Das Ultimatum - Thriller
früher oder später noch nützlich werden.
Letztlich war das nur ein schwacher Trost. Zwei seiner Männer waren tot, und Panthers Glock fehlte.
Fox seufzte erneut. Wie er es auch drehte und wendete, nun hatten sie ein echtes Problem am Hals.
33
Während seiner Zeit beim Militär hatte Scope zwar eine Erste-Hilfe-Ausbildung erhalten, aber er war kein Arzt, und obwohl die Wunde nicht bedrohlich aussah, konnte er nicht mit Sicherheit sagen, dass sie ungefährlich war.
Es dauerte fünf Minuten, bis er über das Hoteltelefon die Notarztzentrale erreicht hatte. Er erklärte der Frau am anderen Ende, was im Hotel vor sich ging, seine eigene Rolle ließ er dabei außen vor. Stattdessen erklärte er, er habe hier eine Frau mit einer Schusswunde im Bein, die dringend behandelt werden müsse.
Die Frau stellte ihm jede Menge Fragen und sagte ihm, wie er die Blutung stoppen konnte.
»Das weiß ich alles, ist bereits geschehen.«
»Ist die Patientin bei Bewusstsein?«
Scope schaute zum Bett, wo Abby auf dem Rücken lag und ihren Sohn matt anlächelte. Ethan hatte sich neben sie gekauert und tupfte ihr, wie Scope ihm gesagt hatte, die Stirn mit einem feuchten Tuch ab. Scope hoffte, das würde ihn ablenken und ihm das Gefühl geben, etwas Nützliches zu tun.
»Ja, ist sie.«
»Ein gutes Zeichen. Hilfe wird bald eintreffen.«
»Die Ambulanz erkenne ich vom Fenster aus. Ich muss wissen, wann sie hereinkönnen.«
»Wie Sie vielleicht wissen, ist die Lage unklar, und die Sanitäter benötigen die Erlaubnis der Polizei.«
Scope machte sich nicht die Mühe zu fragen, wann das geschehen sollte. Der Tonfall der Frau verriet ihm, dass dies in absehbarer Zeit nicht der Fall sein würde. Es sah aus, als würde man sich dort draußen auf eine lange Auseinandersetzung einrichten. Schlechte Nachrichten für Abby und ihren Sohn.
»Bleiben Sie in Ihrem Zimmer«, fuhr die Frau fort. »Verbarrikadieren Sie sich, wenn Sie können. Hilfe ist unterwegs, das verspreche ich Ihnen. Bitte bleiben Sie noch am Apparat, ich verbinde Sie mit einem Kollegen von der Polizei, der Ihnen einige Fragen stellen möchte. Können Sie dranbleiben?«
Scope bejahte und hoffte, der Cop hatte mehr als Plattitüden zu bieten.
Hatte er aber nicht. Er klang jung und stellte Scope eine Menge Fragen über die Lage im Hotel. Wie die Terroristen hereingekommen und wie viele es waren. Scope sagte ihm die Wahrheit. Er wusste nicht genau, was vorgefallen war, abgesehen davon, dass es sich wohl um einige Terroristen handelte und dass der eine, den er hatte reden hören, einen Akzent aus dem Nahen Osten hatte. Der Cop, der für Scopes Geschmack allmählich zu neugierig wurde und vermutlich zu einem Nachrichtendienst gehörte, begann persönliche Fragen zu stellen: wie er hieß, was er im Hotel machte, wo er sich befand.
Doch Scope war ein guter Lügner. Immer schon gewesen. Sein Vater hatte oft gesagt, aus ihm könne ein Spitzenverkäufer werden. Er erzählte dem Cop, er hieße John und wäre kein Gast, sondern hätte im Restaurant oben nur einen Drink genommen. Im Augenblick befände er sich in einem Zimmer im zweiten Stock.
»Hören Sie«, sagte er schließlich. »Ich muss jetzt auflegen. Wenn irgendwer die Telefonanlage an der Rezeption kontrolliert, wissen sie, dass jemand in diesem Zimmer ist. Aber Sie müssen sich beeilen. Hier gibt es eine Menge Tote und Verletzte.«
»Wir kommen so schnell wir können«, erwiderte der Cop mit der aufmunternden Ruhe derjenigen, die sich weitab vom Schauplatz des Geschehens befinden. »In der Zwischenzeit bleiben Sie am besten, wo Sie sind. Falls einer der Terroristen Sie entdeckt, leisten Sie unter keinen Umständen Widerstand.«
Klugscheißer, dachte Scope und legte auf.
Im Fernsehen lief Sky News ohne Ton, doch das Laufband informierte, dass in der Londoner Innenstadt eine Reihe von Bombenattentaten stattgefunden hatte und das Stanhope Hotel vermutlich Schauplatz eines terroristischen Überfalls mit Geiselnahme geworden sei. Ein Reporter im Trenchcoat, der sich im Hydepark befand, positionierte sich so, dass man im Hintergrund noch das Hotel erkennen konnte, dann sprach er mit ernster Miene zur Kamera, die kurz darauf wegschwenkte und auf die Glasfront im neunten Stock zoomte, wo die Jalousien heruntergelassen waren. Da nichts weiter zu erkennen war, schwenkte die Kamera zurück zum Reporter.
»Wann kommen sie und holen meine Mutter?«, fragte Ethan leise.
»Bald«, sagte Scope und betrachtete die Glock in seiner Hand.
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