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Das Treffen

Das Treffen

Titel: Das Treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ihr zu. In ihrem schemenhaften erkennbaren Gesicht war nur das trübe Weiß ihrer Augen und eine leuchtende Zahnreihe im gleichen Farbton zu erkennen, als sie lächelte.
    Wenn wir uns doch wenigstens unterhalten könnten, dachte Abilene.
    Sie streckte den Arm aus und kniff Finley ins Knie.
    »Nicht frech werden«, flüsterte Finley.
    Abilene lächelte. »Pssssst«, zischten Cora und Vivian.
    Abilene wandte sich ihnen zu.
    Coras rechtes Bein war immer noch ausgestreckt. Der bandagierte Fuß berührte fast Abilenes Hüfte. Ihr linkes Bein war angewinkelt. Sie hatte das Knie angezogen, das Geländer losgelassen und ihren Kopf in Vivians Schoß gelegt.
    Genau wie bei Jim wirkte auch Coras wie in der Mitte durchgeschnitten. Nur, dass ihre Shorts knapper waren und dadurch weniger zu fehlen schien.
    Die Shorts. Abilene erinnerte sich, dass sie rot waren. Einige Augenblicke lang fiel ihr nicht ein, welche Farbe Coras Tanktop hatte. Gelb, oder … nein, Pink. Ein blasses, ausgewaschenes Pink mit hellroten Blutspritzern. Jetzt zumindest hatte das Top eine graue Farbe, etwas heller als ihre Haut.
    Coras Gesicht war nichts als ein grauer, ovaler Fleck auf Vivians weißer Hose. Die Shorts waren selbstverständlich genauso wenig strahlend weiß wie Finleys Augen, und genau wie ihr Poloshirt hatten sie eine schmutzig graue Farbe angenommen, die sich aber immer noch deutlich gegen die Finsternis abzeichnete.
    Vivians Kleidung schien förmlich im Dunklen zu leuchten.
    Sie saß im Schneidersitz da und hatte sich zurückgelehnt.
    Ihr Shirt wirkte wie eine Geistererscheinung, die nur wenige Zentimeter über dem Boden schwebte.
    Das Tipton-Hemd ohne Tipton-Girl.
    Das Shirt ist überhaupt nicht von Tipton, fiel ihr auf. Eher von Ralph Lauren oder so.
    Und verdammt noch mal viel zu hell.
    Wenn ich es schon so gut sehen kann, dachte Abilene, wird es Hank sicher auch bemerken.
    Ihr Shirt konnte den ganzen Plan zunichtemachen.
    Warum zum Teufel hat sie sich nicht umgezogen?
    Dafür war es jetzt zu spät. Viel zu spät. Scheiße!
    Sie muss es sofort ausziehen.
    Jetzt beruhig dich mal wieder, ermahnte sie sich. Viv hat es ja nicht mit Absicht angezogen. Sie hat einfach nicht darüber nachgedacht, dass sie damit so gut sichtbar wäre.
    Uns ist es ja schließlich auch nicht aufgefallen.
    Jede von uns hätte zufällig etwas Weißes tragen können. Irgendwie hatten sie sich die Frage der richtigen Tarnung überhaupt nicht gestellt.
    Trotzdem wäre sie viel unauffälliger, wenn sie diese verdammten Klamotten auszöge. Sie sind viel heller als ihre Haut.
    Abilene überlegte, ob sie Vivian nicht darauf aufmerksam machen sollte.
    Na klar. Genau. Ich frag sie, ob sie sich nicht ausziehen will. Da ist sie bestimmt Feuer und Flamme. Wir lauern hier einem gottverdammten sexbesessenen Psychopathen auf, und ich schlage Vivian einfach mal so vor, sich nackt auszuziehen. Brillante Idee.
    Schade, dass Finley nichts Weißes trägt. Sie hätte keine Sekunde gezögert, sich splitternackt auszuziehen.
    Abilene sah an sich herab. Die karierte Bluse war dunkel, und der Rock so schwarz wie die Nacht. Aber der knappe Rock war hochgerutscht, und mit Schrecken stellte sie fest, dass sie ebenfalls Weiß trug.
    Mein Höschen ziehe ich ganz bestimmt nicht aus.
    Außerdem war es von unten sowieso nicht zu erkennen. Niemand konnte auf diese Entfernung ein so kleines Stück Stoff erspähen.
    Wahrscheinlich war auch Vivian zu weit von der Lobby entfernt, als dass Hank ihre weißen Klamotten hätte ausmachen können.
    Außer, er befände sich ebenfalls auf der Galerie …
    Abilene spähte in die Dunkelheit hinter Vivian. Nichts zu erkennen.
    Er könnte direkt hinter ihr stehen.
    Dann hätten wir ihn gehört, dachte sie. In diesem verfluchten Haus kann man ja keinen Schritt machen, ohne dass der Holzboden knarrt.
    Aber vielleicht konnte er es.
    Wir hätten uns besser vorbereiten sollen, dachte sie. Warum haben wir nicht die leeren Dosen mitgenommen? Wir hätten sie auf der Galerie verteilen können, und jeder, der sich anschleichen wollte, wäre darübergefallen.
    Oder ein Stolperdraht.
    Aber dafür war das Seil zu kurz. Wir hätten unsere Gürtel oder so was benutzen können, dachte sie. Irgendwas, über das er stolpern würde oder das zumindest etwas Krach machte.
    Jetzt war es zu spät, um Fallen aufstellen.
    Außer, jemand ginge zum Auto.
    Und genau in dem Moment würde dann Hank auftauchen, da war sie sich hundertprozentig sicher.
    Wenn er nicht schon längst hier ist.
    Er

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