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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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weil er plötzlich im Finstern stand. Sie sah vor ihrem geistigen Auge, wie er hintenüberfiel und zusammen mit der kreischenden Cora auf Finley und Vivian prallte. Alle vier polterten die Treppe hinunter und blieben als ein Haufen gebrochener Knochen liegen.
    Und nur, weil ich Angst hatte, dass jemand auf der Galerie sein könnte.
    Sogar als Jim die oberste Stufe bereits erreicht hatte, beleuchtete sie noch den Boden vor ihm, während sie sich langsam die Galerie entlangschlich.
    Und hoffte, dass niemand von hinten über sie herfallen würde.
    Als Jim das Geländer erreicht hatte und sich festhalten konnte, wirbelte sie herum. Doch im Schein der Taschenlampe war nur der leere Korridor mit seinen drei verschlossenen Türen zu sehen. Staubflocken tanzten im Licht.
    Beruhigt drückte sie den Rücken gegen die Wand und richtete die Lampe wieder auf Jim.
    Er könnte Cora einfach hinunterwerfen, dachte sie.
    Dann würde ihn Finley höchstwahrscheinlich erschießen.
    Jetzt ist er schon seit Stunden nicht mehr gefesselt. Er hatte weiß Gott genug Möglichkeiten, über uns herzufallen. Oder abzuhauen. Offensichtlich ist er wirklich auf unserer Seite.
    Oder er hat Angst vor der Schrotflinte.
    Mehr Angst jedoch hat er vor seinem Bruder Hank. Er will, dass wir die Drecksarbeit für ihn erledigen.
    Wozu Finley nur allzu bereit war.
    »Stopp!«, sagte Cora. »Das ist weit genug.«
    Abilene blieb nur wenige Schritte vor dem Ende der Galerie stehen. Jim setzte Cora ab, die sich auf ihren gesunden Fuß stützte und das Holzgeländer packte.
    »Perfekt«, sagte sie.
    Vivian zwängte sich an Finley vorbei und half Cora gemeinsam mit Jim, sich zu setzen. Cora streckte die Beine aus und umklammerte eine der Geländerstreben.
    Finley reichte Abilene die Schrotflinte. »Gib uns Feuerschutz.«
    »Macht keinen Blödsinn da unten. Er könnte überall lauern.«
    »Sind gleich wieder da«, sagte sie und ging los. »Los geht's.« Sie klopfte Jim auf den Rücken. Vivian ging voran und leuchtete ihnen mit der Taschenlampe den Weg.
    Abilene beobachtete, wie die drei die Galerie entlangeilten. Sie stellte den Gewehrkolben vorsichtig auf dem Holzboden ab. Der Lauf war kalt und glitschig. Sie hoffte, dass sie die Waffe nicht würde benutzen müssen. Trotzdem konnte sie damit umgehen. Ihr Vater, der ja so eine Art Experte für den Wilden Westen war, hatte ihr nicht nur beigebracht, schnell zu zielen, sondern auch, mit Revolver, Jagdgewehr oder Schrotflinte ihr Ziel zu treffen. Er hatte sie immerhin »Adlerauge« genannt.
    Zum Glück weiß Finley nichts davon, dachte sie.
    Die drei hatten die Lobby erreicht. Vivians Lampe schwang wie der Scheinwerfer einer Miniaturlokomotive hin und her. Abilene hielt ihren Blick auf den Lichtkegel gerichtet und erwartete jeden Moment, dass Hank hinter einem der Stützpfeiler hervorsprang.
    Dann leuchtete Vivian ihr ins Gesicht. Abilene kniff die Augen zusammen und drehte den Kopf zur Seite.
    »Genau hier«, sagte Cora.
    Abilene ging zum Geländer und spähte hinunter. Die drei befanden sich etwa zwei bis drei Meter unter dem Balkon.
    Jim lehnte sich gegen einen der Pfeiler, zog seine Hose hoch und umklammerte dann die dicke Holzstrebe. Finley fischte ein Stück Seil aus der Hosentasche. Das letzte Mal, als Abilene das Seil gesehen hatte, war Jim damit gefesselt gewesen.
    Irgendjemand musste es vom Beckenrand geholt haben, während sie geschlafen hatte.
    Wieder was verpasst, dachte sie.
    Finley stellte sich hinter den Pfeiler. Im Schein der Taschenlampe konnte Abilene erkennen, wie sie Jim die Hände fesselte.
    »Nicht zu fest«, sagte Vivian.
    »Ja, ja. Gut so?«, fragte sie Jim, als sie fertig war.
    »Denke schon.«
    »Wenn ich den Knoten noch lockerer mache, fällt das Seil runter.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Also gut. Viel Glück.« Sie drückte sanft Jims Schulter.
    Sie hat ihre Meinung ja um hundertachtzig Grad geändert, dachte Abilene, als Finley und Vivian die Treppe hinaufstiegen.
    Es ist noch nicht so lange her, da wollte sie ihn noch im Becken ersäufen. Und jetzt behandelt sie ihn wie ihren besten Freund.
    Wahrscheinlich ist ihr endlich aufgegangen, dass er auf unserer Seite ist.
    Oder sie fühlt sich zu ihm hingezogen.
    Wäre ja nicht das erste Mal, dass Finley sich in einen gut aussehenden Fremden verguckt.
    Jim war nur noch als undeutliche Gestalt neben dem Pfosten zu erkennen. Sogar seine sonnengebräunte Haut wirkte blass im Vergleich zur Dunkelheit, die ihn umgab. Seine Hose hing ihm lose um die

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