Das Trumpf-As der Hölle
jedem Tag des Jahres das gleiche. Es bildete sich Nebel.
Dünne, weißgraue Dunstschwaden lagen wie blasse, dicke Finger über dem Moor. Mal strich ein leichter Windhauch darüber hinweg, bewegte die Schwaden, trieb sie zusammen, so dass sie wie Tücher aussahen, die durch die Luft flatterten.
»Sieht ja gespenstisch aus«, murmelte Tanith. »Richtiges Vampirwetter.«
»Dazu fehlt noch die Dunkelheit.«
»Aber die Sonne steht nicht am Himmel«, sagte die Frau. »Bestimmt leben die Blutsauger noch.«
Suko erwiderte nichts. Er ging ein Stück weiter und blieb dort stehen, wo drei verkrüppelte Bäume dicht nebeneinander standen und mit ihren Ästen ein Netzwerk bildeten, das ineinander verflochten war. Er wollte schon auf einen der Bäume klettern, als er zwischen zwei Stämmen eine Bewegung sah. Sofort sprang Suko zurück.
Der Vampir kam! Welch ein Monstrum! Nur mehr ein Schatten seiner selbst. Halb zerfault, vom Licht zerfressen, konnte er sich kaum noch auf den Beinen halten.
Er hatte seine Arme ausgestreckt. Das Fleisch hatte eine graubraune Farbe angenommen, und fiel langsam von den Knochen. Als murmelgroße Brocken und Staub rieselte es zu Boden. Noch konnte Suko das Gesicht des anderen erkennen. Eine schreckliche Fratze, zerschlagen, aufgelöst und an der rechten Seite völlig verdorrt. Eine graue Zunge hing aus dem Mund. Ächzende Laute drangen dem Chinesen entgegen, der bei diesem Blutsauger nicht mehr einzugreifen brauchte. Der Vampir war erledigt. Er hatte nicht einmal mehr die Kraft, seine Beine zu heben und die letzte Distanz zu überwinden. Noch zwischen den Baumstämmen stehend, knickte er zusammen und fiel der Länge nach hin.
Suko schaute auf seinen Rücken, und er fragte sich, ob überhaupt noch etwas von ihm vorhanden war, denn die Gefängniskleidung des Blutsaugers war eingedrückt und zeigte sogar kleine Vertiefungen, weil sie von innen her durch nichts mehr gehalten wurde. Der Vampir war erledigt! Blieben noch drei.
Suko hatte sich den Weg gemerkt. Der Blutsauger war aus dem Sumpf gekommen. Sicherlich steckten die anderen ebenfalls dort. Da er nicht sicher war, wollte er nachschauen.
Als er hinter sich einen schluchzenden Laut hörte, drehte er sich um. Tanith stand da und hatte ihre Handballen gegen die Lippen gepresst, wobei sie noch den Kopf schüttelte.
»Was haben Sie?« erkundigte sich der Chinese.
»Es… es war verdammt schlimm!« keuchte die Frau. Sie schüttelte den Kopf. »Ich… ich muss mich erst einmal an das alles hier gewöhnen«, fügte sie leise hinzu.
»Das kann ich gut verstehen. Deshalb bleiben Sie am besten hier, während ich mich nach den anderen umschaue.«
»Wo wollen Sie denn hin?« Suko deutete nach vorn.
»In den Sumpf?«
Der Inspektor lächelte. »Es bleibt mir keine andere Wahl. Wir müssen die drei finden.«
»Aber das ist gefährlich.«
Sukos Lächeln fiel optimistisch aus. »Es ist nicht das erste Mal, dass ich einen Sumpf betrete. Ich habe da wirklich meine Erfahrungen, glauben Sie mir.«
»Wenn Sie meinen…«
»Am besten ist es, wenn Sie sich in den Wagen einschließen«, schlug der Chinese vor. »Da sind Sie vor den Bestien relativ sicher.«
»Ja, natürlich.« Tanith drehte sich um und verschwand. Suko wartete, bis sie die Tür zugeschlagen hatte und machte sich danach auf den Weg.
Hinter den Bäumen fiel das Gelände zunächst ein wenig ab. Es war auch fest genug und ziemlich trocken. Suko brauchte keine Angst zu haben, dass ihn der Boden verschlang.
Er konnte erkennen, wo der Blutsauger hergegangen war. Seine Fußabdrücke zeichneten sich noch wie ein kleines Muster ab. Er hatte Schwierigkeiten mit seiner Fortbewegung gehabt, daran zu erkennen, wie unregelmäßig die Spur verlief.
Nach wenigen Schritten erreichte Suko eine Wand aus Schilf. Sehr hoch wuchs sie nicht, sie reichte dem Chinesen nicht einmal bis zu den Knien. Er konnte darüber hinwegschauen, und da es still war, trug ihm der leichte Wind das Geräusch von zerplatzenden Sumpfblasen zu. Entweder drangen die Geräusche hinter dem Schilfgürtel hervor oder dazwischen.
Suko musste ihn umrunden, wenn er Klarheit haben wollte. Er ging sehr vorsichtig weiter. Fast wie ein Seiltänzer, wobei er es schaffte, den Boden und auch gleichzeitig die Straße ein wenig im Blickfeld zu behalten.
An manchen Stellen sank er bis über die Knöchel ein, aber er wollte sich nicht beschweren und kam gut voran. Auch den Schilfgürtel passierte er. Danach begann eine weite Fläche. Sie war mit
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