Das Trumpf-As der Hölle
bräunlichem Sumpfgras bewachsen, und darüber hatten sich Wolken von Insekten gesammelt. Links von Suko lag das Wasserloch. Er sah, wie von Grund aufsteigende Gasblasen an der Oberfläche zerplatzten und das Wasserloch von grauweißen, durchsichtigen Dunststreifen umweht wurde. Aber er sah noch mehr. Eine Hand. Halbverfault und gespenstisch ragte sie aus dem Wasserloch. Die Finger bewegten sich dabei, sie krümmten sich zusammen, bogen sich wieder gerade, und bei jeder Bewegung fiel braunes, schon trockenes Fleisch von den Knochen. Ein Vampir verging…
Ein schauriges Bild, das Suko präsentiert bekam. Er schaute zu, wie die Hand immer tiefer sank und schließlich völlig verschwunden war. Der Sumpf hatte den verfaulten Vampir gefressen.
Und die anderen? Waren sie ebenfalls in diesem Loch untergegangen? Suko wusste es nicht, aber er bekam die Bestätigung, dass es nicht so sein konnte, denn von der Straße her gellte Taniths verzweifelter Schrei auf…
Plötzlich waren sie da. Wie Wesen aus einer anderen Dimension oder aus dem Nichts.
Die aparte Französin hatte im Wagen gesessen und gelauscht. Ein Fenster war nicht ganz geschlossen, etwa eine Handbreit hatte sie es an der Beifahrerseite nach unten gefahren. Sie wollte wenigstens hören, was draußen vor sich ging. Da die Türen verriegelt waren, glaubte sie, vor Gefahren ziemlich sicher zu sein.
Noch immer musste sie an das schreckliche Bild denken, das der Vampir gezeigt hatte, als er verfaulte. Es war für Tanith furchtbar gewesen, obwohl sie wusste, dass es schlimme Dinge in der Welt als auch in den anderen Dimensionen gab. Aber Wissen und das Selbsterleben sind zwei Paar Schuhe. Sie ahnte auch, in welche Fälle das Sinclair-Team verwickelt wurde und konnte ihre Anerkennung nicht verbergen. Es war allerhand, was die Freunde um John Sinclair leisteten. Irgendwie fühlte sie sich ebenfalls dazugehörig.
Die Vampire überraschten Tanith, da sie sich zu sehr ihren eigenen Gedanken hingegeben hatte. Der Schlag gegen die Tür schreckte sie auf. Es war die Fahrertür gewesen, nicht die an ihrer Seite, aber sie schnellte hoch und sah die schaurige Gestalt, wie sie am rechten Vorderrad stand und sich an der Motorhaube festklammern wollte. Sonnenlicht hatte den Vampir gezeichnet. Tanith wusste nicht, woher er die Kraft nahm, sich auf den Beinen zu halten, vielleicht war es die Gier nach frischem Blut, die ihn nicht in die Knie zwang. Und vor ihm saß, nur durch eine Scheibe getrennt, ein Opfer.
Der Wiedergänger streckte seine Arme aus. Er wollte die Scheibe berühren, es reichte nicht mehr. Die Kraft verließ ihn, und er fiel quer über die Haube, wobei er sein Gesicht zum Fenster hin drehte und unter unsäglichen Mühen den Kopf hob.
Tanith sah das Gesicht dicht vor sich. Es war eine grauenhafte Fratze. Widerlich anzusehen, sich bereits in der Auflösung befindend, und dort, wo die Haut verschwunden war, schimmerten die Knochen durch. Die einzelnen Teile zeigten eine weißlich gelbe Farbe, und auch sie wirkten so, als würden sie jeden Augenblick zusammenfallen. Der Vampir röchelte.
Tanith konnte die schrecklichen Laute hören. Durch die geöffnete Scheibe drangen sie an ihre Ohren. Noch nie hatte sie solche Geräusche gehört. Sie schnitten ihr unter die Haut, machten ihr allerdings auch klar, dass der Blutsauger nicht mehr lange zu leben hatte. Er starb qualvoll…
Von Sekunde zu Sekunde zerfiel er immer weiter. Staub blieb auf der Kühlerhaube des Silbergrauen liegen, wurde vom Wind erfasst und weggeweht.
Tanith wagte nicht, sich zu rühren. Wie zu Stein erstarrt, hockte sie auf dem Beifahrersitz, hatte die Knie angezogen und suchte nach einer Waffe, mit der sie sich verteidigen konnte.
Es gab keine, denn Suko hatte seine Beretta mitgenommen. Er war davon ausgegangen, die Frau in Sicherheit zu wissen. Den Schatten an der Seite bemerkte sie, als es bereits zu spät war. Als Taniths Kopf nach links ruckte, da sah sie den zweiten Vampir direkt neben dem Wagen. Auch er wirkte mitgenommen, ausgelaugt, vom Sonnenlicht angegriffen, aber nicht so stark verformt wie die anderen Blutsauger. Bei ihm fehlte nur ein Teil des Kinns, wobei die blanken Knochen dicht unter der lappigen Unterlippe begannen. Wie auch bei den anderen Vampiren war seine Kleidung ebenfalls nass und verschmutzt. Dreckspuren klebten auf dem Stoff als braune Streifen. Das alles war für Tanith nebensächlich. Sie hatte sich sogar an das Aussehen gewöhnt. Als schlimm und schrecklich jedoch
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