Das Ultimatum
kastanienbraune Audi hielt vor dem Tor an, und zwei wachsame Augen blickten durch das kugelsichere Fenster des Wachhauses auf den Fahrer hinunter. Der Wächter war von seinem Chef informiert worden, dass dieser spezielle Gast ohne vorhergehende Inspektion eingelassen werden konnte. Mike Nance hatte in all den Jahren eine Menge von Arthur Higgins gelernt, unter anderem auch, dass es sinnvoll war, seine eigenen Sicherheitsleute zu beschäftigen. Der Secret Service wäre mit manchen seiner Aktivitäten bestimmt nicht einverstanden gewesen, wie der heutige Abend wieder einmal bewies. Das schwere Tor glitt auf, und der Wächter gab dem Fahrer mit einem Nicken zu verstehen, dass er weiterfahren konnte.
Der Audi fuhr die lange, frisch asphaltierte Zufahrt hinauf und hielt vor dem Haupteingang an. Jarod stieg aus, öffnete den Kofferraum und blickte auf O’Rourke hinunter, der wie ein Fötus zusammengerollt dalag.
Der Abgeordnete sah aus zusammengekniffenen Augen zu dem Mann auf, der ihn entführt hatte. Er fühlte sich zwar noch etwas schlapp, doch seine Denkfähigkeit war von dem Mittel, das ihm der Kerl verpasst hatte, nicht beeinträchtigt worden. Während der halbstündigen Fahrt in der Dunkelheit des Kofferraums hatte er sich zusammengereimt, was passiert sein musste. Es gab nur einen, der hinter dieser Aktion stecken konnte. Garret hätte niemals den Mumm aufgebracht, so etwas allein durchzuziehen, also konnte es nur Nance sein. Michael wusste, dass er nur dann eine Chance hatte, wenn Liz sofort nach ihrer Rückkehr Tim und Seamus verständigt hatte. Wenn nicht, würde Nance ihn ohne Zweifel mit Drogen voll pumpen und ihn zum Reden bringen, so wie er selbst und Coleman es mit Arthur gemacht hatten. Er musste erst einmal Zeit gewinnen, bis sie ihn fanden.
Der Mann, der aussah wie ein netter Opa, zog ein mittelgroßes Kampfmesser aus seinem Trenchcoat hervor und beugte sich über den Kofferraum. Mit einem kurzen Ruck durchtrennte er die Plastikfesseln an den Fußknöcheln und half Michael aus dem Kofferraum.
O’Rourke spürte die Nachwirkungen des Mittels, das ihm der Mann gespritzt hatte, umso stärker, als er wieder auf den Beinen stand, die sich recht wackelig anfühlten. Jarod stützte ihn mit einem Arm, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, und so gingen sie zusammen auf die Haustür zu. Nach einigen Schritten fühlte sich Michael wieder sicher genug, dass er ohne fremde Hilfe gehen konnte.
Als sie das Haus erreicht hatten, ging die Tür von innen auf, und Mike Nance trat mit einem Lächeln auf den Lippen heraus. »Guten Abend, Gentlemen.« Nance trug eine dunkle Wollhose, ein weißes Hemd und eine blaue Strickjacke.
O’Rourke musste sich sehr beherrschen, um sich nicht auf den selbstgefällig grinsenden Mann zu stürzen. Er trat einen Schritt vor, doch der Fremde, der ihn stützte, hielt ihn zurück. Jarod presste zwei Finger in den Druckpunkt unter seinem rechten Arm, und Michael krümmte sich vor Schmerz.
»Aber, aber, Herr Abgeordneter, benehmen Sie sich gefälligst«, sagte Nance, als spräche er mit einem ungezogenen Schuljungen. »Sie werden meinen Freund doch nicht verärgern wollen.« Nance forderte die beiden Männer mit einer Kopfbewegung auf, ihm ins Haus zu folgen. Jarod lockerte seinen Griff ein wenig und führte Michael durch die Haustür. Die drei Männer gingen über den Flur und traten in den großen Raum ein.
O’Rourke wandte sich nach rechts und sah Stu Garret mit einem Drink in der Hand hinter der Bar stehen. Er starrte den Stabschef des Präsidenten wütend an, und Garret blickte zur Seite. Nance zeigte auf Michaels Mund und sagte: »Jarod, Sie können ihm das Klebeband abnehmen.« Der etwas kleinere Mann hob den Arm und riss O’Rourke das Band vom Mund. Michael ignorierte das Brennen und starrte weiter Stu Garret an.
Nance hielt sich in sicherer Entfernung, als er sich an O’Rourke wandte. »Herr Abgeordneter, heute Morgen sind ein paar Dinge offen geblieben, die wir noch zu erledigen haben.«
O’Rourke sah Nance verächtlich an. »Was ich zu tun hatte, das habe ich getan, indem ich Ihnen die Nase gebrochen habe.«
Nance drehte sich um und blickte in den Spiegel hinter der Bar. Vorsichtig fasste er sich an die geschwollene Nase. »Ja, ich glaube, dafür bin ich Ihnen noch etwas schuldig.« Er wandte sich wieder O’Rourke zu. »Jarod, würden Sie ihm bitte die Nase brechen?«
Michael konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Der Mann, der neben ihm stand, packte seine
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