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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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gelegentlich tat, um meine Erlebnisse festzuhalten. Aber irgendwie fehlte mir dazu in der letzten Zeit die Lust, denn wozu hätte ich es brauchen können? In meine Welt kam ich wohl niemals zurück und selbst wenn, war es fraglich, ob ich meine Aufzeichnungen würde mit mir nehmen können. Und hier? Wer sollte sich wohl dafür interessieren, etwas zu lesen, das er täglich selbst miterlebte? All die anderen Zerstreuungen wie Spaziergänge, Spiele oder Sport machten mir allein auch keinen Spaß. Also beschloss ich, mit Sama einen Ritt in die herrliche Umgebung Torlonds zu machen. Ich ging zu den Ställen und bat einen der Stallburschen, mein Pferd zu satteln.
    „Verzeiht, Herrin“, fragte der Mann, „aber weiß König Rowin, daß Ihr allein ausreiten wollt?“
    Na, das war ja heiter! War ich nicht mehr Herr meiner eigenen Entschlüsse? Ich war die Geliebte des Königs, aber nicht sein Eigentum! Gut, das würde ich später klären, aber das ging den Mann nichts an. Zunächst einmal hatte er mir zu gehorchen, denn die Diener hatten Anweisung, meinen Befehlen ebenso zu folgen wie denen von Deina.
    „Mach dir mal darum keine Gedanken“, sagte ich darum etwas verärgert. „Das steht dir nicht zu. Ich möchte ausreiten, also sattle jetzt das Pferd! Ich warte!“
    Der Mann verbeugte sich stumm und ging in den Stall. Kurze Zeit später kam er mit der aufgezäumten Sama und einem weiteren Pferd zurück. „Erlaubt, daß ich Euch begleite, Herrin!“ sagte er demütig.
    Na, soweit kam es noch, daß ich mir meinen schönen Ritt durch diesen fremden Kerl verderben lassen sollte!
    „Ich reite allein!“ sagte ich darum barscher, als der Mann es verdient hatte, der wohl nur seinen Anweisungen folgte. Aber ich war so wütend wegen der versuchten Einschränkung meiner Freiheit, daß ich nicht darüber nachdachte, warum der Mann mir folgen wollte. Er legte die Hand aufs Herz, verbeugte sich und half mir dann in den Sattel. Ohne mich weiter um ihn zu kümmern, setzte ich Sama in Trab und ritt vom Hof.
    Ich hatte keine Lust, durch die Stadt zu reiten, daher durchquerte ich den Park und verließ ihn durch das hintere Tor. Hier öffneten sich weite Wiesen, kein Zaun, kein Gatter hinderte hier den freien Lauf, und so gab ich Sama die Zügel frei. Die schöne Stute warf erfreut den Kopf hoch und flog dann in schlankem Galopp davon. Auf dieser Seite der Stadt gab es keine bebauten Felder, und so hielt ich geradewegs auf den Wald zu, der etwa eine halbe Stunde Ritt entfernt lag. Er war nicht sehr groß und man konnte ihn bequemen in zwei bis drei Stunden umreiten.
    Um diese Zeit war der Wald herrlich, denn er leuchtete in den Flammenfarben des Herbstes, und die Farbschattierungen zwischen goldgelb und tief dunkelrot standen in reizvollen Kontrast zum satten Grün der Wiesen. Als der Wald in Sicht kam, zügelte ich Sama und ritt etwas langsamer weiter. Ich hatte den ganzen Nachmittag Zeit und wollte das Tier nicht schon zu Beginn des Rittes ermüden. Bald hatte ich den Wald erreicht und trabte nun an seinem Rand entlang nach Süden, schwenkte dann aber – dem Waldsaum folgend – bald nach Osten ab. Nach etwa einer weiteren Stunde kam ich an eine kleine Quelle, die aus dem Wald herausplätscherte und sich durch die Wiesen als winziges Bächlein weiterwand. Ich sprang vom Pferd und setzte mich neben der Quelle ins Gras. Sama beugte sich zu einem frischen Trunk nieder und begann dann zu grasen. Ich kümmerte mich nicht weiter um sie, denn ich wußte genau, daß sie nicht fortlaufen würde. Obwohl die Stute früher nur Deina im Sattel geduldet hatte, schien sie mich sofort als ihre neue Herrin akzeptiert zu haben, denn sie hatte sich nie gesträubt, mich aufsitzen zu lassen. Sie entfernte sich auch nie weit von mir, wenn ich sie laufen ließ. Ich legte mich ins Gras zurück, schaute den ziehenden weißen Wolken nach und träumte im Sonnenschein vor mich hin. Wie friedlich war es hier! Es war still. Nur das Zwitschern der Waldvögel und das Summen der Insekten waren zu hören, begleitet vom Rauschen der Blätter in der leichten Brise. Hier und da huschte ein Eichhörnchen durch die Äste und beäugte mich neugierig mit den klugen, blanken Knopfaugen. Einen Häher schrie, und von fern erscholl die Antwort. Ich schloss die Augen und wäre fast eingeschlafen, als Sama plötzlich schnaubte. Im gleichen Augenblick hörte ich auch das dumpfe Geräusch sich nähernder Pferdehufe auf dem weichen Boden. Ich setzte mich auf und sah einen Reiter in

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