Das Traumtor (German Edition)
Rybar ins Gesicht. Wütend griff der Bandit zum Schwert und ich schrie auf. Doch er ließ die Waffe stecken und schlug Rowin nur mehrere Male mit voller Wucht ins Gesicht. Nur mit Mühe konnten die Männer, die Rowin hielten, ihn bezwingen, denn er tobte wie ein angeschossener Puma. Rybar brüllte einen kurzen Befehl, und die Männer schweiften Rowin zu einer Stelle hinüber, an der zwei armdicke Pfähle über Kreuz in den Boden gerammt waren. Vier Männer hielten Rowin, als man seine Handfesseln löste und ihn an den Stangen festband. Noch einmal trat Rybar auf den Wehrlosen zu und schlug ihm ins Gesicht, daß Rowins Kopf zur Seite flog.
Im hilflosen Zorn mußte ich mit ansehen, wie der Geliebte mißhandelt wurde. Fast hätte ich die Fesseln abgeworfen und versucht, die Tür aufzubrechen, da man das Fenster nicht öffnen konnte. Aber ich sah ein, daß es sinnlos gewesen wäre. Da kam Rybar auch schon mit zwei anderen Männern zur Hütte herüber. Der Riegel wurde beiseitegeschoben, und dann stand der Hauptmann mit höhnischem Grinsen vor mir. Die jettschwarzen Augen glitzerten voll grausamen Spotts, als er nun sagte:
„Du wirst ja wohl schon gesehen haben, wer uns da in die Falle gelaufen ist. Und nun werden wir beginnen, uns ein wenig die Zeit mich mit euch beiden zu vertreiben. Zunächst wirst du einmal zusehen, wie wir uns mit deinem Mann beschäftigen. Und dann soll er das Vergnügen haben, uns bei unseren Spielen mit dir zu beobachten. Mal sehen, wer von euch beiden hübscher singt – er, wenn wir ihn auspeitschen, oder du, wenn dir meine Männer ihre Gunst bezeugen!“
Ich spürte, wie mir das Blut aus den Wangen wich. „Wage es!“ schrie ich Rybar an. „Wage es, dich am Herrscher von Valamin zu vergreifen! Man wird dich und deine Spießgesellen jagen und solltet ihr auch versuchen, euch in Herigors Unterwelt zu verbergen! Man wird euch finden, wo ihr euch auch verkriechen mögt. Prinz Targil wird nicht eher ruhen, bis auch der letzte von euch auf dem Scheiterhaufen brennt.“
Rybar stürzte. Dann fing er schallend an zu lachen. „Ein guter Trick! Du bist gar nicht so dumm, mein Vögelchen!“ grinste er. „Aber ich falle nicht auf deine Lügen herein. Der König von Valamin!“ Er lachte wieder. „Dann bist du gar Athama, die fremde Fürstin, die an seiner Seite lebt? Die beiden werden auch allein und ohne Geleitschutz durch Euribia reisen!“
„Frage ihn selbst, wer er ist!“ erwiderte ich wütend. „Glaubst du, ein anderer als Rowin oder vielleicht noch Prinz Targil hätten deinen Bruder und fünf seiner Männer erschlagen können? Wie viele Männer kennst du, die das fertig gebracht hätten? Du weißt, welchen Ruf der König als Schwertkämpfer hat. Gibt dir das nicht zu denken? Und wie viele Frauen kennst du, die das Schwert wie ein Mann handhaben? Gib mir eine gute Klinge und dann stelle dich mir zum Kampf, statt dich feige an Gefesselten zu vergreifen! Dann werde ich dir gern zeigen, wer ich bin!“
Rybar schaute mich nachdenklich an. Meine Worte hatten ihn unsicher gemacht. Doch dann schüttelte er langsam den Kopf.
„Nein, du kannst mich nicht irre machen“, sagte er. „Wer weiß, in welchen Hinterhalt ihr meinen Bruder gelockt habt? Er war schon immer ein Freund von hübschen Weibern. Ihr beide werdet ihn und seine Männer übertölpelt haben. Niemand war dabei, als sie in den Bergen starben.“
„Wenn du das glaubst, ist es für dich ja kein Risiko, mit mir zu kämpfen“, sagte ich schnell. „Dann kannst du mir ja das Schwert rasch wieder abnehmen und dann doch mit mir tun, was du willst.“
„Laß dich nicht einwickeln, Rybar!“ fiel da Albio ein. „Sie will nur versuchen, einen schnellen Tod zu haben, weil sie weiß, was ihr bevorsteht. Gibst du ihr ein Schwert, wird sie sich wahrscheinlich hineinstürzen, um uns um unser Vergnügen zu bringen.“
„Du bist wohl Recht haben“, sagte Rybar, doch er sah mich zweifelnd an. Der Ausdruck meiner Augen schien ihn zu verunsichern. Doch dann befahl er seinen Männern: „Schafft sie hinaus!“
Die beiden ergriffen mich bei den Armen und schleppten mich zu Tür hinaus. Dabei mußte ich mich krampfhaft bemühen, die Fesseln zusammen zu halten, damit man nicht bemerkte, daß ich frei war. Noch war die Gelegenheit nicht da, mich meines kleinen Vorteils zu bedienen. Auf dem Platz vor den Hütten brannten mittlerweile mehrere riesige Feuer, die ihn hell erleuchteten. Als Rowin mich kommen sah, schrie er auf und zerrte wie ein
Weitere Kostenlose Bücher