Das Traumtor (German Edition)
Wahnsinniger an seinen Fesseln.
„Laßt sie los!“ schrie er. „Laßt sie frei und ich werde euch ein hohes Lösegeld für sie verschaffen! Tausend Goldstücke gebe ich euch, wenn ihr sie gehen lasst! Mich könnt ihr töten, aber laßt sie frei!“
„Tausend Goldstücke!“ höhnte Rybar. „Woher willst du die wohl nehmen?“
„Ich bin Rowin von Valamin“, sagte Rowin, „und ich schwöre beim Herrn der Götter, daß ihr das Gold erhalten werdet, wenn Ihr Athama zurückkehren laßt.“
Zuerst war Rybar verblüfft. Doch dann begann er wieder, hämisch zu grinsen.
„Ihr beiden seid ein sauberes Pärchen!“ lachte er. „Ihr habt euch wohl abgesprochen, euch den Ruhm, den ihr durch die Ermordung meines Bruders gewonnen habt, zu Nutze zu machen, wenn es mal für euch brenzlig wird. Deine Frau wollte uns schon denselben Bären aufbinden. Aber bei uns zieht dieser Trick nicht! Wir werden deinen wahren Namen schon aus dir herausprügeln. Fangt an!“ rief er dann seinen Männern zu. Zwei der Kerle sprangen zu und rissen Rowin Jacke und Hemd vom Körper. Doch da stutzte der eine. Er hatte auf Rowins nackter Brust das Medaillon mit dem Wappen von Valamin gesehen.
„Komm her, Rybar“, rief er, „und sieh dir das an!“
Rybar trat zu Rowin und griff nach der Kette. „Das Wappen von Valamin!“ sagte er erstaunt. „Ich weiß, daß nur die Mitglieder der königlichen Familie diesen Schmuck tragen dürfen.“
„Dann weißt du ja jetzt auch wohl, woran du bist“, warf Rowin verächtlich ein. „Und ich rate dir gut, überlege genau, was du jetzt tust! Du kannst reich werden, du kannst aber auch die Wahl treffen, wie ein Hase gejagt zu werden. Ich habe im Gasthaus einen Brief zurückgelassen mit meinem Namen und meinem Siegel, der besagt, wohin ich geritten bin. Bin ich in zwei Tagen nicht zurück, öffnet der Wirt den Brief. Dann wird man wissen, wer den König von Valamin und seine Geliebte ermordet hat, und man wird nicht eher ruhen, bis man euch alle zur Strecke gebracht hat.“
„Glaubt ihm kein Wort!“ knurrte Albio. „Er wird den Schmuck gestohlen haben oder er hat ihn sich machen lassen. Für gutes Geld mag auch ein Goldschmied die Gefahr der Strafe auf sich nehmen, die auf die Fälschung des königlichen Wappens steht.“
Rybar zögerte. Er wußte nicht mehr, was er von der ganzen Sache halten sollte. Auch der andere Mann, in dessen Obhut mich Albio zurückgelassen hatte, wendete seine Aufmerksamkeit voll dem Geschehen zu. Er stand mit mir schräg hinter Rybar, und der Griff seiner Hand um meinen Arm hatte sich gelockert. Da erkannte ich meine Chance! Die Aufmerksamkeit aller war voll auf Rowin gerichtet. Auf mich schien im Augenblick niemand zu achten, zumal man mich ja gefesselt wähnte. Vorsichtig ließ ich den Riemen von meinen Händen gleiten. Dann trat ich blitzschnell meinem Wächter in die Kniekehlen, so daß er vornüber stürzte. Im selben Augenblick hatte ich dem vor mir stehenden Rybar das Schwert aus der Scheide gerissen. Ehe er wußte, was geschah, zog ich seinen Kopf an den Haaren nach hinten und die Schneide des Schwerts lag auf seiner Kehle.
„Rühr‘ dich nicht!“ zischte ich. „Sei gewiß, daß ich nicht zögern werde, dir die Kehle durchzuschneiden. Sag deinen Männern, sie sollen die Waffen wegwerfen, wenn sie nicht sehen wollen, daß das Blut wie ein Wasserfall aus deinem durchschnittenen Hals läuft!“
Rybar war erstaunt vor Überraschung und Schreck. Auch die anderen Räuber waren total verblüfft. Mit einer solchen Aktion hatte niemand gerechnet. Nur einer wollte zum Schwert greifen: Albio! Doch auf ihn hatte ich besonders geachtet.
„Ich würde das nicht versuchen, Albio!“ sagte ich kalt. „Ehe du noch die Waffe aus der Scheide hast, ist Rybar tot.“
„Tut, was sie sagt!“ gurgelte Rybar, dem der Ernst seiner Lage wohl schnell klar geworden war.
Zähneknirschend lösten die Männer die Schwertgehänge und warfen die Waffen beiseite.
„So, nun geht alle ein Stück zurück!“ befahl ich, denn ich mußte die Räuber aus meiner und Rowins Nähe entfernen. Wer wußte, ob nicht einer auf dumme Gedanken kam? Die Männer zögerten. Da ritzte ich Rybars Haut mit der scharfen Schwertklinge, und er stöhnte angstvoll auf.
„Geht zurück! Geht zurück!“ ächzte er. „Wollt ihr, daß sie mich umbringt?“
Murrend traten die Männer ein Stück zurück. Ich zog Rybar an den Haaren rückwärts zu Rowin hin, wobei sich das Schwert keinen Millimeter von seiner
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