Das Ultimatum
Seit McMahon sie davon verständigt hatte, dass Coleman das Haus verlassen würde, hatte er die Hintertür nicht aus den Augen gelassen. »Negativ, over.«
»Komm schon, wo bleibst du denn?«, murmelte McMahon ungeduldig, die Haustür nicht aus den Augen lassend. »Komm schon … komm endlich.«
Kaum hatte McMahon die Worte gesprochen, kam Coleman schließlich doch noch heraus. »Wir haben ihn«, meldete er seinen Leuten über Funk. »Er trägt eine Tasche und einen großen Metallkasten mit sich … Er geht zu seinem Wagen. Lasst schon mal den Motor an und meldet es der Zentrale.« McMahon beobachtete, wie Coleman in seinen Ford Explorer einstieg und die Tür schloss. Er klopfte einem der Agenten auf die Schulter. »Halten Sie die Stellung, solange wir weg sind«, wies er ihn an, »und sagen Sie der Zentrale, dass wir vielleicht einen Hubschrauber brauchen werden. Auf geht’s, Pete.« McMahon und der Agent liefen die Hintertreppe hinunter und auf die Gasse hinaus. McMahon sprang auf den Beifahrersitz von Special Agent Pete Arleys Chrysler Minivan, der mit Kindersitz und einer Packung Feuchttüchern auf dem Armaturenbrett ausgestattet war. Arley startete den Wagen und fuhr die Gasse hinunter, während McMahon damit beschäftigt war, die drei anderen Autos, die in der Umgebung postiert waren, zu koordinieren.
Die Auto-Karawane bewegte sich vom Adams-Morgan-Viertel in die Gegend der Howard University. Sie hatten Colemans Wagen von allen Seiten im Visier, sogar aus der Luft. Ein FBI-Überwachungshubschrauber war in Position gegangen und hatte das Dach von Colemans Geländewagen mit einem Laserstrahl markiert. Die Wagengruppe bog in die Michigan Avenue ein und fuhr am Trinity College und am Veterans Administration Hospital vorbei.
Coleman wusste genau, was er tat. Hier im Universitätsviertel konnte er die FBI-Wagen aus den Seitenstraßen hervorlocken. Die Michigan Avenue war die einzige Durchgangsstraße in diesem Teil der Stadt. Alle anderen Straßen endeten irgendwo bei einem Universitätsgebäude. Er war noch nicht bemüht, seine Verfolger abzuschütteln; er versuchte nur, ihnen den Job zu erschweren.
Der ehemalige SEAL zog ein kleines Wanzensuchgerät aus der Tasche und tastete zuerst das Lenkrad und das Armaturenbrett ab und danach den restlichen Wagen, soweit das vom Fahrersitz aus möglich war. Er steckte den Sensor wieder ein und bereitete sein Scrambler-Telefon vor. Dann drehte er das Radio auf und richtete die Lautsprecherboxen zum Heck des Wagens. Falls sie auf dem Rücksitz oder im Kofferraum Wanzen installiert hatten, so wurden sie nun durch die laute Musik unbrauchbar.
Coleman blickte noch einmal in den Rückspiegel und wählte dann die Nummer. Es klingelte mehrere Male, ehe sich Seamus meldete. »Hallo.«
»Was gibt’s?«
»Michael ist entführt worden.«
»Entführt? Von wem?«
»Das wissen wir nicht, aber wir glauben, dass es Nance war.«
Coleman stieß einen Fluch hervor. »Hat Michael ihn mit dem Band erpresst?«
»Ja.«
»Verdammt. Ich habe seit letzter Nacht nichts mehr mitbekommen. Du solltest mir vielleicht erzählen, was seither passiert ist.« Coleman hörte aufmerksam zu, während Seamus ihm eine Kurzfassung der Ereignisse gab. Er berichtete ihm nicht nur, wie Michael von dem Band mit Arthurs Geständnis Gebrauch gemacht hatte, sondern auch, dass Liz nach Michaels Verschwinden mit Stansfield gesprochen und ihm ein Ultimatum gestellt hatte.
Coleman verarbeitete die Informationen so schnell wie möglich und stellte kaum Fragen. Als Seamus zum Ende der Geschichte kam, blickte Coleman auf die Uhr und sah, dass sie schon fast zwei Minuten telefonierten. Wenngleich diese kleinen Wunderwerke der Technik, die Seamus und er gerade benutzten, als absolut unaufspürbar galten, so hatte Coleman doch in all den Jahren gelernt, sich niemals hundertprozentig auf irgendein Gerät zu verlassen. Er wollte die Zwei-Minuten-Grenze nicht überschreiten und fragte Seamus noch nach der Nummer, unter der er Stansfield erreicht hatte. Er fügte abschließend hinzu, dass er in zehn Minuten zurückrufen würde, und legte dann auf. Nach einem kurzen Blick in den Rückspiegel dachte er fieberhaft nach, welche Möglichkeiten er hatte. Wenn sie Michael nicht rasch befreien konnten, würde es ziemlich brenzlig werden. Sie mussten Nance so schnell wie möglich unschädlich machen. »Wenn ich die Chance dazu bekomme«, flüsterte er vor sich hin, »dann bringe ich die Sache auf meine Weise zu Ende.«
Der
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