Das Traumtor (German Edition)
Schläfe und er stürzte bewußtlos zu Boden. Hoch auf dem Felsen ertönte das schadenfrohe Gelächter des heimtückischen Schützen.
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Ich war völlig erschöpft, als wir am späten Nachmittag im Versteck der Banditen anlangten. Steif und wie zerschlagen durch das unbequeme Sitzen im Sattel vor dem Anführer der Bande knickten mir die Beine ein, als man mich nun auf den Boden stellte. Meine Handgelenke schmerzten von den Riemen und ich war todmüde. Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit machten sich in mir breit, als ich den Schlupfwinkel der Räuber sah. Rowin hatte keine Chance, unbemerkt durch den engen Zugang zu kommen, zumal man ja wußte, daß er kommen würde. Er würde unweigerlich in die Falle laufen, wenn er versuchte, in das Versteck einzudringen. Man sperrte mich in eine der Hütten, die im Hintergrund des kleinen Talkessels lagen, der nur diesen einen Zugang hatte. Ich hatte gesehen, daß auf dem Felsen am Eingang des Tals eine Wache aufgestellt war, die jedoch von der Schlucht aus nicht entdeckt werden konnte. Im Versteck selbst waren noch vier weitere Männer. Man hatte mich in die Hütte gestoßen, ohne mir die Fesseln abzunehmen, und obendrein noch die Tür verriegelt. Resignierend sah ich mich um. Die Hütte bestand nur aus einem einzigen Raum. Ein Lager aus Stroh und Fellen, ein Tisch, vier roh gezimmerte Stühle, eine verschlossene Truhe und einige Borde mit einfachem Geschirr bildeten die ganze Einrichtung. Auf dem Tisch stand ein irdener Topf mit Wasser und daneben lag ein Laib Brot. Ich hatte brennenden Durst und wollte daher den Topf ergreifen, um etwas von dem Wasser zu trinken. Doch ich bekam die Hände nicht weit genug auseinander, um den Topf umspannen zu können. So beugte ich mich nur darüber und schlürfte etwas von der kühlen Flüssigkeit. Dabei schoss mir auf einmal eine Idee durch den Kopf. Meine Hände waren durch das Binden mit den Lederriemen geschwollen, sodaß die Fesseln stramm saßen, obwohl Hergar sie mir gelockert hatte. Wenn ich aber die Hände lange genug in das kalte Wasser halten konnte, ging die Schwellung wahrscheinlich zurück, und die Lederriemen wurden außerdem weich und dehnbar. Vielleicht gelang es mir dann, die Fesseln abzustreifen. Ich wußte zwar noch nicht, was mir das bringen sollte, aber die Hoffnung, wohl möglich doch noch einen Ausweg zu finden, war wieder da und ich machte mich mit Feuereifer ans Werk. Etwa eine Stunde lang hielt ich die Hände ins Wasser getaucht, immer wieder die Riemen dehnend, bis mir die Finger in dem kalten Wasser fast abstarben. Doch dann spürte ich, wie das Leder weicher wurde und ich immer mehr Spielraum bekam. Obwohl die Haut an den Handgelenken schon wund gerieben war und höllisch schmerzte, setzte ich meine Bemühungen nun mit doppelter Anstrengung fort. Und dann – mit einmal gelang es mir, die eine Hand aus der Fesselung zu ziehen! Rasch streifte ich die Bande ab und massierte den Handgelenke, um das Blut wieder zum Fließen zu bringen. Ein Blick durch das Fenster vergewisserte mich, daß die Banditen immer noch ums Feuer saßen. Man hatte sich die ganze Zeit nicht um mich gekümmert, da man mich wohl verwahrt wußte. Schnell knotete ich den Riemen auf, denn mir war ein Gedanke gekommen. Fand man mich nämlich ohne Fesseln vor, wäre es sehr schnell aus mit dem errungenen Vorteil. Ich rieb Hände und Riemen an einem alten Lappen trocken, der über einem der Stühle hing. Dann wickelte ich die Fessel wieder um meine Gelenke. Die losen Enden behielt ich in der Hand. Nun sah es so aus, als sei ich immer noch gebunden. Ich glaubte nicht, daß einer der Räuber auf die Idee kommen würde, meine Fesseln zu prüfen, denn sie waren sich meiner viel zu sicher.
Einige Zeit verging und ich wurde immer unruhiger. Was würde weiter geschehen? Würde man Rowin ergreifen? Es war schon fast dunkel, als plötzlich vom Eingang des Tals her ein scharfer Pfiff erscholl. Die Männer sprangen auf und rannten auf den Felsspalt zu, in dem sie verschwanden. Kurze Zeit später waren sie zurück. Mir stockte das Blut. In ihrer Mitte schleppten sie Rowin. Als sie mit ihm ans Feuer traten, sah ich, daß seine Hände auf dem Rücken gefesselt waren. Von seiner rechten Schläfe rann Blut und er schien halb benommen zu sein. Rybar sagte einige Worte zu Rowin, die ich nicht verstehen konnte. Doch Rowin Kopf flog hoch und er spuckte
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