoffnung aufgegeben, und daher wird es ihm sinnlos vorkommen.“
„Vielleicht kann man ihn damit verlocken, all die Orte noch einmal wieder zu sehen, an denen er mit Athama war“, überlegte Deina. „Er reiste erst vor zwei Monaten nach Menhag, obwohl es keinen Grund dafür gab. Ich glaube, er ging nur dorthin, weil er dort Athama das erste Mal traf. Dort haben sie sich gefunden. Ich weiß von den Dienern, dass er Stunden im Gartenpavillon und im Fechtsaal verbrachte. Du weißt, wie oft die beiden dort beisammen waren. Alle Orte, an denen sie bei ihm war, ziehen ihn magisch an. Ich vermute, dass er sich irgendwann sowieso auf den Weg nach Euribia machen wird, somit brauchen wir seine Entscheidung nur ein bis schen zu fördern. Ist er einmal auf dem Weg, wird er ganz von selbst auch zu Tustrons Turm gelangen.“ Deina war mit einmal Feuer und Flamme für ihren Plan. „Lass mich nur machen“, sagte sie, „ich bringe ihn schon dazu. Du weißt, dass er auf mich noch am meisten hört, und mit Lestons Hilfe werde ich es schon schaffen.“
„Mit Lestons Hilfe?“ fragte Targil verblüfft. „Wie soll er dir helfen?“
Deina lächelte verschmitzt. „Durch weisen Rat und – durch ein Tränklein vielleicht!“
„Deina! Was hast du vor?“ Targil war entrüstet. „Ich lasse es nicht zu, dass …….“
„Ach was!“ unterbrach ihn Deina unwillig. „Du glaubst doch nicht, ich wollte Rowin vergiften lassen! Meinen eigenen Bruder! Du weißt, dass ich ihn liebe, und Leston würde eher sich selbst vergiften, als dass er seinem König etwas antäte. Nein, nein,
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