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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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vor Schmerzen auf.
    „Um Himmels willen, laß, la0!“ rief ich. „Ich mach das schon!“ Ich kniete neben ihm nieder und schnitt ihm das Hemd mit dem Dolch vom Körper. Als nun die Wunde frei lag, hätte ich beinah entsetzt aufgeschrien. Der Schwerthieb hatte ihn unterhalb der Rippen getroffen. Die Wunde war gut fünfzehn Zentimeter lang und klaffte weit auseinander. Ich drückte Rowin lang auf die Decke nieder und öffnete seinem Gürtel, um die Hose tiefer zu schieben, damit ich besser an die Wunde herankam.
    „Aber Athama! Doch nicht jetzt!“ versuchte er zu scherzen, doch ich sah daß seine Stirn schweißbedeckt war. Mir war gar nicht zum Scherzen zu Mute, denn diese Wunde musste eigentlich genäht werden. Mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln konnte ich sie nur höchst mangelhaft versorgen. Außerdem waren meine Kenntnisse auf diesem Gebiet nun wirklich nicht umfangreich.
    Gott sei Dank hatte ich mir aus Lestons Hexenküche ein Fläschchen mit hochprozentigem Alkohol ausgebeten, den er für schon vorher erwähnte Zwecke zu destillieren pflegte. So konnte ich die Wunde wenigstens desinfizieren. Rowin hatte die Augen geschlossen und sich ganz in meine Hände gegeben. Ich glaube, er fühlte sich bei mir besser aufgehoben als bei Leston, dem alten Quacksalber. Ich will die Verdienste dieses guten Mannes nicht schmälern, aber ich war fast sicher, daß Rowin mit mir trotz allem besser fuhr. Die Wunde blutete immer noch, und ich wusch zuerst rund um die Ränder das Blut ab. Dann wollte ich die Wunde als solche mit Alkohol reinigen, um sicher zu gehen, daß keine Keime oder Bakterien durch das schmutzige Schwert in das Innere gelangt waren. Eine andere Möglichkeit zur Verhinderung einer Entzündung sah ich nicht. Aber würde Rowin das ertragen können? Ich sagte ihm, daß ich ihm nun starke Schmerzen bereiten müsse, und er nickte nur mit zusammengebissenen Zähnen. Als aber der Alkohol auf die Wunde kam, bäumte sich Rowin auf und stieß einen gurgelnden Schrei aus. Dann sackte sein Körper zusammen. Er hatte das Bewusstsein verloren.
    Seltsamerweise war ich völlig ruhig und ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Wenn er sowieso schon besinnungslos war, warum sollte ich dann die Wunde nicht  mindestens mit ein paar Stichen zusammenziehen? Wäre er bei vollem Bewusstsein gewesen, hätte ich das nie gewagt, doch so würde er nichts davon spüren. Denn selbst der straffste Verband konnte die Wundränder nicht zusammenhalten, und ich hatte nicht einmal Pflaster. Solange Rowin aber bewusstlos war, konnte ich es wenigstens versuchen. Ich stürzte zu Sama und holte mit fliegenden Fingern mein Nähzeug aus der Satteltasche. Kräftiges Garn und eine gebogene Nadel waren vorhanden, da vielleicht auch einmal ein Stück Riemenzeug geflickt werden musste. Das war zwar nicht unbedingt das Wahre, aber etwas anderes hatte ich nicht. Ich zog ein Stück des Fadens durch den Alkohol, desinfizierte die die Nadel und rieb mir die Hände ebenfalls noch einmal gründlich ab. Zuerst zögerte ich. Es kostet schon eine gehörige Portion Überwindung, eine Nadel durch das Fleisch eines geliebten Menschen zu stoßen. Doch dann zwang ich mich dazu, denn ich war überzeugt, daß ich Rowin nur so retten konnte. Die Wunde blutete unaufhörlich, wenn auch nicht mehr so stark wie zu Anfang. Aber wenn es mir nicht gelang, die Blutung zu stoppen, würde er langsam aber sicher verbluten. Ich schlo0 die Wunde mit zehn Stichen, die ich jedes Mal gut verknotete. Gott sei Dank kam Rowin dabei nicht wieder zu sich. Anschließend tupfte ich die Wunde nochmals mit Alkohol ab.
    So, ich hatte alles getan, was mir nach meinem Wissen und nach meinen Möglichkeiten erforderlich schien! Nun hatten die Götter und Rowins kräftiger Körper für das weitere zu sorgen. Nur noch spärlich sickert das Blut aus der zusammengezogenen Wunde, und ich hoffte, daß ein fester Verband das übrige tun würde. Ich deckte ein frisches Tuch mit einer Wundsalbe darüber und verband Rowin dann. Es war ein schönes Stück Arbeit, seinen schweren Körper jedes Mal anzuheben, um die Binde unter ihm durchzuziehen. Aber ich schaffte es – nur die Götter wissen, wie! Als ich fertig war, stand mir der Schweiß auf der Stirn und ich zitterte am ganzen Körper. In meinem Kopf dröhnt ein Hammerwerk und schwarze Schleier zogen mir von den Augen vorbei. Mir wurde schwindlig, Wellen von Übelkeit stiegen in mir hoch und ich musste mich für eine Weile neben Rowin auf die Decke

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