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Das Turnier

Das Turnier

Titel: Das Turnier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anu Stohner
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auskratzen, vor allem Ingrid, obwohl sie ja an dem ganzen Schlamassel schuld war.
    »Guck mich nicht so an!«, fauchte sie.
    Erst kapierte ich gar nicht, dass sie mich meinte. Und als ich es kapierte, fragte ich:
    »Wie guck ich denn?«
    »Als wäre ich an dem ganzen Schlamassel schuld.«
    Jetzt hätte ich natürlich sagen können: »Bist du ja auch!«, aber das brauchte ich gar nicht. Sie fing auch so zu heulen an.
    »Und das stimmt ja auch«, schluchzte sie. »Es tut mir so leid …«
    Da nahm Irmtraud sie in die Arme und tröstete sie, und Wuschel stupste sie mit dem Kopf. Sogar die Rollmöpse kamen und tätschelten ihr den Rücken, und ich hätte am liebsten mitgeheult. Nur Kuno stand da wie ein großer Bruder, der nicht glauben kann, was die Kleinen wieder für einen Mist verzapfen, und dann gab er das Kommando zum Auf bruch Richtung Burghof. Kuno wird mal ein klasse Burgherr, da bin ich mir sicher. Jetzt ging er voran, und wir anderen folgten ihm.
    Ich ging mit Wuschel hinten als Letzter, weil Irmtraud sich ja um ihre Schwester kümmern musste. Ab und zu drehte ich mich um, ob man beim weißen Zelt was erkennen konnte, aber da waren nur die Wächter, die immer noch die Hände an den Schwertern hatten und uns regungslos hinterherstarrten. Unheimliche Kerle waren das. Und mit denen würden wir es aufnehmen müssen. Wie waren wir bloß auf die bekloppte Idee mit den Federn gekommen?
    Wegen den Mädchen, klar. Aber wir hätten ja auch die Klappe halten können und ihnen nichts versprechen, was wir nicht halten konnten. Wenigstens ich hätte die Klappe halten können! Dann hätte ich nur noch auf Robert aufpassen müssen, und das wäre ja nichts Neues gewesen. Das muss ich ja eigentlich immer. Die Klappe hätte ich halten sollen, jawohl, dann wäre das alles nicht passiert. Und mich beim Schwarzen Ritter anzuschleichen war – Entschuldigung! – eine Scheißidee. Mann, wie konnte ich nur so einen Mist verzapfen? Und hinterher auch noch so einen Stuss erzählen? Ich war an allem schuld, so sah’s aus!
    Und dann kamen mir die Tränen. Zum Glück konnte das keiner sehen. Dachte ich. Aber genau da drehte sich Irmtraud nach mir um, weil sich Ingrid anscheinend ein bisschen erholt hatte.
    »Ist was, Tim?«, fragte sie (Irmtraud jetzt) mit ihrer Glöckchenstimme.
    Ich schüttelte nur den Kopf. Wenn ich heule, kann ich nämlich nicht reden.
    Der Kampf gegen den Weißen Ritter und seine unheimlichen Gef ährten fing klasse an: Ich hatte voll die Krise und ließ mich halb blind vor Tränen von zwei Mädchen über die kaputte Zugbrücke in die Wackerburg führen.

Das siebzehnte Kapitel, in dem ein Plan gegen die fiesesten Fieslinge des ganzen christlichen Abendlandes geschmiedet wird
    (Aber ob er auch was taugt?)
    Drinnen im Burghof setzten wir uns unter die große Eiche. Da saß zwar schon einer mit dem Rücken gegen den Baum gelehnt, aber der störte uns nicht. Er hatte die Augen geschlossen und schnarchte leise. Wahrscheinlich schlief er seinen Rausch aus. Sonst war ein ständiges Kommen und Gehen zwischen den Leuten draußen vor der Burg und denen drinnen, aber das konnte uns nur recht sein, denn in dem Trubel achtete niemand auf uns, und es fragte auch keiner, warum wir so düster dreinschauten. Ihr wisst ja: Wenn man Probleme hat, nerven Erwachsene bloß.
    »Was meinst du«, fragte Kuno, als ich mich wieder halbwegs eingekriegt hatte, »hatte Robert einen Plan?«
    Ich saß zwischen den Mädchen und fragte: »Meinst du, als er dem weißen Fiesling genau in die Arme gelaufen ist?«
    »Nein, überhaupt«, sagte Kuno. »Dafür, wie wir dem Weißen das Handwerk legen, damit ermit seinen fiesen Tricks nicht wieder das Turnier gewinnt.«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Ich wollte Robert noch fragen, aber dann sind wir ja erst auf den Rummel gegangen.«
    »Den Rummel ?«
    Komisch: Dass sie das Wort nicht kannten, hätte ich nicht gedacht.
    »Wenn Seiltänzer und Eisenbieger und all so was auftreten und viele Leute hingehen, sagt man so«, erklärte ich.
    »Rummel – komisches Wort, aber es passt«, sagte Kuno.
    (Falls ihr euch wundert, dass er noch die Nerven hatte, über Wörter nachzudenken: So ging es mir auch. Aber dass Kuno nicht gleich so austickte wie ich, hatte auch was Beruhigendes.)
    »Ich finde, es passt nicht«, brummte Rigobert.
    »Ich schon«, brummte Dagobert.
    (Dass die beiden sich schon wieder in die Wolle kriegten, hatte auch was Beruhigendes.)
    Irmtraud drückte meine Hand.
    (Das war das

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