Das Ultimatum - Thriller
überfliegende DACs, deren Ziel es war, der erste weibliche Commissioner der Met zu werden.
Und plötzlich rief Arley sie aus heiterem Himmel an und legte gleich wieder auf. Tina war überrascht, dass Arley nicht bei der Operation gegen die Terroristen mitmischte. Sie war doch genau die Art Cop, die sich eine solche Gelegenheit nicht entgehen ließ und stets im Mittelpunkt der Ereignisse stehen wollte.
So wie Tina früher.
Da klingelte ihr Handy erneut, und wieder leuchtete Arleys Name auf.
Tina hob ab.
»Arley? Wie geht’s dir?«
Stille. Sekundenlang. Nur das Geräusch heftigen Atmens. Dann ein Satz, in dem leise Verzweiflung mitschwang.
47
Arley wusste, dass sie ein enormes Risiko einging, wenn sie Tina Boyd ins Vertrauen zog, zumal Tina mit Begriffen wie »unberechenbar, tollkühn und gemeingefährlich« nur unzureichend charakterisiert war. Andererseits hatte sie keine Alternative.
»Ich stecke in ganz großen Schwierigkeiten«, flüsterte sie, behielt aber die zwanzig Meter entfernte Einsatzzentrale im Blick. »Und ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.«
»Worum geht es?«
Obwohl sie und Tina lange nicht miteinander gesprochen hatten, klang Tina in keiner Weise sarkastisch, sondern aufrichtig interessiert.
Arley erzählte ihr, so kurz und geschäftsmäßig wie möglich, was geschehen war.
»Himmel, das kannst du nicht alleine regeln«, entfuhr es Tina, als sie geendet hatte. »Das musst du deinen Vorgesetzten melden.«
»Die Option gibt es nicht, Tina. Die Regierung würde meine Familie opfern. Wenn es darum geht, die Geiselnahme zu beenden, werden die auf die Sicherheit meiner Familie keine Rücksicht nehmen.«
»Aber warum rufst du mich an?«
»Ich will, dass du sie findest. Ich will, dass du meinen Mann und meine Kinder findest. Ich weiß, die Chancen stehen nicht gut …«
»Sie stehen praktisch bei null, Arley. Das ist völlig unmöglich. Ich bin eine einzelne Frau. Eine einzelne Frau, die keinen Dienstausweis mehr besitzt und auch keinen Zugang zu den Möglichkeiten der Polizei.«
»Den Zugang habe ich.« Arley bemerkte, wie verzweifelt sie klang. »Du bekommst von mir jede Unterstützung, die du brauchst.«
»Wir haben uns fast ein Jahr nicht mehr gesehen.«
»Ich weiß. Und ich weiß, dass ich dir bei dieser Geschichte auf den Philippinen hätte helfen sollen. Aber du bist immer noch eine verdammt gute Ermittlerin, Tina. Eine der besten, die mir je begegnet ist. Und du erzielst Ergebnisse. Wo bist du gerade?«
»Zu Hause.«
»In der Nähe von Ridge, nicht wahr?«
»Ja.«
»Gut, das liegt keine halbe Stunde von uns entfernt. Ich wohne in Mill Hill.«
»Ich weiß, wo du wohnst. Du hättest anrufen können oder vorbeikommen, irgendwas. Inoffiziell natürlich, damit es deine Karriere nicht gefährdet.«
»Es tut mir leid. Wirklich.« Arley sah zur Einsatzzentrale hinüber. Lange durfte sie nicht mehr wegbleiben. »Aber die haben meine Familie. Kannst du dir vorstellen, was für ein Gefühl das ist?«
»Trotzdem wüsste ich nicht, wie ich dir helfen soll.«
»Ich weiß, dass es viel verlangt ist, Tina. Ich weiß, dass ich dich bitte, alles aufs Spiel zu setzen. Aber ich sitze hier total in der Falle. Und du bist der einzige Mensch, an den ich mich wenden kann. Der einzige Mensch, der sie vielleicht finden würde.«
Tina schwieg.
Arley wartete, sie wusste nicht, was sie sonst noch sagen sollte.
»Wann hattest du zuletzt Kontakt mit ihnen?«, fragte Tina schließlich.
»Heute Morgen. Ich habe um halb acht das Haus verlassen. Da waren sie alle noch wohlbehalten dort.«
»Ist dir nichts Verdächtiges aufgefallen? Ein ungewohntes Auto, irgendwas?«
Arley versuchte krampfhaft, sich zu erinnern.
»Nein, nichts.«
Tina schwieg erneut.
»Ich fahre rüber«, sagte sie dann. »Aber hör zu, Arley. Ich würde mir genau überlegen, ob ich es nicht doch meinen Vorgesetzten melde. Denn die Chance, dass ich nichts herausfinde, ist verdammt hoch. Das musst du verstehen.«
»Verstehe ich ja. Aber bitte, bitte, tu, was du kannst. Und ruf mich dann an. Sobald du auch nur irgendwas weißt.«
Arley legte auf, tupfte mit den Manschetten ihrer Bluse die Augenwinkel trocken, atmete noch einmal die kalte Luft ein und ging zurück zur Einsatzzentrale.
48
19:37
Scope saß ans Bett gelehnt auf dem Boden, Ethan neben ihm. Abby war eingeschlummert, und nachdem Scope sich vergewissert hatte, dass sie nicht in ein diabetisches Koma gefallen war, hatte er sie schlafen lassen. Obwohl
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