Das Ultimatum - Thriller
einem späten Mittagessen gekommen, möglicherweise weil die Familie etwas zu feiern hatte. Der Junge und eines der Mädchen schluchzten leise vor sich hin, was Elena schier das Herz brach. Sie liebte Kinder, hatte selbst Nichten und Neffen im gleichen Alter. Es machte sie krank, dass diese unschuldigen Kinder in diesen Albtraum hineingezogen wurden.
Noch ehe sie richtig nachdachte, war sie aufgesprungen.
Sofort richteten Wolf und Fox ihre Waffen auf sie.
»Hinsetzen!«, bellte Wolf.
»Bitte«, sagte sie und blieb stehen, »lassen Sie die Kinder und ihre Mütter gehen. Sie haben doch genug Geiseln.«
»Setzen!«
»Aber sie haben euch nichts getan. Haben Sie Mitleid.«
Wolf ging einen Schritt auf sie zu, und für eine schreckliche Sekunde glaubte Elena, er werde sie erschießen, obwohl sie vermutete, dass sie als ranghöchste diensthabende Angestellte ihnen lebendig mehr nutzte als tot.
»Zum letzten Mal: hinsetzen.«
Widerstrebend tat Elena, was man ihr befahl, doch in ihrem Innern brodelte es. Sie spürte, dass die meisten Geiseln sie anstarrten.
Wolf ließ die Waffe sinken, und Elena bemerkte, wie er auf die drei Kinder schaute. »Wenn ihr alle kooperiert und ihr eurer Regierung etwas bedeutet, dann werdet ihr freikommen. Aber in der Zwischenzeit werdet ihr leiden, wie so viele Menschen in aller Welt, die von euch unterdrückt werden. Ihr bekommt weder Essen noch Wasser, und es ist euch verboten, den Raum zu verlassen. Ihr werdet nur etwas sagen, wenn wir euch fragen. Wer ab jetzt noch den Mund aufmacht, wird ohne Warnung erschossen.« Er funkelte Elena herausfordernd an. »Dich eingeschlossen. Kapiert?«
Ein paar nickten mit dem Kopf, andere murmelten zustimmend. Elena schwieg, hielt aber Wolfs Blick stand. War sie nun tapfer oder nur dumm, fragte sie sich, ständig die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
»Hast du mich verstanden?«, herrschte er sie an und betonte dabei jedes einzelne Wort.
Sie nickte. »Ja«, sagte sie und hasste ihn.
»Gut. Sind die Suiten belegt?«
Eine Sekunde lang erwog sie zu lügen. Mr. Al-Jahabi mochte pervers sein, aber dieser Tortur wollte sie ihn nicht aussetzen. Doch dann sah sie, dass es das Risiko nicht wert war, weder für sie noch für die anderen Gäste.
»Zwei sind belegt. Die Garten-Suite und die Deco.«
Wolf wandte sich ab. Elena schaute in die Gesichter der anderen Geiseln und stieß auf nackte Angst. Sie bemerkte den Blick des Mannes neben ihr, einem der Gäste aus dem dritten Stock. Der Mann mit dem Seil. Er wirkte ausgemergelt und blass, und Elena lächelte ihm aufmunternd zu. Die Tatsache, dass er beabsichtigt hatte, sich im Hotel das Leben zu nehmen, blendete sie aus, obwohl sie eine solche Tat außerordentlich selbstsüchtig fand, denn es wäre einer ihrer Mitarbeiter gewesen, der die Leiche schließlich entdeckt hätte. Matt erwiderte er ihr Lächeln, ihm war bewusst, was sie denken musste, und er schämte sich dafür.
Sie wandte sich ab und dachte an Rod. Inzwischen hatte er mit Sicherheit gehört, was geschehen war, und wäre zu Tode besorgt. Zum ersten Mal fragte sie sich, ob sie ihn je wiedersehen würde. Es machte sie krank, daran zu denken, dass dies das Ende sein könnte.
Sie atmete tief durch und versuchte, ihre Panik in den Griff zu kriegen. Sie hatte eine Zukunft, bestärkte sie sich. Sie würde nach Australien ziehen, heiraten und eine Familie gründen. Mit Rod. Doch zunächst einmal musste sie hier rauskommen. Und das hieß, sie musste fliehen. Wie? Sie sah sich im Restaurant um, spürte aber nur die Verzweiflung, die von den anderen Gästen ausging. Wolfs Fuß ruhte wieder auf dem Pedal. Ihr Unterfangen erschien aussichtslos.
Doch Elena hatte oft genug erfahren, dass nichts unmöglich war, wenn man es nur hartnäckig genug versuchte. Und daran musste sie jetzt unbedingt glauben.
32
Fox sah sich im Restaurant um und betrachtete die auf dem Boden sitzenden Geiseln. Sie waren einfacher zu handhaben als die unten im Ballsaal. Als Wolf ihm die Hand auf die Schulter legte, fuhr er zusammen.
»Was hältst du davon, die Kinder laufenzulassen?«, flüsterte Wolf.
Darüber hatte Fox auch schon nachgedacht. »Dadurch wirken wir menschlicher und dadurch auch wert, dass man mit uns verhandelt«, erwiderte er und sah sich leidenschaftslos im Raum um. »Das macht sowohl auf die Araber als auch auf den Westen Eindruck, denn im Augenblick wirken wir wie eine Horde Killer. Wenn wir den Feind ins Grübeln bringen, werden sie zumindest den
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