Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Ultimatum - Thriller

Das Ultimatum - Thriller

Titel: Das Ultimatum - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Kernick
Vom Netzwerk:
hat«, sagte Scope bedächtig, bemüht, dem Kleinen Mut zuzusprechen. »Aber der böse Mann ist auch tot. Er kann niemandem mehr wehtun. Niemals.«
    Die Augen des Jungen glühten zornig. »Ich bin froh, dass du ihn umgebracht hast.«
    »Wie ist der böse Mann hereingekommen?«
    »Er hatte einen Schlüssel.«
    Also hatten sie Schlüssel für die Zimmer. Generalschlüssel vermutlich. Das wies auf ein Maß an Planung hin, das ihn beunruhigte.
    Scope stand auf und nahm dem Mann in der Kellneruniform die Pistole ab. Es war eine Glock 17. Er warf das Magazin aus und checkte die Patronen. Er hatte noch drei. Er tastete den Mann flüchtig ab, konnte aber kein Ersatzmagazin entdecken. Die M43-Patronen, die sein Kompagnon in seinem AK-47 verwendete, nutzten ihm nichts. Er steckte beide Schlüsselkarten ein und wandte sich dann wieder der Frau zu.
    Als Scope sie sanft aufhob, fielen ihr die Augen zu.
    »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »Abby«, flüsterte sie.
    »Wir werden Hilfe holen, Abby. Aber ich will, dass Sie bei uns bleiben, okay?«
    »Okay«, krächzte sie.
    »Und wie heißt du, mein Sohn?«
    »Ethan.«
    »Okay, Ethan. Ich will, dass du mit mir und deiner Mutter kommst. Du hältst dich dicht hinter mir und versuchst so leise zu sein wie möglich. Als würdest du dich an jemanden ranschleichen. Meinst du, du schaffst das?«
    Der Junge nickte. »Was ist mit Opa? Er soll nicht hierbleiben.«
    »Das geht im Moment leider nicht anders. Nachher kommt die Polizei und holt ihn.«
    »Versprichst du mir das?«
    »Ich verspreche es dir. Aber jetzt sei still. Kein Wort mehr. Okay?«
    »Okay.«
    So wie Scope die Lage einschätzte, würde er keine Chance haben, wenn sie auf den Feind stießen. Dennoch trug er Abby vorsichtig aus dem Zimmer, Ethan folgte dichtauf. Im Flur herrschte absolute Stille, und vorsichtig schlichen sie zum Treppenhaus. Scope versuchte sich gar nicht erst vorzustellen, was alles passieren konnte. Das war auch beim Militär immer sein Credo gewesen: sich niemals zu viele Gedanken zu machen. Sonst kann es leicht sein, dass man Angst bekommt. Und wer Angst hat, funktioniert nicht mehr.
    Scope spähte kurz durch die Milchglasscheibe, und als er nichts Bedrohliches erkennen konnte, stieß er die Tür auf und zog Ethan hinter sich her ins Treppenhaus.
    Sie wollten gerade eine Etage tiefer gehen, als Scope hörte, wie über ihnen jemand die Stufen heruntergeeilt kam. Vielleicht war es nur ein verängstigter Gast, möglicherweise aber auch einer der Terroristen, zumal Tempo und Auftreten der Schritte eher Selbstsicherheit als Panik verrieten.
    Scope bedeutete Ethan, ihm zu folgen, und eilte die Treppen zum zweiten Stock hinunter, öffnete die Tür und lief so schnell er konnte den Flur entlang, um möglichst viel Distanz zwischen sich und das Treppenhaus zu bringen.
    Sobald sie um eine Ecke kamen, hielt Scope an der nächstliegenden Tür an, setzte Abby vorsichtig ab und lehnte sie gegen die Wand, während er gleichzeitig einen der Schlüssel aus der Tasche fummelte. Abbys Gesicht war schmerzverzerrt, aber wenigstens verhielt sie sich leise.
    Er steckte die Karte in den Schlitz, und während Ethan die Tür aufhielt, hob er Abby wieder hoch und trug sie ins Zimmer.
    Das Zimmer war leer, und im Halbdunkel konnte Scope erkennen, dass das Bett unbenutzt war. Als er Abby darauf ablegte, stellte er fest, dass das Blut bereits das Handtuch durchtränkt hatte.
    Mittlerweile hatte auch der Schock eingesetzt, denn mit glasigen Augen fragte sie ihn, wo sie wären.
    »In einem der anderen Zimmer. Hier müssten wir sicher sein.«
    »Aber wir müssen raus.«
    »Ich weiß. Im Augenblick ist es zu gefährlich.«
    Er trat vom Bett zurück und machte das Licht an. Er schob einen Sessel vor die Tür und versuchte damit die Klinke zu blockieren, was nicht ganz gelang. Dann holte er ein frisches Handtuch aus dem Badezimmer und ersetzte das alte. Als er es um Abbys Bein wickelte und dabei sanften Druck auf die Wunde ausübte, bemerkte er, wie sie zu ihm aufsah. »Wer sind Sie?«, fragte sie. »So wie Sie vorhin mit den Männern umgegangen sind …«
    Scope schob ihr ein Kissen unter das Bein, damit es hoch lag, und erwiderte ihren Blick.
    »Ich bin der Mann, der euch am Leben hält.«

30
    17:50
    Ein kalter Wind fegte über die Park Lane, und als DAC Arley Dale an der provisorischen Einsatzzentrale eintraf, begann es wie bestellt auch noch eisig zu nieseln. Zwei mobile Einsatzzentralen befanden sich auf dem Weg zum Hotel, saßen aber im

Weitere Kostenlose Bücher