Das Traumtor (German Edition)
Kopf bis zu den Schultern gespalten. Die Wucht des Hiebes jedoch übertrug sich auf meinem Schwertarm und hätte mir fast die Klinge aus der Hand geprellt. Ein scharfer Schmerz zuckte mir bis in die Schulter hoch und ich spürte, wie mein Arm gefühllos wurde. Todesangst überfiel mich, denn ich konnte das Schwert kaum noch halten. Doch schon schlug Albio wieder zu, und nur mit äußerster Willensanstrengung konnte ich den Hieb parieren. Hilfesuchend blickte ich mich um, doch um mich herum wogte das Kampfgetümmel, und keiner der Soldaten hätte mir beistehen können. Rowin wurde von Rybar hart bedrängt. Auch von ihm war keine Hilfe zu erwarten. Wieder und wieder griff der Bandit mich an und ich versuchte nur noch, seinen Schlägen auszuweichen. Zu einem eigenen Angriff reichte die Kraft meines Schwertarms nicht mehr aus. Wieder war ich gezwungen, mit der Klinge zu parieren, da ich dem Schlag nicht ausweichen konnte. Und da flog mein Schwert in hohem Bogen durch die Luft. Ich stand meinem Gegner wehrlos gegenüber. Ein dämonisches Grinsen verzerrte Albios Lippen, als er nun langsam auf mich zukam. Ich wich zurück. Doch da stieß ich mit dem Rücken an das Balkenkreuz, von dem ich Rowin losgeschnitten hatte. Da schlug Albio zu. Instinktiv riß ich den Kopf zur Seite, und das Schwert fuhr nur wenige Zentimeter neben mir tief in einen der Balken. Hinter Albios Schlag hatte solch eine Wucht gelegen, daß er die Klinge nicht mehr aus dem Holz lösen konnte. So sehr er auch zerrte – die Waffe saß fest! Ehe ich meine Chance zu fliehen erkannt hatte, ließ er das Schwert fahren und griff nach mir. Und dann spürte ich seine Hände um meinen Hals. Ich wehrte mich verzweifelt, doch er ließ nicht locker. Schon begannen rote Schleier meinen Blick zu trüben und der Druck in meiner Lunge wurde unerträglich. Meine Fingernägel zogen blutige Spuren durch das Gesicht des Mörders, doch der unbarmherzige Griff um meine Kehle lockerte sich nicht. Ich spürte, wie der nahende Tod bereits meine Sinne verdunkelte. Da stießen meine verzweifelt tastenden Finger an einen harten Gegenstand in meinem Gürtel – Rybars Dolch, den ich gedankenlos zu mir gesteckt hatte! Mit einem letzten Aufbäumen meines Lebenswillens riß ich die Klinge heraus und stieß sie in den Leib des Feindes. Mit schwindenden Sinnen gewahrte ich, wie die über mir brennenden Augen Albios plötzlich weit wurden. Der Griff um meine Kehle lockerte sich. Schmerzhaft strömte Atemluft in meine gemarterte Lunge. Dann fielen Albios Hände kraftlos von mir ab. Ein letzter, hasserfüllter Blick traf mich – dann brach er lautlos zusammen.
Hustend und keuchend lehnte ich an den Balkenkreuz. Meine Hände massierten den schmerzenden Hals, und meine Lunge brannte wie Feuer. Es dauerte geraume Zeit, bis ich meine Umgebung wieder wahrnahm und die Schleier vor meinem Blick sich hoben. Langsam wurde mir wieder bewußt, wo ich mich befand. Und schlagartig überkam mich die Erkenntnis, wie nahe ich dem Tode gewesen war. Eine Welle von Panik überflutete mich. Es war alles so schnell gegangen, daß erst jetzt der Schock einsetzte. Ich zitterte am ganzen Körper wie Espenlaub und meine Knie waren kurz davor nachzugeben. Mir wurde ebenfalls bewußt, daß die Bedrohung noch nicht zu Ende war. Um mich herum tobte noch immer der Kampf. Besorgt blickte ich mich nach Rowin um und sah, daß er gerade in diesem Augenblick Rybar sein Schwert durch den Bauch trieb. Dann stand der schwer atmend dar, die Hände auf die kaum verheilte Wunde gepresst.
„Rowin!“ schrie ich. Sein Blick flog hoch und ich sah seine grenzenlose Erleichterung, als ich nun zu ihm hinüberlief. Wortlos fing er mich in den Armen auf. Und dann standen wir eng umschlungen, stumm, von der Übermacht des Glücks überwältigt, vergessend, daß neben uns noch die Wogen des Kampfes brandeten. Als wir unsere Umwelt wieder wahrnahmen, war der Kampf vorbei. Alle elf Räuber waren tot, doch auch vier Männer der Patrouille hatten ihr Leben verloren und drei weitere waren verletzt, zum Glück jedoch nicht schwer. Die Männer hatten uns nicht stören wollen. Sie schienen begriffen zu haben, was in uns beiden vorging. Doch jetzt kam der Hauptmann zu uns herüber.
„Ich bin glücklich, Euch wohlbehalten zu sehen“, sagte er. „Wir hatten nicht zu hoffen gewagt, Euch noch lebend vorzufinden. Die Götter müssen Euch lieben, daß sie Euch zweimal einer solchen Gefahr entrinnen ließen.“
„Woher wußtet ihr, daß wir uns
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