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Das Ultimatum

Das Ultimatum

Titel: Das Ultimatum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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würde er es nicht ertragen, auch noch Michael zu verlieren. Er zwang sich, den Gedanken zu verdrängen. Es kam jetzt darauf an, sich auf das zu konzentrieren, was notwendig war, um Michael zu finden. Er machte sich jedoch stille Vorwürfe, dass er letztlich schuld daran war, dass Michael in Lebensgefahr schwebte. Sie hatten Nance in die Ecke gedrängt, doch anstatt aufzugeben, schlug der Mann wild um sich.

42
    Scott Coleman saß auf seiner Couch und versuchte, nicht daran zu denken, dass eine unbekannte Anzahl von FBI-Agenten alles, was er tat, beobachteten und belauschten. Er hatte in den vergangenen Stunden verschiedene Möglichkeiten abgewogen, wie er seine Überwacher abschütteln könnte. Als ehemaliger Kommandeur von SEAL Team 6 war er mit einer solchen Situation bestens vertraut; er war in seiner Zeit als SEAL unzählige Male beschattet worden. Ausländische Geheimdienste konnten viel erfahren, wenn sie Amerikas Elitesoldaten überwachten.
    Eine noch größere Bedrohung stellte für ihn ein eventueller Vergeltungsschlag durch Terroristen dar. Coleman hatte in den vergangenen zehn Jahren eine stattliche Zahl von internationalen Verbrechern getötet, und es gab eine ganze Reihe von Gruppen, die ihn nur zu gern in ihre Finger bekämen. Für einen Terroristen wäre es gewiss ein schöner Erfolg gewesen, den Kommandeur von Amerikas Antiterror-Eliteeinheit zu töten. Sogar jetzt, da er nicht mehr aktiv war, hatte sich daran nicht viel geändert. Er hatte immer noch die Anweisung, es sofort der Spionageabwehr in den Naval Investigative Services zu melden, wenn er glaubte, überwacht zu werden.
    Colemans Pager vibrierte. Er blickte auf das kleine Display hinunter und erkannte sofort, dass es die Nummer von Seamus’ abhörsicherem Telefon war. Nach der siebenstelligen Nummer folgten jedoch drei weitere Ziffern, die Coleman zutiefst beunruhigten. Sie sagten ihm, dass offenbar etwas Schwerwiegendes vorgefallen war und dass sie sofort reden mussten.
    Coleman saß etwa eine halbe Minute regungslos da und überlegte, wie er vorgehen sollte. Nachdem er einen Plan gefasst hatte, schaltete er den Fernseher aus, schnappte sich seine Schlüssel und eine schwarze Lederjacke und ging zur Tür. Auf dem Weg in den Keller hinunter überlegte er, was wohl schief gegangen sein mochte. Er wusste von Michaels Absicht, von dem Band Gebrauch zu machen, doch darüber hinaus hatte er keine Ahnung, was in den vergangenen sechzehn Stunden passiert war. Coleman ging an seinem Kellerabteil vorbei und blieb vor dem Abteil stehen, das dem älteren Gentleman im Erdgeschoss gehörte. Er zog eine kleine schwarze Taschenlampe hervor und überprüfte die Wachssiegel, mit denen er die Scharniere gesichert hatte. Beide Siegel waren intakt.
    Er brauchte nicht einmal eine Minute, um das Schloss zu knacken. Im Abteil räumte er einen Stapel Kisten und Schachteln beiseite, um an seinen Kasten aus rostfreiem Stahl zu gelangen. Coleman beschloss, dass es Zeit war, alle Spuren zu verwischen. Es war einfach zu riskant, irgendetwas hier zu lassen, das die FBI-Leute finden konnten. Er stellte den Kasten draußen auf dem Gang ab und sperrte das Abteil wieder zu. Dann öffnete er den Kasten und holte ein Scrambler-Telefon heraus, das mit dem von O’Rourke identisch war. Er nahm die braune Tasche unter einen Arm und den Kasten unter den anderen und ging zur Haustür hinauf.
     
    Auf der anderen Straßenseite, in dem Haus gegenüber Colemans Wohnung, wurden Skip McMahon und die anderen FBI-Agenten aktiv. Coleman hatte das Haus am Morgen schon einmal verlassen, um zu joggen, doch ansonsten hatte er sich in seiner Wohnung aufgehalten. McMahon trug eine schwarze Baseballmütze und einen großen Kopfhörer. Mit Hilfe der Richtmikrofone konnte er hören, wie Coleman den Fernseher ausschaltete. Dann hörte er das Klimpern der Schlüssel und das Offnen und Schließen der Wohnzimmertür. McMahon hob sein Walkie-Talkie an die Lippen. »Leute, macht euch bereit. Ich glaube, der Vogel will ausfliegen.«
    Die beiden anderen Agenten traten zu McMahon ans Fenster. Einer der beiden rief bei den drei Autos an, die sie in nahe gelegenen Seitenstraßen postiert hatten, und verlangte einen Lagebericht. Sie warteten eine volle Minute, doch Coleman tauchte nicht an der Haustür auf. »Sam«, sprach McMahon in sein Walkie-Talkie, »sehen Sie irgendjemanden in der Gasse? Over.«
    Der Agent, der mit seinem Wagen am Ende der Gasse postiert war, blickte durch seine Nachtsichtbrille hinaus.

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