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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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schmerzt es mich, nur – wenn auch völlig offiziell und anerkannt – seine Geliebte zu sein. Ich fuhr aus meinen Gedanken hoch, als sich einer der Diener von mir verbeugte.
    „Wenn Ihr es wünscht, Herrin, werde ich Euch nun zu Euren Gemächern führen“, sagte der Mann.
    „Ja, ja, schon gut!“ antwortete ich abwesend und folgte ihm durch die langen Gänge und über breite Aufgänge in die Räume, die der König von Valamin bewohnte. Wiederum war ich beeindruckt von all der Pracht, die mich dort umgab. Der Diener führte mich zu meinem Ankleidezimmer, in dem bereits vier Zofen auf mich warteten. Vorbei war es mit der erhofften Ruhe und dem Alleinsein, denn wie ein Schwarm Bienen begannen die Mädchen um mich herum zu schwirren! In Torlond hatte ich nur eine Dienerin gehabt, die ich so wenig wie möglich in Anspruch genommen hatte, bis sie sich bei Deina darüber beklagt hatte. Auch dieses Mädchen, Lara, war heute mit uns nach Varnhag gekommen. Sie schien sich als Vorgesetzte der drei anderen zu empfinden, denn mit sicheren Anweisungen dirigierte sie den Bienenschwarm um mich herum. Mit einem ärgerlichen Lachen ergab ich mich in mein Schicksal, und bald saß ich in einer Wanne mit heißem Wasser, in das man duftendes Öl gegossen hatte. Kaum war ich aus der Wanne heraus und mit weichen Tüchern trocken gerieben, wurde ich gesalbt, geklopft, massiert, bis es mir fast zu bunt wurde. Während dieser Prozedur waren zwei der Mädchen dabei, mein nasses Haar mit dem „Valaminischen Fön“, wie ich es nannte, zu trocknen. Das war eine trickreiche Einrichtung. Mein Kopf ragte, gehalten durch eine Nackenstütze, über den Rand des Lagers hinaus, auf dem mich die beiden anderen Mädchen massierten. Unter dem herabhängenden Haar stand ein Becken mit glühenden Kohlen. Durch die Löcher in dessen Deckel stieg die heiße Luft auf, die das Haar schnell trocknete, zumal es dabei ständig gekämmt und gelockert wurde. Als es trocken war, wurde ich in einen Sessel verfrachtet, und eines der Mädchen begann, die einzelnen Strähnen mit einem erhitzten Eisenstab in Locken zu drehen. Dies erforderte viel Geschick und Erfahrung, denn wenn man das Eisen zu stark erhitzte, konnte sich durchaus eine Kurzhaarfrisur ergeben. Doch darüber machte ich mir keine Sorgen, da dieses Mädchen sicherlich eine Könnerin war, sonst hätte man sie mir nicht geschickt. Als sich meine Haarflut in prächtigen Locken und Wellen über meinen Rücken ergoss, wollte mir eines der Mädchen mit seinen Schminktöpfchen zu Leibe rücken. Doch da erhob ich Protest! Ich scheuchte die Zofen alle und griff selbst zu. Es gab alles, was ich brauchte: zarte Puder, die mit Daunenquasten aufgestäubt wurden, verschiedenfarbige Pasten und Pinselchen und ein rotes Pulver, das mit einigen Tropfen Öl vermengt und auf die Lippen aufgetragen eine Haltbarkeit von erstaunlicher Dauer ergab. Das Ergebnis meiner Malerei versetzte die Mädchen in Entzücken, die mir neugierig über die Schulter gesehen hatten. Wahrscheinlich würden sie das Gesehene schnellstmöglich auch bei sich selbst aus-probieren.
    Ich hatte auf Rowins Wunsch bisher nie versucht, meine modernen Kenntnisse an die Valaminen weiterzugeben, da er unbequeme Fragen fürchtete und man mich vielleicht für eine Hexe halten würde. Aber in meinem persönlichen Bereich hatte ich mir einige Dinge anfertigen lassen, die ich zu meiner Bequemlichkeit nicht missen wollte. Dazu gehörte auch, daß ich mir statt der unbequemen und unschönen Unterkleidung der valaminischen Frauen aus zartem Stoffen und Spitze Unterwäsche hatte nähen lassen, die Rowins ganze Begeisterung fand und die Deina mit Feuereifer für sich nachahmen ließ. So schlüpfte ich nun in den Spitzenslip und das Mieder, daß ein geschickter Schneider nach meinem Angaben gefertigt hatte. Die drei fremden Mädchen rissen Mund und Augen auf, aber Lara, die das schon kannte, scheuchte sie auf:
    „Rasch, rasch! Das Kleid der Herrin!“ befahl sie.
    Ich wußte zwar, daß für diesen Tag ein besonderes Festgewand für mich in Auftrag gegeben worden war, doch ich hatte es noch nicht gesehen, da Rowin mich damit überraschen wollte. So war ich sehr gespannt, als beiden Mädchen jetzt nach neben-an eilten und mit dem Kleid zurückkehrten. Nun war es an mir, den Mund auf zusperren: dieses Kleid war das schönste, das ich je gesehen hatte! Es war aus einem zart glänzenden, leichten Stoff in hellem Grün. Über einem engen Mieder mit weiten Aus-schnitt erhob

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