Das U-Boot-Phantom
die er nicht erreichen konnte. Auch seine Lage war mehr als bescheiden. Das Blut würde ihm in den Kopf steigen und möglicherweise zu einem Stau führen, der in einer Bewußtlosigkeit endete. Letztendlich war Sir James Powell nicht mehr der Jüngste.
Satanisch grinsend betrachtete Vincent van Akkeren sein Werk und lobte sich selbst. »Ich muß ehrlich zugeben, daß mir dieses Werk gelungen ist. Was sagen Sie dazu, Sir James?«
»Gehen Sie, verdammt! Verschwinden Sie endlich. Ich will Sie nicht mehr sehen.«
Der Grusel-Star lachte. »Den Gefallen werde ich Ihnen tun. Sterben Sie wohl, Sir James. Eine Rettung ist nicht mehr möglich. Ich habe meinen Trumpf ausgespielt.«
Dann ging er tatsächlich. Sir James lauschte noch dem Echo seiner Schritte nach, das aber bald verklungen war.
Das Licht ließ der Mann brennen, so daß der Superintendent sehen konnte.
Er fühlte sich hundeelend. Schon jetzt stieg wegen dieser ungewöhnlichen Lage das Blut in seinen Kopf und begann zu hämmern. Es pochte hinter den Schläfen, der Druck steigerte sich von Minute zu Minute.
Sir James verfiel nicht in Panik, er schrie nicht, er brüllte nicht, er versuchte nur, aus der Fesselung zu rutschen, aber das war nicht möglich. Van Akkeren hatte eben zu gut gearbeitet. Wenn der Mann den Torpedo zündete, würde dieser mit einer ungemein starken Geschwindigkeit aus dem Rohr jagen und den vor der Öffnung hängenden Menschen zerfetzen.
Sir James konnte sich vorstellen, daß er von seinem Ende nicht viel mitbekam. Alles würde sehr schnell gehen.
Die Zeit verging.
Hin und wieder steigerte sich der Druck in Sir James' Kopf, und wenn er etwas nachließ, hatte der Superintendent das Gefühl, die Schatten der Bewußtlosigkeit aus allernächster Nähe zu erleben. Aber sie zogen sich immer wieder zurück und verlängerten die Qual des Mannes.
Wie hatte van Akkeren noch gesagt? Es gibt keine Chance!
Sir James mußte diesem menschlichen Teufel recht geben, so schwer es ihm auch fiel…
***
Glenda Perkins schaffte es nicht mehr, den Mann anzumelden, so vehement stürmte Captain Darring in Sukos Büro. Sein Gesicht war gerötet, er hatte sich aufgeregt.
Auch Suko stand unter einem schweren Druck, nur sah man es ihm nicht an. »Setzen Sie sich, Captain.«
Darring lachte rauh. »Ich mich setzen? Nein, verdammt, diese Ruhe habe ich nicht.« Er nahm seine Mütze ab und schleuderte sie auf den Schreibtisch.
»Sie können auch einen Kaffee trinken.«
»Verzichte.«
»Wie Sie wollen.«
Darring beugte sich vor. »Wissen Sie eigentlich, was geschehen ist, Inspektor?«
»Reden Sie jetzt von den beiden Torpedos, die man auf das Parlament abgefeuert hat?«
»Genau!«
»Sie kennen bestirnt Einzelheiten.«
Darring nickte. »Die kenne ich inzwischen. Man hat die Reste der tödlichen Zigarren untersucht und festgestellt, daß beide Torpedos schon über 40 Jahre alt sind und demnach aus dem Zweiten Weltkrieg stammen müssen.«
»Ist das denn möglich?«
»Natürlich, was denken Sie denn?« Der Captain ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Ist das wirklich so einfach?«
Darring nickte. »Wenn man die richtigen Verbindungen hat, bestimmt. Denken Sie mal an internationale Waffenhändler. Die finden Sie doch überall. In Europa, im Orient, in Amerika. In jedem Land gibt es Typen, bei denen Sie all diesen Mist kaufen können, auch ausrangierte U-Boote aus dem Zweiten Weltkrieg.«
Suko schüttelte den Kopf. »Wenn ich daran denke, daß es ein Engländer gewesen ist, der das U-Boot verkauft hat…«
»ja, Sie haben das Problem erfaßt. Aber wir kommen an die Kerle nicht heran. Deren Beziehungen sind einfach zu gut. Okay, die Kleinen kriegen wir, aber die ganz Großen schachern ja auch mit Regierungen kleinerer Staaten.«
»Haben Sie denn schon in diese Richtungen Nachforschungen anstellen lassen?« fragte Suko.
»Nein, die Zeit ist einfach zu knapp bemessen. Wir werden uns darauf konzentrieren, das U-Boot in der Themse zu finden. Das sollte ja kein Problem sein bei unserer heutigen Technik.«
»Ich möchte noch davon abraten.«
»Wieso?«
»Weil ich John Sinclair versprochen habe, erst seinen Anruf abzuwarten.«
Captain Darring schaute Suko an, als hätte er einen Geisteskranken vor sich. »Sinclair, immer Sinclair. Das ist ein Fall für uns und nicht für ihn. Ich denke, der jagt Geister.«
»Auch.«
»Reden Sie doch nicht. Wir haben es hier mit Torpedos zu tun. Ich möchte das Wort Krieg nicht gern in den Mund nehmen, obwohl es der Sache
Weitere Kostenlose Bücher