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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schien unser Liebesverhältnis Deina und Targil zu verwundern, und einige Tage später sagte Deina zu mir:
    „Ich war schon lange darauf gespannt, wann ihr beiden endlich merken würdet, daß ihr bis über beide Ohren ineinander verliebt seid. Jeder wußte es, nur ihr beiden wart ängstlich bemüht, es vor einander zu verbergen. Ich habe oft überlegt, ob ich es dir nicht sagen sollte, wie es um Rowin stand, besonders an jenem Tag, als ihr euch gestritten hattet. Aber Targil meinte, das sei allein eure Sache und verbot mir, mich einzumischen.“
    „Er hat es nötig!“ sagte ich mit gespielter Empörung. „Was wäre denn aus euch beiden geworden, wenn ich mich nicht kräftig in eure Liebe eingemischt hatte?“
    Deina lächelte und ihr Gesicht bekam einen weichen Ausdruck. „Bestimmt nicht das, was jetzt bald daraus werden wird“, antwortete sie.
    „Oh, Deina!“ Ich schloss sie in die Arme. „Sag, wann wird es soweit sein?“
    „Im Frühjahr, am Ende des Blütenmonds“, sagte sie und errötete leicht.
    „Weiß er es schon?“ fragte ich neugierig.
    „Ja, er weiß es“, sagte sie glücklich. „An dem Abend, als Rowin und du euch im Garten fahndet, hatte ich es ihm gesagt.“
    Daß Deina ein Kind erwartete, freute mich unbändig. Schließlich hatte es mich viel Arbeit gekostet, sie und Targil zusammen zu bringen.
    Im Augenblick war ich rund herum glücklich, und die Welt der Valaminen erschien mir wirklich wie eine Märchenwelt. Rowin und ich hatten unsere Schwertübungen fortgesetzt, und nach und nach gewann ich immer mehr Sicherheit mit dieser Waffe. Wenn es mir auch nie mehr gelang Rowin zu übertölpeln, so war er doch sehr zufrieden mit meinen Fortschritten, und sein Lob äußerte sich auf eine für mich sehr angenehme Weise.
     
    Kapitel III
     
    Es kam selten vor, daß nicht zumindest Deina Zeit hatte, mich um mich zu kümmern. Als aber der Aufbruch nach Varnhag bevorstand, hatte auch sie Vorbereitungen zu treffen, die sie sehr in Anspruch nahmen. Aber ich? Um was hätte ich mich kümmern müssen? Ich hatte keine Pflichten wie Rowin und Targil, keine Aufgaben wie Deina, der es als Schwester des Königs oblag, sich um Gäste und gelegentliche Bittsteller zu kümmern, wenn den beiden Männern keine Zeit dazu blieb. Hier und da kam auch der Majordomus mit Fragen des königlichen Haushalts zu ihr, doch das geschah nicht sehr oft, denn er war ein tüchtiger Mann, der seine Aufgaben beherrschte.
    Wer aber hätte mich, die Fremde, die von höfischen Belangen weniger wußte als die jüngste Zofe, um Rat fragen wollen?
    So war ich an einem Tag wieder einmal völlig auf mich allein gestellt, denn auch die anderen Mitglieder des Hofes – soweit sie nicht schon unterwegs nach Varnhag waren – hatten alle Hände voll zu tun. Außerdem wußte ich, daß Rowin es nicht gern sah, wenn ich mich allein mit ihnen unterhielt, da er befürchtete, es könnten zu viele Fragen auftauchen, die ich nur schwer hätte beantworten können. Ich galt zwar als fremde Fürstin, aber ich war ganz allein an den Hof gekommen, was für sich gesehen schon sehr ungewöhnlich war. Kein Gepäck, keine Diener, noch dazu völlig unerfahren im höfischen Umgang – die Leute machten sich natürlich ihre Gedanken darüber. Rowin hatte die Geschichte erfunden, ich sei in Gefangenschaft bei den Kawaren gewesen, die meine Familie erschlagen und mich geraubt hätten. Man habe erst vor kurzem davon erfahren gehabt und mich dann als einen Teil der Tributzahlungen von ihnen abgefordert. Targil sei dann mir und den kawarischen Sendboten entgegen geritten, damit diese nicht in die Stadt einreiten mußten und es vielleicht zu Zwischenfällen mit der valaminischen Bevölkerung gekommen wäre. Das war eine recht logische Geschichte, solange ich sie nicht selbst durch unbedachte Äußerungen oder Unwissenheit in Gefahr brachte. Mit der Dienerschaft konnte ich mich ebenso wenig beschäftigen, denn diese hätten das als seltsam empfunden, da ein enger Umgang mit den Bediensteten nicht üblich war. Eine Ausnahme machten da nur vielleicht die Leibdiener. Aber meine Zofe war ein junges Mädchen, das sehr geschickt und in allen Dingen des täglichen Bedarfs einer Fürstin bestens unterrichtet war, aber nicht gera-de über eine hoch entwickelte Intelligenz verfügte. Auch sie war also nicht unbedingt eine Gesprächspartnerin für mich.
    Gut, was also sollte ich mit meiner im Überfluss vorhanden Zeit anfangen? Ich hätte schreiben können, was ich auch

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