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Das Traumtor (German Edition)

Das Traumtor (German Edition)

Titel: Das Traumtor (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriel Galen
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Kehle entfernte. Doch nun hatte ich ein Problem. Wie konnte ich Rowin losschneiden, ohne Rybar aus der Bedrohung zu entlassen? Rowin hatte das Geschehen atemlos verfolgt. Jetzt merkte er natürlich, in welch gefährlicher Lage ich war.
    „Setz ihm das Schwert in den Rücken!“ raunte er mir zu. „Dann ziehe ihm dem Dolch aus dem Gürtel und setze ihn an seinen Hals.“ Da er ja wußte, daß Rybar ihn hörte, sagte er drohend: „Er weiß sehr genau, daß du sofort zustichst, wenn er auch nur eine Bewegung macht! Dann schneide mit dem Schwert eine meiner Handfesseln durch und gibt mir die Klinge. Das weitere werde ich dann selbst erledigen.“
    Auch Albio hatte meine heikle Situation bemerkt, denn ein Grinsen flog über sein Gesicht und er duckte sich zusammen wie ein Tiger vor dem Sprung.
    „Ich warne dich, Albio!“ drohte ich. „Eine Bewegung – und Rybar ist tot!“
    „Aber dann stirbst du auch“ schnaubte Albio, „denn du kannst es nicht mit zehn Männern auf einmal aufnehmen!“
    „Nein“, sagte ich ruhig, „das kann ich nicht. Aber Rybar wird meinen Untergang nicht mehr erleben, nicht wahr, Rybar?“
    „Untersteh dich und rühre dich vom Fleck!“ knurrte Rybar „Cassion, pass auf ihn auf! Er sucht nur nach einer Möglichkeit, mich aus dem Weg zu räumen, um selbst Hauptmann zu werden. Das vermute ich schon lange.“
    Cassion war ein Riese von einem Kerl. Er hatte Pranken wie Kohlenschaufeln, von denen er nun eine betont sanft auf Albios Schulter legte. Erleichtert atmete ich auf. Albio, der Gefährlichste von allen, war gut versorgt. Langsam glitt die Schwertspitze, für Rybar deutlich fühlbar, von seinem Hals in seinen Rücken. Dann ließ sein Haar los.
    „Ich bin wachsam, Rybar!“ warnte ich. „Dein Rücken bietet ein noch besseres Ziel als dein Hals. Verschränkte die Hände hinter dem Kopf!“
    Gehorsam folgte Rybar meinem Befehl. Auf seiner Stirn hatten sich große Schweißtropfen gesammelt. Ich zog ihm den Dolch aus dem Gürtel, ohne den Druck des Schwerts in seinem Rücken zu vermindern. Dann setzte ich den Dolch in seine Rippen.
    „Eine schöne, lange Klinge!“ lobte ich. „Sie wird mit Leichtigkeit dein Herz erreichen, wenn du mir Grund gibst.“
    Mit angehaltenem Atem hatte Rowin meine Manöver verfolgt. In Sekundenschnelle hatte ich die Stricke an seinem rechten Arm durchtrennt und ihm das Schwert gegeben. Eine Minute später stand er neben mir, nun seinerseits Rybar mit dem Schwert bedrohend. Ich hob eines der Schwerter auf, die die Räuber hatten fallen lassen. Doch dann sah ich Rowins Waffe in der Nähe liegen. Ich lief hin und hob das Schwert auf. Die Banditen hatten es wohl nicht haben wollen, da die lange Klinge ihnen zu unhandlich erschien. Doch ich sah die Freude in Rowins Augen aufblitzen, als ich es ihm nun reichte.
    „Du bist ein Wunder der Götter, Athama!“ flüsterte er mir zu. „Aber jetzt müssen wir einen Weg finden, wie wir hier fortkommen. Wenn wir versuchen, Rybar mitzunehmen, wird sich die ganze Meute auf uns stürzen. Denn bringen wir ihn ins Dorf, ist er so oder so des Todes. Es wird einen Kampf geben, Athama. Aber es ist mir lieber, du fällst mit mir im Kampf, als daß du diesem Gesindel als Spielzeug dienst. Wir werden unser Leben so teuer wie möglich verkaufen. Leb wohl, Geliebte! Wenn wir fallen, sehen wir uns vor Horans Thron wieder.“
    Da ertönte auf einmal der Pfiff der Wache vom Eingang her. Erschrocken fuhren die Banditen herum, und auch Rowin und mir wurde angst. Kamen noch mehr Gegner? Doch da stob ein Trupp bewaffneter Reiter durch die enge Öffnung.
    „Die Patrouille!“ schrie Rowin. Und da erkannte auch ich das euribische Wappen auf den Schilden der Männer. In diesem Augenblick ließ sich Rybar nach vorn fallen, rollte über den Boden und sprang auf. Blitzschnell ergriff er eines der am Boden liegenden Schwerter und drang auf Rowin ein. Nun war auch schon Bewegung in die anderen gekommen. Auch sie hechteten nach den Waffen, und ehe ich mich versah, stand Albio mir mit gebleckten Zähnen gegenüber.
    „Jetzt mache ich dir den Garaus, du Hexe!“ zischte er. „Nun kannst du beweisen, ob du mit dem Schwert umgehen kannst!“
    Selten habe ich so viel Hass in den Augen eines Menschen gesehen wie in denen dieses Mannes! Zu schmalen Schlitzen verengt fixierten sie mich. Und dann sprang er mich an. Mit wuchtigem Schlag sauste sein Schwert auf mich nieder. Hätte nicht meine quer gehaltene Klinge den Schlag aufgehalten, hätte er mir den

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