Das Traumtor (German Edition)
Anweisungen hältst. Du kannst mich gern fragen, wenn du die Logik meiner Befehle nicht erfassen kannst. Ich werde sie dir dann gern erklären, wenn ich Zeit habe. Aber zunächst einmal befolgst du sie, ist das klar?! Du wirst von mir so wenig eingeschränkt, daß ich erwarten kann, daß du dich zumindest in einigen Din-gen nach mir richtest.“
Au, das hatte gesessen! Ich war also zu dumm gewesen, den Sinn seines Befehls zu erkennen. Wie beschämend! Unter dann noch dieses großmütige Angebot seiner Hochwohlgeboren, mir gelegentlich in meinem geistigen Mangel auf die Sprünge zu helfen! Obwohl ich einsah, daß ich mich wirklich dumm benommen hatte, kochte ich vor Wut. Sein Sarkasmus hatte mich zutiefst verletzt, und er wußte das auch genau! Ich sah es an seinem spöttischen Lächeln. Wortlos wandte ich mich ab und ging zu Sama hinüber, obwohl ich ihm am liebsten mit den Nägeln ins Gesicht gefahren wäre. Als ich gerade in den Sattel steigen wollte, stand er plötzlich neben mir.
„Athama!“ sagte er sanft und drehte mich an den Schultern zu sich herum. „Komm, sei nicht böse, mein Herz!“ Schnell versöhnt wie er immer war, konnte er es nicht ertragen, wenn ich ihm grollte. „Versteh doch! Ich hatte Angst um dich. Warum sonst, glaubst du, habe ich sofort alles stehen und liegen lassen und bin dir nachgeritten, als man mir meldete, daß du allein fort bist. Der Reitknecht war außer sich vor Angst, weil er meinem Befehl zuwider zu handeln gewagt hatte. Du siehst, wie Leute scheinen dich schon mehr zu schätzen als mich, denn dein Wort gilt mehr als meins. Der Mann hätte dich und jeden Preis zurückhalten müssen. Aber er wagte nicht, dir zu widersprechen, denn er merkte, daß seine Begleitung unerwünscht war. Aber er mußte es mir melden, denn er hatte meinem Befehl nicht gehorcht. Du weißt gar nicht, in welche Situation du den armen Kerl gebracht hast. Und jetzt komm, mein Liebling, gib mir einen Kuss, und dann wollen wir nicht mehr über deine Eigenmächtigkeit sprechen, wenn du gelobst, nie wieder so etwas Unüberlegtes zu tun.“
Ich wußte genau, daß die Sache damit wirklich für ihn vergessen sein würde. Doch ich konnte nicht so schnell wie er meinen Zorn abbauen. Zu tief saß die Wut über seine abfälligen Worte in mir, und ich wand mich störrisch aus seinen Händen. Noch einmal versuchte er es, obwohl er merkte, daß ich nicht bereit war, mich zu versöhnen.
„Athama, komm, sei vernünftig!“ bat er und zog mich wieder an sich. „Ich bitte dich um Verzeihung für meine Worte. Aber du weißt, daß du mich herausgefordert hast. Selbst Deina würde nicht wagen, so offen gegen einen Befehl von mir zu handeln und mich damit vor dem ganzen Hof bloßzustellen. Bedenke doch nur, wenn das jeder machen wollte, wie schnell wir ein Chaos hätten!“
„Laß mich los!“ fauchte ich und stieß ihn zurück. „Ich bin nicht jeder, und ich bin auch nicht deine Schwester, die dich hintenherum austrickst, wenn ihr etwas nicht passt.“
Doch er hielt mich eisern in seinem Griff. Mein Wehren schien ihm Vergnügen zu bereiten, und seine Hände tasteten an meinem Körper entlang. In seinen Augen glomm ein begehrliches Funkeln auf, und seine Stimme hatte einen heiseren Klang, als er nun sagte:
„Nein, du bist nicht meine Schwester. Komm, ich werde dir zeigen, wer du bist! Du bist in die Frau, die ich liebe und die mich bis zur Weißglut reizen kann.“
Er preßte seinem Mund auf meine Lippen. Mit der einen Hand hielt er mich fest und die andere begann, die Schnalle meines Gürtels zu lösen. Außer mir vor Zorn schlug ich auf ihn ein, aber er lachte nur und hielt meine Hände fest. Dann ließ er sich mit mir ins Gras fallen, und sein schwerer Körper nagelte mich an den Boden. In Nu hatte er das leichte Hemd geöffnet, das ich trug, und seine heißen Lippen wanderten über meiner Haut. Ich war immer noch wütend, doch ich spürte, wie auch in mir das Begehren erwachte. Das jedoch machte mich fast noch zorniger, zumal ich genau wußte, daß ich seiner Kraft sowieso nichts entgegenzusetzen hatte. Ich beschloß, zumindest den Schein zu wahren, um ihn ins Unrecht zu setzen, auch wenn ich im Stillen an unserem Kampf schon längst höchstes Vergnügen empfand. So setzte ich meine Gegenwehr fort, um es ihm wenigstens nicht so leicht zu machen. Aber schon nach wenigen Minuten war er der strahlende Sieger, und ich ergab mich erschöpft dem Ansturm seiner wilden Leidenschaft. Erbarmungslos trieb er mich in immer
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